Nach einer sehr ruhigen Nacht am Hafen (eigentlich haben wir jede Nacht bis jetzt Ruhe gehabt) liegt Bremerhaven etwas im Nebel.

Macht nix, waren ja gestern auf dem Aussichtsguck.

Und es gab einen Temperatursturz von fast zehn Grad, aber auch mit 19 Grad lässt es sich aushalten und eine Stadtbesichtigung machen. Und bedecktes Wetter?

Das wär ja prima.

Denn wir wollen nach Bremen. Sind gespannt, was uns diese Hansestadt zeigen will.

Es sind doch satte 50 Minuten von Bremerhaven, also schon noch eine Strecke zum fahren…

In Bremen parkieren wir in einem Parkhaus im Zentrum, und heben mal die Nase ussen, wo es schöne Plätze und Gebäude hat.

Oh, grad ums Eck ist der zentrale Marktplatz, wunderschöne Gebäude umschliessen diesen grosszügigen Platz.

Hier finden wir das, was man in Bremen am ehesten sucht: Die Bremer Stadtmusikanten. Eine Statue der vier Viecher Esel, Hund, Katze und Hahn erinnern an ein Märchen aus Kindertagen. Wir werden belehrt, dass man erst die Schnauze und dann die Vorderbeine des Esels berühren soll, das bringe Glück.

Du, wers glaubt?

Uns grüselt es e bitz diese abgewetzten und von tausenden Menschen unterschiedlichen Hygienebewusstseins betatschten Statuen nur schon nahe zu kommen.

Foto muss langen. Hihi.

Dann ist da noch was kooleres, was ich im Internet vorgängig gefunden habe: Das Bremer Loch. Am Rand des Marktplatzes ist ein Gullideckel fest verschraubt im Boden. In der Mitte hat er einen Schlitz. Wenn man hier eine Münze einwirft, dann ertönt einer der vier Stadtmusikanten. Koole unterhaltende Idee. Vorallem weil der Erlös der eingeworfenen Münzen bedürftiger Menschen in Bremen zugute kommt. Und derer hat es hier ungewöhnlich viele.

Wir geben gerne was, eine würkli lustige, unterhaltsame Idee.

Nach einem stärkenden Kaffee (also Plörre hatten wir echt genug in diesem Land) beguckten wir noch den St. Petri Dom.

Was uns jedesmal fasziniert an Kirchen, ist die Ruhe, welche diese im Innern ausstrahlen. Man wird zwar extrem klein gemacht durch die riesigen hohen Kirchenschiffe, aber es ist doch immer ein recht schönes Gefühl, in einer Kirche zu sitzen und die sich wie ein Tuch auf dich herabsenkende Ruhe zu geniessen. Bilder und Kanzeln zu betrachten. Die Orgel zu bewundern. Es braucht gar nicht viel Barock und Gold. Auch Corbusiers Kapelle, welche ganz nüchtern ausgestattet ist und in Ronchamp steht, hat diesen Spirit.

Leider diese Kirche in Bremen absolut nicht. Sie ist dermassen disharmonisch, mir ist es drinn überhaupt nicht wohl. Im Hauptschiff bei der Kanzel ist der Altar an der Seitenwand, die Bänke sind wie ein U drumrum. Völlig quer zum Schiff. Vorne in der Vierung hat‘s zwar auch sowas wie einen Altar, aber die Stuhlreihen sind wiederum nach unten zur Kanzel und weg vom Podium gerichtet. Dann fehlt ein Seitenschiff, und es ist trotz viel Licht an den Leuchtern, düster und wüst. Die Krypta ist recht hübsch, aber völlig unregelmässig bestuhlt. Und die Taufkapelle im hinteren Teil des Kirchenschiffes, nun ja, das Taufbecken sieht eher aus wie ein überdimensionaler Kochtopf. So wie der auf drei Füssen steht…

Ich bin noch selten so konfus und kopfschüttelnd zu einer Kirche raus.

Aber da rein geh ich nimmer. Kann der Turm nochso hoch, die Aussicht nochso schön sein.

Neee, nee.

Schnell verlassen wir diesen unruhigen Ort, und gehen zum Schnorrviertel.

Das ist echt hüpsch! Siehe heutiges Beitragsbild.

Dass da noch kein Instragrämmer/Fluenzer hin ist? Das kleine schnukelige Quartier hat die Kriege unbeschädigt überlebt, und ströhmt den ursprünglichen Charme noch voll aus. Jedes Haus hat eine andere Farbe, und es sind viele Handwerksbutiken, welche noch so gerne die Leute über ihre Schultern blicken lässt.

Für mich ein Must-see!

Dann erst die Bremer Stadtmusikanten.

Hihi.

Bei einem weiteren Kaffee beraten wir, wohin unsere weitere Reise nun gehen soll.

Es wären da die ostfriesischen Inseln, welche in jedem norddeutschen Krimiroman vorkommen, und wirklich hüpsch zu sein scheinen. Aber das Wetter ist die nächsten zwei Tage gemäss den unzuverlässigen Wettervorhersagen chli niederschlaghaltig. Und mit der Fähre auf eine Insel, wenns schifft und stürmt??

Not really.

Dann kommt noch dazu, dass wir regelrecht die Kinnlade runterfällt, was hier alles wieviel kostet.

Es sind durchaus Schweizer Preise, die hier geheuscht werden. Und teilweise wirklich ungerechtfertigt. Dann an jedem Strand die Strandgebühr.

Nur für einen Hootsch?

Not really.

So schlagen wir was ganz Kühnes vor, wir satteln unsren Hubi und tuckern aus der Stadt.

Ich kann nun, mit einem türkischen Bier in der Hand auf einem Schiff in einem Kanal sitzend dir sagen:

Diese Fahrt hat sich voll gelohnt!

Mehr gibt es morgen.

Kategorien: Nordsee

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