Und wieder langt sich der Leser an den Kopf, studiert das Bild, und denkt sich:

Oje- Was soll den das wieder?!

Ja, wir haben seit Neuem eine Aufschnittmaschine.

Ja, wir haben unsinnig Freude dran.

Ja, es ist leicht dekadent, sowas in der Küche zu haben.

Ja, es hat sich voll gelohnt!

Wer erinnert sich nicht schon an seine Jugend, als man mit dem Mami in eine Metzgerei zum grossen Mann in der weissen Schurz ging, der hinter der Theke leicht brummelig und kantig, aber immer recht freundlich seine Kunden nach dem Wunsch fragte. Er holte alles Mögliche an Fleisch hervor, trieb feinstes Rindsvoressen durch den Wolf für Hackfleisch, schnitt leckere Salami nach Wunsch ab, und den Aufschnitt legte er mit der eleganten Handbewegung vom grade geschnittenen Zustand aufs Wurstpapier.

«Darfs e bitzeli mee sii?» Hiess es immer, wenn er etwas über das verlangte Gewicht schnitt (was er ja jedesmal verkaufsfördernd tat…). Wie soll man das verneinen können?

Und als der Auftrag durch war: «Für de Chlii na es Rädli?» Und reichte mir eine Scheibe Salatwurst oder was ihm halt so zur Hand war. So hatte er natürlich uns völlig in der Hand, und mit meinem Gequengel, ich will wieder in die Metzgerei, erreichte ich einerseits, dass ich mit dem Zuspruch vom Metzger «für de Chlii chli Wurscht!» was zum schneuggen bekam, die Mama Ruhe vor mir, und dem Metzger war die treue Kundschaft gewiss.

Win-win.

Ich hab immer diese Selbstverständlichkeit bewundert, wie er an dieser Schneidmaschine so schöne, feine Fleischwaren schneiden konnte, und wie elegant dann diese Scheiben auf ein gewachstes Papier abgelegt wurden.

Wir haben schon einmal vor geraumer Zeit selber eine Aufschnittmaschine akquiriert, aber sie war etwas billig und bald nüm in Gebrauch. Die Zweite war chli besser, aber immer noch sind die Scheiben je nach dem dicker oder dünner.

So wurde auch diese Maschine im Auktionshaus ausgeschrieben und schlussamänd mit Verlust verkauft.

So feine Scheiben aus Trockenfleisch oder Salami haben wir halt amix schon noch gerne, wenns zum Znacht ein kaltes Plätti geben soll. Aber Fleisch kann man bekanntlich ja auch geschnitten kaufen. Weil nomol so ein minderwertiges Plastikschneideteil wollen wir nicht, und eine Berkel, dafür haben wir weder den benötigten Platz, noch sind wir bereit, eine fünfstellige Summe an Geld auszugeben.

Mami und René hatten vom Catering so eine professionelle italienische Affettatrice in Betrieb, und das Apéroplättli bei ihnen war immer sehr schnell geschnitten, schön drapiert und vorallem mega fein geschnitten.

Als dann Mami Anfang Jahr Richtung Regenbogen gezügelt hat, musste sie schweren Herzens die Maschine aufgeben, denn voluminös ist sie halt schon, und nimmt doch recht viel Platz weg. Das kennt ein Jeder, die Küche bietet halt nur beschränkt Abstellflächen.

Sehr gerne geben wir chli unverhofft dem treuen Stück ein neues Zuhause, und ich räume bereitwillig meinen Panini-Riscaldarer und die Glacemaschine weg, damit die Affettatrice auch den benötigten und genügenden Platz kriegen tut.

Wir nehmen sie auseinander, fetten die Schiene ein und setzen die Maschine wieder zusammen. Die ersten Schnittversuche sind noch recht zögerlich, wir finden noch eine alte Salami, wo wir fein schneiden.

Ist aber scho no lecker, der Unterschied zur abgepackten, geschnittenen Version ist frappant!

Mami kommt wenige Tage später mit einem Fleischkorb, wo’s verschiedene Fleischarten en bloc drin hat. Speck, Mortadella, Rohschinken, alles, was das Herz begehrt. So eine lässige Idee. Wir schauen uns auch in den Lebensmittelläden um nach «Fleisch am Stück». Denn wenn man jahrelang nur geschnittene Ware kauft, muss man sich nun bitz neu organisieren.

Grade weil es e bitz opulent und extravagant ist für uns, beschliessen wir, die Maschine passend italienisch «decadenta(hoch)2» zu nennen. Finden eine passende Schrift, plotten das Wort aus, bekleben die passende Stelle und wuala!

Gseed doch schigg aus? Nid?

Wir plöffen auch nochli desume mit unserer decadenta2 und unser guter Kollege bringt uns an einem Abend sicher zehn verschiedene Wurst-/Fleischwaren, Coppa, Speck, e.t.c. Eine würkli aussergewöhnliche Auswahl echtem Qualitätsfleisch vom Metzger seines Vertrauens.

«Das schafft deine Maschine nie!» Mit einem Augenzwinkern überreicht er mir die Fressalien.

Ha! challenge accepted!

Und los gings!

Ich schnitt von jedem mitgebrachten Stück Fleisch hauchdünne Scheiben ab und lege sie auf eine Platte. Werde dabei gefilmt und fotografiert. Sogar der Mortadella -normalerweise verschmäht er diese Delikatesse- rühmt er und langt kräftig zu. Dazu selbstgemachtes Brot- Ein sehr vergnüglicher Abend ward uns beschert.

So zehren wir lange, lange noch von den Fleischstücken, weil die so dünn geschnitten werden, längt es megalang! Unzählige Znachts haben wir mit diesem immer-pronto Teil zugeschnitten. Und das Fleisch ist vorzüglich und in 1A-Qualität, das merkt man halt schon.

Frisch aufgeschnitten schmeckt so Fleisch eben schon am Besten und wir genehmigen uns sehr gerne was von der reichen Auswahl.

Bei uns ist das Wort Charcuterie wieder voll in. Denn auf die Frage, was machen wir zum Znacht?

Meist nur: Charcuterie! als Antwort kommt.

Und wir lieben es!

Charcuterie passt zu jeder Mahlzeit. Auch als Belag ins Gipfeli, oder auf die Pizza.

Wir lieben unsere decadenta2 über alles und halten fest Sorge zu ihr, und hätscheln sie auch entsprechend. Sie mag das auch, und stolz steht sie in unserer Küche.

Wann dürfen wir für dich charcuterieren?

Kategorien: Coole Sache

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