Und wieder einmal beginnt der Tag strahlend, kein einziges Wölkchen ist am Himmel zu sehen. Die Region Franche-Comté ist ja nicht für seine Sonnentage berühmt, eher lassen die Wolken den Regen an den Jurahöhen fallen, aso eher regenintensiv hier. Wir sind sehr froh, das es nicht regnet, froh aber auch um einem zünftigen Wind, der uns die ganze Zeit angenehm begleitet hat.

Es war wie am Meer.

Nur statt Möven sind hier Dohlen.

Statt der salzige Meergeruch betäubt die wunderbar duftende Blüte des Lindenbaums die Nase.

Und statt des stetigen Wellengangs hört man hier das Rauschen der Baumwipfel.

Wir könnten uns noch in diese Gegend verlieben, denn es bietet (zwar erst beim genauen Hingucken) dermassen viel, dass man, wenn man es dann auch schätzt, für eine ganze Weile hier sein kann. Wenn du wie ich, Anfangs über die kurligen Ortsnamen geschmunzelt hast, und nie im Leben von denen hörtest, musst du doch nach der Lektüre der letzten sechs Tage zugeben- Da hätt’s doch noch was für mich drunter, das würde ich auch mal gerne angüxeln, dahin möchte ich auch einmal.

Ich kann es dir wärmsten Herzens empfehlen, die Leute sind sehr freundlich, herzlich und zuvorkommend. Auch wenn dein Französisch noch den Stand von der Oberstufe hat, und sein Gebrauch seit dann nur noch Baguette, Pardon, und Merde! ist, hier bringen sie die Gastfreundschaft von Herzen mit. Das können wir aus eigener Erfahrung bezeugen.

Ein Beispiel gefällig? Das Hotelzimmer in Arbois war ja gebucht und dank unserer Freundlichkeit bekamen wir ja ein kostenloses Upgrade. Das ist doch schon mal toll!

Wenn man den Garagenplatz für Hubi dann auch noch geschenkt kriegt („weil ihr so sympathisch seid…“), dann fühlen wir uns doch sehr geschmeichelt, und bleiben unserer guten Art treu.

Wir halten dies nicht für selbstverständlich- auf keinen Fall- wir geniessen es umso mehr, wie Könige behandelt zu werden.

Aber nun genug der Heucheleien, wir haben heute viel schönes erleben dürfen, drum hier ein kurzer Abriss:

Die erste Etappe nach den Frühstück hiess Salines-les-Bains. Wie der Name sagt, Salinen- also Salzwerke. Hier möchten wir mal sehen, wie man 1200 Jahre lang Salz tief aus der Erde gewonnen hat.

Eine Führung beginnt in wenigen Minuten und wir sind eine überschaubare Grösse an Leuten. Stéphane weiss viel, erzählt sehr viel, und wir sind nicht die Einzigen, die nach einer guten Stunde platt vor Informationen waren. Auf jede Frage hatte er die passende Antwort und die Führung wurde dadurch recht kurzweilig. Diese Saline war in ihrer Blüte eine eigene Stadt in der Stadt. Mit eigenen Stadtmauern, Wachtürmen, eigenen Wohnhäusern, einer Verwaltung, einer Gerichtsbarkeit, sogar eine eigene Kirche war auf dem Gelände.

Salines war im 17. Jahrhundert sogar grösser wie Dôle, der damaligen Hauptstadt des Departments.

Erst die französische Revolution und das andernorts günstiger produzierte Salz bedeutete den wirtschaftlichen Untergang Salines. Man versuchte mit dem Bau eines Bades Kurgäste hier hin zu locken, mit direkter Zugverbindung nach Paris.

Mit heute mässigem Erfolg, denn wer kennt schon Salines-les-Bains ?

Äbe.

Wir steigen tief runter in die Katakomben der Saline, schon im 13. Jahrhundert wurden diese Höhlen gebaut um salzhaltiges Wasser aus den Tiefen zu schöpfen und ans Tageslicht hoch zu bringen. Dieses Wasser liegt schon seit Jahrtausenden hier tief in der Erde, als noch ein Meer sich über alles zog.

Die Gewinnung von Salz war schwieriger hier. Statt wie am Meer, einfach Wasser in grosse flache Bassins zu lagern, und dies von der Sonne und dem Wind verdampfen zu lassen, und dann die Kruste als Salz zu gewinnen, musste man sich hier im Jura was anderes überlegen. Erst musste das Wasser tief vom Boden herausgepumpt werden. Dann wurde die fehlende Sonne und Wind ersetzt mit riesigen Pfannen, die mit Feuer beheizt wurden, bis das Wasser kocht und verdampft. Das sich nun bildende Salz musste in harter Arbeit abgeschöpft und getrocknet werden, bevor es abgefüllt wurde. Ein harter Job. Respekt vor diesen Leuten!

Wau!

Diese harte und aufwendige Förderung des kostbaren Salzes musste vor gut zweihundert Jahren aufgegeben werden, es war zu aufwändig, zu teuer, zu unwirtschaftlich. Für eine Tonne Salz bedurfte es zwei Tonnen Holz! Wahnsinn!

