Das Zimmer mit Sicht auf Meer und Hafen ist wunderbar, die englisch angehauchten Farben (Hauptsache satt und in beissenden Kombinationen untereinander) sieht man ja beim schlafen nicht. Wir hören durch das geöffnete Fenster, dass es draussen leicht regnen tut. Wir haben uns drauf eingestellt, heute einen Regentag zu haben, aber bei dem bisherigen Glück mit Wetter wäre es sehr vermessen, schon jetzt den Grummli zu haben und mit einem Lätsch rumzulaufen.

Macht nix. Wir haben ja kein fixes Programm. Sind flexibel und gehen wie Igel der Nase nach.

Das Frühstück im wunderschönen Panoramasaal war ok, und wenn man lösliches Kaffeepulver in den angebotenen Lütteri-Kaffee tut, auch einigermassen akzeptabel. Mein armer Chauffeur leidet so, wenn er nicht einen anständigen Kaffee kriegt…

Wir bepacken unseren Hubi, der gut bewacht im Hinterhof auf uns wartet, und gehen nach dem Checkout nochmals zu Fuss in die Stadt. Wollen noch schnell in den Fischmarkt, denn die Vögel haben wir lautstark gehört, als die vereinzelt eintreffenden Fischkutter frühmorgens mit ihrem Fang in den Hafen fahren.

Die Auswahl ist riesig, Fische, Krebse, sogar Hummer, Muscheln in allen Formen und Grössen. Ein echtes Delikatessenbuffet!

Wir brauchen aber nun einen Espresso, den wir uns an der Flaniermeile gönnen. Also das mit Kaffee, das müssen Hotels unserer Ansicht nach schon noch lernen.

So, weiter gehts. Da der ganze Tag Regen verspricht, möchten wir gerne ein Schloss besichtigen. Aber nirgends hats was Anständiges- ist halt nicht das Loiretal, smile. Wir folgen jedoch -so gut es geht- dem Küstenverlauf, eine Küstenstrasse, wie man sich diese klassisch vorstellt, gibt es hier nicht. Man geht immer ins Landesinnere, und bei einem Ort sticht man dann quer zur Plage, dem Strand.

Die Alabasterküste, wie sie hier genannt wird, ist geprägt von Kalkfelsen und bunten Steinen jeglicher Form. Wir staunen jedes Mal, wenn wieder runterstechen und ein Auge voll Meer und Strand und Felsen nehmen.

In Dieppe ist das Wetter zu garstig um einen Spaziergang an der wunderschönen Hafenmole zu machen, aber wir tuckern gemütlich mit Hubi die Promenade entlang. Hoch oben steht ein Château. Das möchten wir besuchen. Die Öffnungszeiten verwirren uns e bitz, eigentlich sollte es an einem Sonntag doch offen haben. Ja, hätte es, wäre da nicht die Mittagspause… Parbleu!

Wir haben aber nicht gross Lust auf warten im Regen, zumal wir ganz schön angenässt wurden beim letzen Strandbesuch (es schiffte quereweg!), und mein Bester kommt mit der glorreichen Idee, am Meer ein Studio mit Küche zu mieten. Wir freuen uns jetzt schon auf den Teller Pasta, mjam!

Das Wetter ist chli trockener, aber immer noch nicht trocken. Wir brauchen für unseren Znacht noch Teigwaren und Sauce, und fürs Frühstück frisches Brot. Der Sürchler ist ja eh dabei auf der Reise, dann gibts auch anständigen Kafi.

Einen Supermarkt zu finden, der Sonntag Nachmittag offen hat, und nicht gleich in Paris liegt, ist noch schwer, aber wir finden einen, relativ nahe, und fahren den auch mit Hilfe unseres Navis irgendwie an.

Der Laden ist offen, aber wir treffen keine Menschenseele drin an. Die Frischetheke mit Fisch ist leer, und die Alkoholsachen sind abgedeckt, und nicht für den Kauf am Sonntag Nachmittag bestimmt.

Es läuft aber Musik, und die Gesteller sind voll.

Hmmm, ein Hint für einen Krimianfang…?

Wer weiss….

Wir finden alles, was wir brauchen für die Übernachtung, sogar Handtücher (der Vermieter weist drauf hin, dass keine vorhanden seien im Appartement), im maritimen Look. Toll.

Wir gehen zur Kasse, aber auch da nirgends eine Person. Hmm. Nur die selfcheckout Kassen sind grün.

Nun denn, dann scannen wir die Ware und bezahlen problemlos und umrechnungsfrei mit unserer Neon Karte.

Da! Ein Mensch!

Es ist der Shopmanager.

Und Sicherheitsbeauftragter.

Und Auffüller.

Und Putzkolonne.

Er mache dies am Sonntag immer alleine, das sei so von «oben» bestimmt. Sparmassnahmen, wir kennens..

Plaudern nochli mit ihm, und wünschen ihm dann einen schönen Dimanche.

Wir gondeln durch die Gegend, was sich hier sehr lohnt, denn wir sehen viele Schlösser, Landsitze und megahüpsche Häuser, welche beim schnelldurchfahren sonst niemals aufgefallen wären. Hier lohnt sich das langsame Vorankommen, man hat da echt mehr vom Land.

Wir sehen hinter wirklich schönen Landsitzen und Kleinschlössern in Paluel ein Kernkraftwerk, fahren wir mal dahin. Imposant stehen vier Meiler in Form von Riesen Morenköpfen da, alles ist Übermannshöhe mit Stacheldraht grossräumig eingezäunt, das Areal ist enorm gross.

Leider hatte heute das Besucherzentrum zu, und Fotos machen ist hier nicht erlaubt (nicht mal für la grande Gougoule, hier ist alles pixelig). Wären jetzt noch gerne an eine Besichtigung gegangen, aber wir sind da wahrscheinlich zu spontan.

So gehen wir halt ins nächste Küstendorf: Les Petites Dalles. Hier auch wieder links und rechts die hohen Kalkfelsen, man sollte nicht unter den bröckelnden Felsformationen spazieren, die Steilwände sind -wie es sich für Kalk gehört- recht spröde und brüchig.

Ein weitaus bekannterer Zeitgenosse als wir zwei war 1880 hier, ein gewisser Claude Monet hat damals hier diese Felsformationen auf die Leinwand gebracht. Das Original hängt heute in Boston, respektive das Original (in Natura) siehst du hier vor Ort.

Also nicht nur die Gärten in Giverny angüxeln gäll?

Unser Appartement ist in Le Pierre en Port, auch hier ist der Strand links und rechts von eindrücklichen Kalksteilwänden gesäumt, und wir spazieren ausgedehnt bis zum Sonnernuntergang – es ist nüm bewölkt und regnerisch, im Gegenteil: Alle Wolken haben sich verzogen!- ein wunderbarstes Erlebnis.

Unsere heutige Übernachtungsgelegenheit liegt oben an der Klippe, ein Bau aus den Siebzigerjahren, Backstein und Beton. Das mehrstöckige Haus ist scheinbar leer, Fensterläden sind zu, und wir sehen keine Menschenseele.

Im Eingang stehen ein paar Pflanzen und Briefkästen weisen auf diverse Wohnungen hin. Auf jedem Stock sind etwa zehn Türen, das Treppenhaus leicht heruntergekommen, aber sauber. Die Beleuchtung eher schummrig, und mich beschleicht ein mulmiges Gefühl.

Hier wäre ein weiterer Teil meines Krimis vor passender Kulisse…

Hoffe, wir wachen morgen auf.

Das Käuzchen ruft.

Gute Nacht!

Kategorien: Normandie

0 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Avatar placeholder

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert