Es ist jedes Jahr ein wiederholendes Ritual. Man stellt sich zu Weihnachten einen Weihnachtsbaum in die warme Stube. Weshalb wir flächendeckend so einen Halleluja-Wädel aufstellen, das weis ehrlich gesagt eigentlich keiner. Denn weder passt es zur christlichen Szene, wo Jesus aufgewachsen sein soll, noch ist das vom Wintersonnenwendefest total verkirchlichte Symbol jemals biblisch erwähnt.

Und trotzdem ist es derart tief verankert dass wir alle nicht ohne diesen Baum an Weihnachten auskommen möchten. Es sind doch Kindheitserinnerungen, welche wir so wieder aufleben wollen, denn rein rationell gesehen hat dieses Nadelgehölz absolut nichts in unseren Stuben verloren. Vorallem weil dieser abgesägte Baum nach ein bis zwei Wochen der Grünabfuhr mitgegeben wird.

Wo bleibt denn die Nachhaltigkeit?? Klar, es gibt heutzutage etliche Alternativen. Bäume im Topf, welche man nach den Festtagen retournieren kann oder gar über Weichnachten zum mieten oder was auch wieder hoch in Mode kommt sind künstliche Bäume (gerne bunt blinkend) aus China.

Oder keinen Baum.

Egal, zu welchem Modell man sich entscheiden tut, wieso tun wir das dem Baum denn an? Könnte man nicht stattdessen was Passenderes geben? Kann doch auch ein hüpsches dekoriertes Fenster, eine mit Kugeln gedeckte Tafel oder schönen weihnächtlichen Bildern ausreichend sein?

Weshalb hängen wir nur so an dem Nadelbaum? Ohne ihn geht würkli nichts, Weihnachten sind nur halb so schön ohne.

Da schwelgen wir schon in einer Blase, welche wir nicht trauen, aus ihr heraustreten.

Man machts einfach, es war immer so. Die Tannen kommen sogar mit Camions Tausende von Kilometern aus Nordeuropa, die sind bevor die hier verkauft werden, bereits seit vier Wochen tot.

Ich habe -seit ich eine eigene Wohnung hab- immer chli drauf geachtet, die Bäume wenigstens vom lokalen Bauern zu beziehen. Erst später merke ich, dass auch hier teilweise Camions eingeführte Bäume abladen, und diese nun verkauft werden.

Also switchen wir auf das langsam in Mode kommende Selber-aussuchen-und-dann-absägen-Baum. Gefällt uns gut, und wir machens von da an nur noch so. Gehen einen Baum aussuchen, lassen den Bauern den Baum umsägen, und bringen ihn im Netz nach Hause.

Traditionell habe ich meist drauf geachtet, am 1. Dezember den Baum aufgestellt zu haben.

Meine Überzeugung ist es, das es gut tut, in der dunkler werdenden Dezemberzeit einen feinen Tannenduft in der Wohnung zu haben, und mir der festlich geschmückte Baum den ganzen Dezember Freude macht. Da dieser Baum frisch geschlagen wird, vermag er ohne zu nadeln die Weihnachten gut zu überstehen.

Eigentlich ist es für mich ein Adventbaum, kein Weihnachtsbaum.

Dazu kommt, dass er bei uns in der Zwischenzeit von Weihnachten und Neujahr zum Balkon rausfliegt- Wir möchten im neuen Jahr nicht mit einem alten Baum starten.

Anfangs standen wir mit dieser Einstellung sehr alleine da, es war sehr schwierig, Anfangs Dezember überhaupt einen Baum zu kriegen, die meisten beginnen erst ab Mitte Dezember mit dem Verkauf von Weihnachtsbäumen.

Mittlerweile gibts aber immer mehr, welche bereits Ende November frisch geschnittene Bäume anbieten tun.

Wir haben uns geeinigt, in der ersten/maximal zweiten Dezemberwoche den Baum zu holen, ein interner Kompromiss. Wir stöbern stundenlang in der Plantage rum, bis wir uns entschieden können, uff. Je mehr Auswahl, desto mehr Entscheidungsschwierigkriten.

Haben auch einen Bauern gefunden, bei welchem man ab Oktober den Baum aussuchen und markieren kann, und dann nur noch kommen, sägen und das Bäumchen mitnehmen kann.

Unsere Katze hat den Baum geliebt, sie lag stundenlang unter dem Baum, ihre Augen glänzten und funkelten, obwohl sie nie eine Kugel kaputt gemacht hat, oder am Baum raufgeklettert ist.

In einem Jahr haben wir sogar der Kleinen einen eigenen Baum hingestellt, wir hatten also zwei Bäume. Ist absolut kein Problem, denn Baumschmuck haben wir zur Genüge, es würde auch nach dem kreativen Ausmisten letztes Jahr immer noch sicher für sieben bis acht Bäume reichen.

Als uns unser kleines Haustier verlassen hat, kam bei uns der Wunsch nach dem Weihnachtsbaum auch irgendwie nicht mehr auf.

Die Pandemie kam, dadurch verschiebt sich alles ein bisschen. Wir müssen erst mal mit der neuen Situation lernen zu leben. Drum gab es im letzten Jahr keinen Baum als Weihnachtsbaum.

Auch diesmal diskutierten wir, Baum ja, oder nein. Und irgendwie entscheiden wir uns dagegen. Macht nix, wir haben einen wunderschönen Adventskranz, und die Wohnung wunderschön dekoriert.

Bereits ist der dritte Advent. Für den Baum ist’s doch eh zu spät.

Trotzdem kommt die Diskussion doch nochmals auf, wollen wir nicht doch noch einen Baum?

Keine halbe Stunde später stehen wir beim Bauern, diesmal nicht in der Plantage, sondern bei der Scheune. Er hat auch hier eine schöne Auswahl an Weihnachtsbäumen.

Einen Baum schnell aussuchen? Vergiss es. Wir pendeln hin und her, der einzige Unterschied zu den anderen Jahren ist, dass wir heuer keine dreckigen Schuhe bekommen, aber sonst ist es gleich zeitaufwendig.

Schlussamänd entscheiden wir uns für ein grösseres Exemplar als geplant- Ist aber gut so.

Der freundliche Bauer hilft sogar beim Einladen des Baumes ins Auto, und unser Angebot, für ein Kaffee den bei uns aufzustellen, hätte er gerne angenomnen, leider warten noch andere Leute auf ihren Baum.

Hihihihi.

Glücklich fahren wir nach Hause- Hah! Wir haben doch noch einen Baum.

Egal, öb sinnvoll oder nicht.

Freuen uns sehr über den Entscheid.

Aufgestellt ist er schnell, unsere selbstgemachte Decke mit den Sternen funktioniert immer noch, und der Baumständer ist der Hammer.

Dieses Jahr versuchen wir was ganz neues: Wir schmücken unsern Baum erst mit einer feinen elektrischen Lichterkette. Und wir bereuen es überhaupt nicht. Denn nebst den vielen Kugeln und den richtigen Kerzen gibt die feine, warme Licht der Kette ein wunderschöner Anblick des Baumes.

Man darf ihn ab sofort angucken kommen- Kaffee/Tee gibts immer. Aber denk dran, nach Weihnachten ist Knut auf Besuch- der Baum fliegt, smile.

Kategorien: Zuhause

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