Eins, zwei, drei! Im Sauseschritt
Läuft die Zeit; wir laufen mit.

Dieses Zeilen habe ich ausgelehnt, sie wurden von Wilhelm Busch geschrieben, welcher 1832 bis 1908 gelebt hat. Aber an Aktualität hat das Zitat bis heute nichts verloren, im Gegenteil.

Tünkt’s dich nicht alle Jahre schlimmer, wie die Zeit da rast? Und wir mit ihr?

Bereits seit 18 (!) Jahren sind wir in diesem von aussen recht dominanten und recht kantigen Wohnsilo zu Hause. Dieser Zeigefinger von Hünenberg, den man bis weit runter in den Aargau und hoch bis zur Seebodenalp sehen kann, vom Flugzeug gut sichtbar ist und auch sonst eine besondere Landmarkierung im beschaulichen Dorf darstellt. Erstellt im Jahre 1973 steht der Backstein/Betonklotz auch schon ein Weilchen hier. Dass er noch einen gespiegelten Zwilling in Inwil/Baar hat, das wissen auch nur die Wenigsten.

Über seine Entstehungsgeschichte konnte ich leider bis dato noch nicht viel herausfinden, geeignete Zeitzeugen (mein Onkel machte hier die Elektroinstallationen, und mein Zimmernachbar beim Gallenstein-Abenteuer war für die sanitären Installationen verantwortlich. Aber schriftlich war auch beim Eigentümer leider nicht mehr Info vorhanden.

Mein Grossvater hätte da sicher noch einiges zu verzellen gewüsst, aber er ist ja nicht mehr da.

Mag mich noch sehr gut erinnern, wie wir uns mal nach einem Besuch bei einer Steelbandkollegin im 9.Stock uns mal profilaktisch auf eine (nicht existierende) Warteliste einschreiben liessen, weil uns der Grundriss der Wohnungen sehr gefallen hat.

Dann ging zwei Jahre nichts, eigentlich habe ich das Ganze vergessen. Der Anruf der Verwaltung, es sei eine Wohnung im 5. Stock, die frei würde, lies unser neugieriges Auge freudig hüpfen. Eigentlich wollten wir nicht schon wieder züglen, denn wir waren an der Gartenstrasse erst grad heimisch geworden.

Aber angucken kann man die Wohnung ja mal, oder?

Ich war wie geflascht, der enge Gang öffnete sich zum Wohnzimmer hin immer weiter auf, und hinter dem Fenster leuchtete mir die fantastische Panorama-Aussicht auf die Alpen entegegen.

Ich wusste, die Wohnung will ich! Da würde es uns gefallen!

Die Wohnung war dann noch günstiger als unser jetziges Daheim, und so setzte ich alle Hebel (mein Korporations-Vitamin-B) in Bewegung, damit wir da in dieses Hochhaus rein können.

Die Zusage war recht schnell, und die perfide Abgabe unseres Vorgängers- Er wollte uns fast sein gesamtes Inventar teuer verkaufen, und auch nach zwei Stunden Wohnungsabnahme war die Wohnung höchstens besenrein- war denkwürdig der schlechteste Start ever! Gut hatten wir den Gemeindeweibel dabei. Auch er schüttelte nur den Kopf.

Irgendeinmal hats mir gereicht, und ich hab den Vormieter recht hässig zur Tür raus katapultiert- Und wir putzten die Wohnung selber. Was für ein Start, und das auf Ende Jahr..!

Nun gut, wir fühlten uns hier recht wohl, unser Büsi auch, und richteten naadisnaa alles nach unserem Gusto ein.

Mit den übrigen Nachbarn hatten wir es recht gut. Man lässt einander in Frieden, aber wenn was ist, kann man auf gute Nachbarschaftshilfe zählen.

Ein schönes Gefühl, auch in einem söttigen Mietsilo mit 36 Wohnungen…

Logisch hatts da die üblichen zwei, drei Querulanten, da wir uns aber nicht mit diesen gross einliessen, lies man uns in Ruhe.

Gut.

Somit wäre eigentlich diese Geschichte fertig.

Wer uns kennt und weiss, wo wir aktuell wohnen, weiss aber- Das geht doch noch weiter…

Oh ja!

Ein paar Monate nach unserem Einzug erfahren wir, dass ein Polizisten-Pärchen (welche unsere Wohnung an der Gartenstrasse auch als unsere Nachfolger besichtigte) in den 11, Stock einzogen sind.

Die Wohnung hat den gleichen Grundriss wie unser Dehei, eifig 6 Stöck höher.

Nun gut. Ist egal, unsere Aussicht über die Blöcke ist echt auch recht ansehnlich. Also ist dies absolut OK für uns.

Sie bekommen ihr Kind, und der Mama ist es nun so weit oben nüm recht wohl…. Also beschliessen sie, in eine Gartenwohnung zu ziehen.

Hier sah ich wieder eine einmalige Gelegenheit- Ihr Mietzins war läppische 10.- Franken höher als unserer! WTF!

Und nun forderte ich wieder gnadenlos mein Vitamin B raus- Diese Wohnung will ich, und diese Wohnung habe ich (trotz Unfähigkeit der professionellen Verwaltung) gekriegt.

Ich bin ja normal nicht so pedrant und fordernd, hier aber durchaus!

Hier oben haben wir sogar Laminat, statt Teppich! Und die Aussicht!

Ich säge dir- Diese phänomenale Aussicht!

Die ist eifig nur Hammer! Losgelöst und ab und zu über dem Nebel bewundern wir auch heute noch diese einmalige Aussicht hier oben im 11fi.

Die Übergabe war es echt auch nicht würdig, aber wenn man 400.- Franken für eine Wohnungsreinigung zahlt, und der nicht mal eine Leiter und Putzmittel bringt…. Also ich würde mich schämen….

Also war wieder einmal Reinigung durch unsere Hände angesagt. Immerhin übernahm die Verwaltung die Hälfte unserer Reinigung.

Aber dies war schnell vergessen, weil diese Aussicht dich echt immer wieder umwirft!

Mittlerweile sind wir auch schon 14 Jahre hier oben, und fühlen uns würkli heimisch. Uns wurde sicher schon dreimal die Attikawohnung gegenüber angeboten, aber uns ist’s würkli wohl hier.

Mit den übrigen Mietern haben wir’s gut, und ab und zu gibt’s ein Schwätzchen, oder wir gehen auf Besuch vorbei.

Nun hat die Verwaltung auf letztem Jahr auf Antrag von Mietern grosszügigerweise den alten Grillplatz wieder aufgehübscht, und es steht nun neben einem Schmine auch eine Box mit Bänken und Tischen zur freien Verfügung.

Wir haben die inoffizielle Einweihung auch mitgefeiert, und sogar unser Faltzelt kam dank des Regens auch zum Einsatz.

Die offizielle Einweihung folgte, siehe Flyer. Unkompliziert und locker- so wies wir eigentlich mögen.

Wir konnten da leider nicht teilhaben, waren an diesem Datum nicht da, aber dies spielte keine Rolle, das Fäschtli wurde anscheinend auch ohni uns ein recht gemütlicher und gesellliger Anlass.

Irgendjemand hat uns dann einige Zeit später den Anmeldecoupon in den Briefkasten gelegt, unseren Balkon mit Leuchtstift angemalt und das Wort «Vermisst» handschriftlich drauf notiert.

Wie herzig!

Wie süss ist dass denn?

Bis heute wissen wir nicht, wer uns denn vermisste…

Wenn man söttige Nachrichten von Nachbarn bekommt, wer würde sich nicht hier zuhause fühlen??

Kategorien: Persönliches

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