Der Einblick in diese wunderbare Welt der Salzgewinnung hat uns sehr gefallen, auch wenn wir Stéphane -als nicht frankophone- auch sprachlich nicht ganz folgen konnten.

Gerne hätten wir hier noch e bitz Salz als Souvenir mitgenommen. Aber hier läuft ja eben seit 200 Jahren keine Produktion mehr.

Das Dorf Salines-les-Bains ist langgezogen, aber auch recht hüpsch, wieder hängen hier kleine bunte Wimpelchen über dem Dorfplatz, welche fröhlich mit dem Wind wehen. Das gefällt uns sehr.

Wäre schon ein weiterer Ausflug wert…

Nun geht es weiter nach Pontarlier, wo wir uns im Supermarché noch mit französischen Produkten, und chli Mampfereien eindecken. Sind grad richtig von der Zeit, denn beim Verlassen des Centers wuselt es langsam zunehmend von Einkaufstouristen.

Die Schweizer Grenze ist keine Viertelstunde weg von hier, man merkt‘s.

Zeit für ein Picknick! Wir erinnern uns an die schönen Bänkli unter Bäumen nach dem Besuch vom Château de Joux (Tschu), da wo die Maitressen die Schulklassen absolut nicht im Griff hatten.

Heute hat‘s hier sehr viele Cars, und Schattenplätzli gabs auch keine.

Hmmm, was tun?

Mir kommt eine Idee, uns begleitete auf unserer Reise des Öfteren der wild mäandernde Fluss Doubs. In Montbéliard, Besançon, Pontarlier… Und seine Quelle (la Source), soll auch hier in der Nähe sein. Da hat’s sicher Bänklis und meist sind die Quellen der Flüsse noch recht hüpsch gemacht mit kleinem Park oder so.

Spontan wie wir sind, machen wir doch das. Das Navi zeigt eine Wegzeit von 34 Minuten an, kommt uns aber länger vor. Unterwegs kehren wir noch bei einer Käserei ein, kurligerweise heisst der Laden Fruitière des lacs… Egal. Wir bekommen vom feinen Comtékäse einen grossen Mocken, und auch den der zwar aussieht wie Gorganzola, aber ein Hartkäse ist. Fein!

Wir erreichen nach kurviger Fahrt die Source du Doubs. Es hat einiges an Betrieb hier heute ä. Es scheint grad ein Veloetappenort zu sein, hier gibts Bananen und Cola für die Gümmeler (??!). Und ein Campingplatz ist auch noch hier. Mit schönen Cabanes. Einen Skilift gibts auch, wir sind auf fast 1000 Meter über Meer.

Und wie erwartet, die Source ist sehr schön gemacht, leichte Spazierwege und viele Rastbänklis laden ein, hier zu verweilen.

Drum geniessen wir das Picknick umso mehr. Und beobachten die Leute, welche friedlich hier entlang spazieren.

So, nun aber ab über den Zoll, der offizielle Weg würde uns wieder das Tal hinaus in zirka einer Stunde nach les Verrieres führen, da wo die Bourbakiarmee 1871 Asyl in der Schweiz beantragte und auch bekam.

Es gäbe aber noch einen direkten Weg, über den Hügel- wir wären in 15 Minuten in der Schweiz.

Komm, lass uns das probieren. Und wir wurden echt nicht enttäuscht, eine wunderbare asphaltierte Strasse führt uns über den Col Landoz-Neuve. Wunderschöne Landschaften, mit viel Wald, Wiesen, Kühen und vereinzelt Bauernhöfen.

Plötzlich ein offenes Viehgatter, und ein verlassenes Haus.

Das wäre denn die Grenze gewesen. Ha! Sowas! Nun gehts runter bis nach Yverdon (430 Meter über Meer) und dann auf der Weinbergseite bis nach Biel.

Als guter Abschluss, halt schon wieder ennet dem Röstigraben, beschliessen wir, in der ikonischen Raststätte Deitingen Süd zu essen. Hier ist eines der letzten Cindy‘s Dinner, und wir erfahren, dass sie eh nur noch vier Tage offen haben, danach wird umgebaut zum lauen Schnell-Hamburger-Drive-in.

Schön konnten wir die etwas amerikanische Atmosphäre des Diners nochmals geniessen, mich hat die Betondachkonstruktion von Isler viel mehr interessiert, müsste dem mal wieder nachgehen.

Das Auto proppenvoll und viele schöne Momente in den Erinnerungen erreichen wir noch zur Tageszeit unser Daheim.

Eine unbekannte, in Reiseführer oft nicht erwähnte, aber dennoch extrem lohnende Destination, das Franche-Comté.

Fun fact: Besançon ist in gut 2 1/2 Stunden von hier Zuhause zu erreichen.

Liberté

Egalité

Comté

Passt.

Wir kommen wieder!

Bien sûr!

Kategorien: Franche-Comté

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