Also heute haben wir Dörfer entdeckt, welche nicht einmal die Einheimischen kennen. Von einem Kaff zum andern tuckern wir unserem Tagesziel im Süden Belgiens näher. Jedes Mal, wenn wir dachten, oh, das war aber das übelste Kaff- kam ein noch übleres. Irgendwie sind wir dann gegen Mittag in Zoutlieeuw eingetroffen- gemäss meiner Informationen soll es da noch eine Kirche geben, welche den Bildersturm überlebt haben soll. So sitzen wir wartend bis um zwei Uhr die Kirche auftut(!), im Kafi und beobachten die vier Leute, welche dieses Zentrum des Dorfes (sowie Ost-/West-/Ober-/Hinterzoutlieeuw) völlig überbevölkern.

Sollte unsere Gaggofahrt umsonst gewesen sein?

Ein Aufsteller war das Glockenspiel der Kirche, wie in grösseren Kirchen Belgiens gerne installiert, welche viertelstündlich die auf einer Walze eingetragene verschiedenste Melodie vorspielt. So kamen wir in den Genuss von Verdis Gefangenenchor aus der Oper Nabucco. Speziell, oder?

Durchs Internet vorgewarnt, dass die Kirche einsturzgefährdet ist, und ab Juni letzten Jahres quasi notrenoviert werden muss, machten wir uns auf eine eingeschränkte Besichtigung gefasst. Durch den Billeteur bekommen wir viele interessante Infos, steht hier unter anderem der grösste europäische Osterkerzenbaum, und ein wunderschönes 9.stöckiges Sakramentshaus. Es hatte zwar im Hauptschiff Gerüste, aber wir wurden auf keiner Weise in der Besichtigung eingeschränkt. Teils war bereits neu, teils warten die Sachen noch auf die fachgerechte Restaurierung. Aber das kommt gut. Wir haben Holzschnitzereien gesehen vom 11./12./16. Jahrhundert und alle in Griffnähe. Wunderschöne Gemälde mit Szenen von Marias oder Jesus Leben. Und in einer solchen farblichen Intensität- lässt einem erbleichen, smile. Viel länger als gedacht verweilen wir in diesem Gotteshaus, ist es doch extrem faszinierend und fesselnd für uns beide. Wärend ausserhalb der Mauern die jährliche Chilbi tobt (für eben die vier Leute), und die Dorf-Humpa-Humpa- Tätarää- Musik kool Pretty Woman und andere Kassenschlager hinlegt, ist’s hier drin gedämpft -es ist eine elegante Stille. Keine die erdrückt, sondern trägt.

So- wieder draussen an der Sonne und der schönen Realität, möchten wir was unfrittiertes snackiges, weil in Belgien wird alles frittiert. Und manchmal, braucht der Magen chli Abwechslung. Ha- da gibts nen kleinen Fleisspiess, und ne Servelat. Mmm, nehmen wir gerne….

Ouuuu-shitt! Naja, du ahnst es- logo-es wird auch dieses frittiert.

So sei es- weiter gings über weite Felder Hügel und Auen. Und plötzlich waren wir wieder in Wallonien. Wie umgekippt stehts nu nicht mehr flämisch to koop/ to heer an den Häusern. Sondern à vendre/ à louer. Unser letzes Etappenziel wird morgen die alte Klosterabtei von Orval sein. Dies als unser Abschluss von wunderschönen, erlebnisreichen und unterhaltsamen Ferien in einem Land, welches uns viel ähnlicher ist, als wir es kennen wollen.

Kategorien: Belgien

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