Das hätt‘ ich nie vermutet! Jetzt ist uns doch der Tisch auf dem Balkon kaputt gegangen. Hörst du‘s splittern? Warum nur! Wieso jetzt! Och nöö!

Der Tisch- an für sich gar nix Spezielles, nichts Wertvolles, nichts Schönes- ist es doch einfach nur ein Tisch. Jedoch hat er für mich eine tiefere Geschichte, und irgendwie tut‘s weh, ihn nun zu entsorgen…

Als ich im 2001 aus dem Tessin nach Hause zurückkehrte, und nach meiner Wohnungs-und halt auch Arbeitssuche war (mein Arbeitgeber war nach nur einem Monat, wo er mich unter Vertrag nahm, in den Konkurs geritten worden, die Pensionskasse war geplündert, und wir mussten 5 Jahre prozessieren, um unser Geld wieder zu erhalten), hab ich für einen für Zuger Verhältnisse günstige Wohnung in Hagendorn gefunden, eine Dreizimmer-Dachwohnung für 1200.-. Sollte reichen, erstmals. Hatte da eine grosszügige Küche, konnte sogar einen Tisch reinstellen, wo man auch dran essen konnte. Diesen musste ich aber erst noch kaufen gehen, und da eine Kollegin auch grade neu einrichtete, gingen wir zwei zum schwedischen Möbelhaus in Spreitenbach. Er war noch am alten Ort, da wo er 1975 in der Schweiz sein erstes Möbelhaus eröffnete. Wir füllen unseren Wagen bis obenhin, das war noch zu der Zeit, als das Haus günstiges und originelles Einrichtungszeug hatte. Am Schluss unserer Tour gings zur Fundgrube, manchmal hatt‘s da äben noch Schnäppchens. Ich sehe einen Tisch, 120x70cm, der wär tipptopp für meine Küche. Milchglas und Aluminium fand ich zu der Zeit eine u-schöne Kombination. Meine Kollegin findet ein Schubladenmöbel aus Massivholz für die Tochter, mit sechs oder sieben Schubladen. Da diese Sachen bereits zusammengesetzt waren passten sie nicht mehr in den Wagen- ich musste einen zweiten holen, und lud die zwei Sachen aus der Fundgrube drauf. So gingen wir vollbepackt zur Kasse und bezahlten die Ware.

Vor dem Auto gings an‘s Verladen, und es war sicher eine Gaudi, uns zuzugucken, wie wir mit den Dingen Tetris gespielt haben.

In diesem Moment stieg mir ein Verdacht auf, stiess ihn aber gleich wieder weg. Beladen das Auto fertig, und ich dränge die Kollegin, schnell den Parkplatz und damit das Geschäft zu verlassen. Ich würde ihr die plötzliche Eile baldmöglichst erklären…

So düsen wir vollbepackt los, und erst weit weg bringe ich mein Auto in einem Parkfeld zum stehen, denn ich wollte was prüfen. Die fragenden Blicke meiner Begleitung ruhten auf mir, was isch au los?

Ich nehme den Kassenzettel hervor, studiere die traditionell kurligen Namen der Möbel, und mein Verdacht bestätigte sich: An der Kasse wurde der zweite Wagen mit Kommode und Tisch glatteweg vergessen zu tippen.

Wir kamen so sehr günstig zu Tisch und Kommode, was uns grade gelegen kam. Denn erstens, mussten wir auch aufs Geld gucken und zweitens, war es Fundgrube-ware, mit Kratzern und Markierungen. Also eigentlich unverkäuflich. Und der Besitzer des Hauses war eh der reichste Schweizer, also wird er den Fauxpas sicher verschmerzen können.

Zurückzukehren kam für uns nun nicht mehr in Frage, denn wir waren fast zuhause.

Der Tisch war wie erwähnt in der Küche, passte gut dahin und stand mir treu als Ablagefläche und Esstisch zu Diensten.

