Darf ich dir hier uhuere stolz präsentieren:

Das ist Guéri. Guéri-Don.

Für sprach-und frankoaffinen Mitlesern ist der Link nicht besonders schwer- Eher besticht er durch seine Subtilität, na klar- muss so. Drum heisst doch jede weisse Vespa Bianca, jeder verdorrte Rosenknospe Hagebutte, jeder Frosch Flip.

Le Guéridon ist französisch und heisst: Der Beistelltisch.

Er passt extrem gut zu unserem Ohrensessel, und demnach auch zu der gesamten Einrichtung. Seine Marmorplatte erinnert an Carrara -den Steinbruch, den wir vor zwei Jahren besuchen durften. Und die Messingbande zringseltum…

-Ähm, muss das so? Macht das Sinn, dass diese über den Rand kragt?

Oh ja- Denn das Ding ist angelehnt an ein anderes Erzeugnis, welches in Frankreich Ende des 18. Jahrhunderts extrem en vogue war, dann wieder etwas verebbte -denn da kam eine (Rübe ab-) Revolution dazwischen- und danach erlebte dieses Beistelltischchen seine beispiellosen Glanzzeiten. Denn als Spieltisch diente das praktische, runde Tischchen, in den man ausser Karten und Würfelspiele auch Platten mit Spielfeldern eingelegt werden konnten, und so 3-5 Mitspielern die Gelegenheit gab, überall zu spielen. Dazumal hiess der Tisch noch Bouillotte. Dieser Name wieder kam von einem Kartenspiel, welches als Vorläufer des Pokerns galt.

Ah, drum der Rand..

Mit der Zeit wurde der kleine Tisch sozusagen salonfähig, und in der abgeschwächten Variante als Beistelltisch -oder äben Guéridon- als praktische Ablagefläche für Drinks/Aschenbecher/Damenhandtaschen, wasauchimmer näbem Sessel.

In der gehobenen Gastronomie (wenn sie denn dann wieder geöffnet haben darf) sieht man den Tisch -meist auf Rädern- noch oft. Das Servicepersonal benötigt den Tisch für Arbeiten, die es vor den Gästen ausführt. Der Beistelltisch wird bei Bedarf an den Tisch des Gastes gestellt. Auf ihm wird tranchiert, angerichtet, flambiert, Speisen für den Nachservice warm gestellt, sowie der Wein serviert.

In unserer Zeit ist das Beistelltischchen was altbackenes, lieber wird mit einem Couchtisch (Au-meine Knie!) oder mit Sideboard’s die Wohnung eingerichtet.

Wer hat denn schon Zeit für im Stuhl oder auf dem Sofa sich zu fläzen, und sich einen gemütlichen Drink -mit Alk oder auch gerne ohne- ab dem Beistelltischchen zu genehmigen…

Eigentlich könnte man mit einem Blick in die Wohnung sagen, ob der Gastgeber Wert auf Gemütlichkeit legt oder nicht.

Mit eben so einem Beistelltisch.

Es gibt sie in allen Farben/Formen/Materialien. Sie sind praktisch, weil sie nach Bedarf da aufgestellt werden können, wo sie gebraucht werden. Sie nehmen wenig Platz ein, sind aber äusserst gäbig.

Ich bin auch seit geraumer Zeit auf der Suche nach so was. Denn ich liebe den Ohrensessel, und trinke da drin sitzend gerne einen Kaffee, oder ein anderes Getränk. Bis vor kurzem habe ich immer einen Beinhöcker als Ablage missbraucht.

Eine kipplige Sache.

In Antikgeschäften werden immer wieder söttige Bouillotte-Tische verkauft. Aber ich bin nicht bereit, 2000.- oder mehr für so alten Plunder auszugeben. Habe ja gerne alten Plunder, aber würde ja nie trauen, das zu teuer erworbene Möbelstück dann auch zu gebrauchen. Müsste es unter einer Stoffdecke einpacken, um es möglichst unverseht zu konservieren.

Fragt sich denn nur für was?

Meine Kinder?

Darf ich lachen?

