Irgendwie hat uns die Geschichte mit der dunklen Vergangenheit Bautzen’s nicht in Ruhe gelassen. Gerne würden wir mehr dazu erfahren.

Nun, man gibt uns die Gelegenheit dazu, die Justizvollzugsanstalt Bautzen ll ist als Denkmal an die fürchterliche Zeit frei für alle zugänglich.

Gleich beginnt die Führung- lass uns doch dort anschliessen, ja?

Anfangs 1900 gebaut, war es ein reguläres Gefängnis, erst im 2.Weltkrieg kamen da vorwiegend politische, unbequeme Mitbürger und Ausländer rein.

Teilweise unbegründet.

Nach dem Ende des Krieges, und der Gründung der DDR gings aber erst richtig los: Als Stasigefängnis baute man sich ein Lager auf, was noch gräuslicher war, als die in den Kriegszeiten. Da wurde man (und wiedemal herrscht der Futterneid!) vom Nachbarn denunziert, schwupps von der Strasse weg verschleppt in einen- wir waren drin- sehr, sehr engen Transportwagen, ohne Nahrung, Licht, Toilette.

Abartig.

Mit blauen Flecken, weil es ja rumpelte auf der Strasse, sind die verhafteten Leute dann fernab jedes bekannten Gebietes, eben hier nach Bautzen verfrachtet worden. Und die Fahrt war lange. Sehr lange.

Die Gerüchte um die Stasi, die «Wanzen»- wie man den Abhörgeräten auch sagt, das hinterher spionieren– Dies wird einem hier im Knast gezeigt, und anschaulich gemacht. Das gab’s wirklich!

In den zwei Stunden Führung wird sehr viel über persönliche Schicksale hier in Bautzen ll erzählt. Solche, welche glücklich enden, und andere in Sibirien.

Bautzen ll brachte immer wieder Leute nach Buchenwald, wo nach der Nazizeit, die Sowjets das Gleiche machten, wie die SS vor ihnen. Viele landeten in Gulag’s in der Weite Sibiriens. Und kehrten nie wieder zurück…

Nach der Führung hängten wir noch ne Stunde an, beguckten die engen Zellen, den Hof, die verschiedenen Ausstellungen. Es gab sehr viele Gemeinsamkeiten mit dem KZ Buchenwald: Auch hier war man eine Nummer, Namen gabs nicht. Es war ebenfalls streng militärisch geführt, und man war auch der Willkür des Wachpersonals ausgeliefert. Der gräuslichste Psychohorror, da wurden Spiele getrieben, unvorherstellbar.

Man musste zum Beispiel Nachts auf der Pritsche auf dem Rücken liegen, die Decke über den Körper ziehen, und die Hände über der Decke legen. Wenn bei einem Kontrollgang der Wächter dies nicht so war, wurde das grelle Zellenlicht an und ausgestellt, oder die Zellentür so laut zugeschlagen, dass es einem fast aus dem Bett haut.

Kannst du dir vorstellen, so regungslos auf dem Rücken zu schlafen? Nächte/-Monate/-Jahrelang?

Was aber noch schlimmer war, ist das gegenseitige Misstrauen, welches gezielt gefördert wurde. Wenn man jemanden verpfeifen konnte, tat man es. Auch das Wachpersonal wurde gegeneinander so bespitzelt.

Traue keinem.

Misstraue jedem.

Schlimm, echt unterste Stufe, wie da der Mensch zum Tier wird. Und sein Wohl über alles stellt, egal wem es da unter Umständen das Leben kostet.

Der Einblick ins erst 1992 aufgelöste Gefängnis war extrem.

Ich meine, Buchenwald hat uns schon tief nachdenklich gemacht, doch Bautzen ll, das war vor 30 Jahren!

Es ist sehr empfehlenswert, diese Gedenkstätte zu besichtigen, und auch genug Zeit mitzubringen.

Um zu verstehen,

um zu begreifen,

um nachzudenken.

Nach dieser durchaus nicht leicht verdaulicher Kost, fahren wir ein Stück weiter. Freiberg heisst unser nächster Halt. Unglaublich hüpsches Städtchen, breite Fussgängerpassagen, viele verschiedene Läden.

Wow! Hier bleiben wir.

Bis morgen.

Kategorien: Ostdeutschland

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