Nach dem Umzug nach Hünenberg hatte er in der Küche keinen Platz mehr, aber auf dem Balkon grad die ideale Grösse, um nicht gleich den ganzen Balkon zu verstopfen, aber wir doch auch zu fünft dran Platz haben könnten. Durch seine Eigenschaft aus Glas und Alu, hat auch das Wetrer und winterliche Verhältnisse ihm nichts ausgemacht. Viele weitere Jahre stand er auch im Hochhaus -erst im fünften, dann im elften Stock- treu in unseren Diensten, und auch wenn die Stühle fast regelmässig alle paar Jahre ausgetauscht wurden, der Tisch blieb doch über zwanzig Jahre ohne Risse oder Beschädigungen auf unserem Balkon.

Bis dann eines schicksalhaften windigen Tages…

Wir sind es uns ja mittlerweile gewohnt, an dieser exponierten Lage unsere Sachen jeweils bei Wind und Sturm festzuzurren, die Windkraft trifft unseren Block amigs mit ungeheurer Wucht. Wenn ich erzähle, dass sich die Glasplämpel unserer Kronleuchter hin und herbewegen, werde ich viel angelächelt- ist aber so. Draussen auf dem Balkon haben wir so eingerichtet, dass der Wind nicht allzuviel anrichten kann, und auch der Tisch steht schon seit unserem Einzug immer an der gleichen Stelle.

Nun ist wieder einer der stürmischen Tage, wir waren grad unterwegs und sehen auf dem Nachhauseweg, uns hats den Vorhang auf dem Balkon verhäddert, und das untere Ende lamped über die Brüstung. Ist nicht schlimm, sieht einfach chli unorganisiert aus. Deheime wollen wir dann den Vorhang wieder richten, er hat sich noch um die Lampe über dem Tisch gewickelt.

Das gabs bis dato auch noch nie!

Da der Stoff auch schon jahrelang hier hängt, war er mittlerweile spröde, und hatte nun wohl von den eckigen Kanten der Lampe einen Schranz. Macht nix- Können wir ersetzen.

Aber ein komisches, knackendes Geräusch fällt uns auf, und wir sehen, es hat uns die Tischplatte zersplittert! Zwei Plämpel wurden durch den Vorhang runtergerissen, und der eine fiel wohl in genau dem saublöden Winkel auf die dicke Glasplatte- dass sie gesprungen ist.

Oh nei!

Wir begüxeln uns die Sache -sieht doch eigentlich noch ganz gut aus, hihi- und merken: Der Tisch ist hin.

Oh nei!

Nach all den Jahren, all den Zügeleien, den unzähligen Essen… einfach so ein apruptes Ende…

Es schwebte noch die Idee rum, ein neues Tischblatt reinzutun, aber der Tisch war an den Ecken genietet, das wäre nur ein Gwääsch geworden. Nun gut, bye-bye treuer Tisch. Warst unbezahlbar, irgendwie.

Hihi!

Gut, hier muss ein neuer Tisch hin. Kommt bitz ungelegen, aber ist nun so. Die Masse waren für uns perfekt, meist sind die Tische grösser, und kommen für uns nicht in Frage. Es sollte ebenso wetterfest sein- also Holz fällt gleich raus. Und die heutigen mit den Lücke n dazwischen nerven eh- wir möchten eine geschlossene Platte, ohne Verlängerung, ohne Schischi.

Ist mfal gar nid so einfach!

Und eigentlich möchten wir denselben Tisch, weil praktisch.

Aber nach über zwanzig Jahren, hat auch das Möbelhaus aus Schweden den Tisch nüm.

Oh nei!

Nun gut: Wies jetzt weitergeht, warum ein Hirsch mit der Sache zu tun bekommt, und ob wir fündig nach einem neuen Tisch werden, das sei an dieser Stelle noch nicht erraten…

Denn der zweite Teil folgt in einer Woche.

Oh nei!

So gemein.

Aber gut.

Kategorien: Persönliches

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