Ich also auf der Suche nach öppis Rundem/Praktischen/Hübschem/Gäbigem im Auktionshaus. Ich habe schon vieles hier verkauft, aber gekauft? Eher selten. Faktor vier sage ich nur…

Ich überlege immer, soll ich, oder ist es nicht sinnvoll… Biete ich mit, oder lasse ich es bleiben

Eines schönen Tages sehe ich –>Le Guéridon und fand: Den muss ich haben! Der Zustand war ganz okey, die Marmorplatte gefiel mir, und der einfache Stil ohne viel Chichy und Schubladen. Dann der feine Messingrand.

Gefällt mir!

Ja, das Teil könnt ich mir bei uns zuhause gut vorstellen.

Ich nehme es also in den Beobachter. Einige Tage später kommt die Frage eines Interessenten: «Bin sehr am Tisch interessiert, sind sie in der Nähe von Zürich unterwegs?» Die Verkäuferin am schönen Bielersee antwortete, dass sie nicht vorhabe nach Zürich zu fahren. Aber der Versand des Tisches sei kein Problem.

Gut- da wären wir demfall sicher zu zweit, die den Guéri möchten…

Hmmm…

Wieder ein paar Tage später eine zweite Frage, von jemandem anderen :

«Würde kaufen, wenn Versand möglich.»

Ääh- Wenn du lesen könntest, hättest du gesehen, dass Versandkosten hinterlegt sind.. Aber das mit dem Lesen ist halt ja so eine Sache…

Ach herrjee..

So sind wir also mindestens zu dritt. Uuh… da sehe ich schon die Felle davonschwimmen -Also, das Tischchen wird eh nicht zu mir kommen.

Nicht für jeden Preis.

Schnitt.

Letzte Stunde der Auktion.

Noch kein Gebot, aber auch keine weiteren kurligen Fragen an den Verkäufer.

Hmm, macht mich grad nicht ruhiger… Eventuell warten alle still und heimlich -So wie ich ….Uupsss!

Aber ich hätt den Guéridon halt doch so gern, hab mich fascht chli dran verguckt..

Hmm, wie weit lasse ich mich da hochbieten?

Also, wenn ich den schon nicht haben kann, soll der Gewinner aber auch e bitz mehr bezahlen! Mitbieten, als Genugtuung, dafür, dass er den mir dann wegschnappt (böse, gell…).

So kreisen meine Gedanken, und ich stelle mich auf einen Dreikampf ein.

Nun gut noch zwei Minuten.

Aber kein Gebot.

-Ich warte noch.

Eine Minute, 30 Sekunden.

-Ich warte noch.

Eine Minute.

-Ich warte noch.

30 Sekunden.

-Ok! Aber nun! Zuschlag!

Aber was passiert jetzt?

Die Zeit hüpft wieder auf zwei Minuten.

Ouu, ich Tröte! Stimmt, wenn jemand unter zwei Minuten noch bieten tut, verlängert sich die Auktion um zwei Minuten.

Also heisst das wieder Geduld, tutto da capo…

-Eine Minuten 45 Sekunden.

Noch kein weiters Gebot.

-Eine Minute.

Mann, die Andern müssen aber eiskalt sein!

-30 Sekunden.

Langsam werde ich würkli nervös!!

-20 Sekunden.

Gebannt sehe ich auf den Countdown.

-Zehn Sekunden.

Wo (!) bleibt euer Gebot?

-Fünf Sekunden.

Na, jetzt müsst ihr aber was tun, Kollegen, wenn ihr schon so gross puupen tut mit Kaufinteresse!!

-Vier.

-Drei.

-Zwei.

-Eins.

….

Ich trau mich gar nicht zu schauen, bin überzeugt, dass noch in letzter Sekunde von den zwei Anderen geboten wird.

-«Sie haben die Auktion gewonnen!».

Was? Hä?

Huh?!

Wo sind die anderen zwei? Mit den kurligen kaufwilligen Fragen? Ist es nun würkli meins?? Oder kommt da noch ein Gebot irgendwie daher?

Ich warte ein paar Minuten, bis ich es begreife und mich umsomehr und choge schampar freuen tu.

Der Guéridon gehört mir!

Juch-huu!

Bereits wenige Tage später erreicht mich das Paket, chli putzen und Möbelpolitur- schönere, unauffälligere Filzli an die Messingbeine, Blüemli und Deko drauf- Fertig!

Sieht sowas von schigg aus!

Und ich hab ein megawunderschönes Schnäppchen machen dürfen!

Habe usinnig Freude dran!

Kategorien: Zuhause

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