Es kommt so, wie es kommen musste.

Ist auch richtig so.

Rein ökonomisch war dieser Schritt schon längst fällig:

Unsere Vespa PX -Jahrgang 1984 (alias Bianca)- ist verkauft.

Emotional hängen wir irgendwie scho no bitz draa.

Nachdem wir aber Lucy in unseren Bestand genommen haben, waren die Tage von Bianca bei uns eh gezählt. Macht würkli keinen Sinn zwei Roller zu haben und nur Einen zu fahren. Zumal mein Liebster (dank chli fehlender Fahrpraxis) gesunden Respekt vor der Handschaltung hat.

Das geht mit Lucy schon einfacher: Draufsitzen- Los! Kein Schalten, kein Abwürgen des Motors. Und Er fühlt sich viel sicherer, und das war auch für mich das schlagende Argument, für Bianca einen geeigneten Käufer zu suchen.

Und für mich wärs auch nichts Ernsthaftes. Ich bin mir ja vom 350er Condor/ 650er BMW/ 1200er Yamaha schwerers Geschütz gewohnt, mit den kleinen Rädern der Vespa, das war für mich wie Schubkarren fahren.

Aber halt!!

Nichts gegen die Vespa!!

Ist ein absoluter Genuss, und sein Ton ist dermassen charakteristisch, da mag kein anderer Töff hin.

Nein!

Never-Ever!

Aber es sind in den letzten 11 Jahren bloss 1200 km von uns damit gefahren worden. Und ich hab zwar den Ausflug geliebt, wenn wir mit Bianca und Lucy gemeinsam die Gegend genossen.

Aber es ist scho bitz Luxus. Denn behalten, nur zum sie alle zwei Jahre beim Strassenverkehrsamt vorgeführt zu haben, und Versicherungen/Strassengebühren zu zahlen nur wegen chli Nostalgie? Und Standschäden, das hatt sie würkli nicht verdient.

Äääh- Nein!

Drum haben wir sie im Juli mal ins Auktionshaus gesetzt. Der Preis war recht angemessen, denn sie hat weder Standschäden noch verliert sie Öl. Denn dass tun diese Damen älteren Semesters gerne. Wir können wirklich dahinterstehen, dass das kein Rosthaufen/keine Geldverschleudermaschine ist.

Uns war sie immer jederzeit eine sehr treue Seele.

Was da an Reaktion aus dem Netz retourkam, war schon haarsträubend: Wie das Benzin/Ölgemisch sei? Ob der Kanister (??) dabei sei? Wieviele Kilometer die Bianca nun draufhabe (nach 27’000 km wurde der Tacho ersetzt, dann kamen noch 8’800 km dazu- Stand so in der Anzeige)?

Also würkli nix Seriöses. Wenn ihr ums verrecken was Billigeres möchtet, geht zum Chinamarkt. Habt sone Original-Vespa gar nicht verdient, mfal.

Grummel.

Langsam freunde ich mich mit dem Gedanken an, sie halt no e Bitz zu behalten- Wir haben ja keinen Stress, stehen nicht unter Zeitdruck.

Wieso nid?

Vor gut drei Wochen meldet sich ein Interessent, öb man denn die Bianca auch live besichtigen dürfe.

Na klar! Sicher doch!

Er fährt mit einem Büsschen vor, beschriftet mit dem Logo eines Vespa-Fan Clubs.

Uch! Herrje! Ein Profi!

Er nimmt sich die Vespa auch ganz genau unter die Lupe und erkennt, dass es sich um ein recht gut erhaltenes Exemplar handelt. Er hätte eine Interessentin, und würde den Roller in seiner Werkstatt selber für sie zwäg machen.

Kann uns auch verzellen, dass unsre Bianca eine spezielle Schweizer Version ist, die nur ein Jahr lang produziert wurde. Denn die hat keine Batterie. Und fährt bleifrei.

Cool!

Wir lauschen gespannt seiner Geschichten, wissen wir bis dato würkli nicht viel über die weis(s)e Dame.

Es müsse noch Dies und Das gemacht werden, ein bisschen lackieren, ein bisschen Rost am Trittbrett behandeln. Kleine Risse im spröden Plastik füllen, Kleinteile ersetzen, Vorführen.

Er wie wir wissen, das Bianca gut in Schuss ist, etwas Kosmetik, und sie ist perfekt, eine Perle.

Bei uns war sie halt ein Fortbewegungsmittel von A nach B. Und mit ihr war mein Bester an der Führerschein-Prüfung. Aber wenn jemand Zeit und Geduld hat sie fachgerecht zu behandeln, hat man garantiert noch Jahre lang dran Freude.

Der Interessent macht noch ein paar Fotos, und bedingt sich eine Bedenkfrist aus, denn auch seine Kundin muss einverstanden sein.

Kein Problem. Ich verspreche, Bianca aus der Auktion rauszunehmen, bis die Entscheidung da ist.

Für mich nichts anderes wie fair.

Und falls es doch nicht klappen würde- ist sie sehr schnell wieder online zum verkaufen.

Wir bekommen in der neuen Woche die Nachricht, seine Kundin möchte das Risiko nicht eingehen, es sei ihr zu ungewiss wegen Standschäden und so.

Ach….

Aber er nähme Bianca gerne selber und würde sie gerne auf eigenes Risiko zwägmachen, und dann veräussern.

Wir merken selber, dass dies genau das Richtige ist, und er als Schrüübeler und Fan die Ressourcen dieser altwürdigen Dame gesehen hat und zu schätzen weiss.

Auch über den Preis sind wir uns eigentlich schnell einig- Wir müssen nicht den riesen Gewinn draussziehen, dass die Vespa fachgerecht restauriert wird und an einen geschätzten Platz kommt, ist uns viel wichtiger.

Die Übergabe war dann im Vereinslokal bei Luzern. Und ich durfte die Fahrt dahin machen. Denn eingelöst war sie ja nachwievor.

Bei schönstem Wetter fuhr ich mit Bianca über Land, während mein Liebster mit Hubi mir folgte.

Ein schönes Gefühl, der charakteristische Ton, der Fahrtwind, die Kurvenlage.

Brummm….

Viel zu schnell eigentlich sind wir vor den Toren Luzerns. Gleich gegenüber ist eine stillgelegte Fabrik mit früherem Weltruf. Blockbauten und ein hoher Anteil an Ausländern dominieren heute die laute Hauptstrasse.

So Agglomerationen sehen doch überall gleich aus.

Es war eine tolle Fahrt, ich habs voll genossen! Und irgendwie hatte es so sein müssen, weil abgeholt habe ich sie vor elf Jahren ja auch.

Also schliesst sich hier der Kreis.

Wir kriegen eine Werkstattführung und viele weitere interessante Infos über Vespas. Sogar einen Espresso kriegen wir an der cool gemachten Bar.

Das Geld wurde uns bar in die Hand gedrückt, lauter frische Hunderternoten…

Ein letzter Blick, und die Nummer noch demontiert.

Ciao Bianca! Freu dich, bist in sehr guten Händen.

Und ganz verlässt du uns eh nicht:

Erstens: Bleibst du in unseren Herzen.

Zweitens: War an deinem Verkauf eine Klausel: Wir bekommen Fotos von deinem Restaurationsstand.

Ciao, ciao! Stammi bene!

Kategorien: Diverses

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