Na, aber da hat sich der ganze Aufwand ja mal wieder echt gelohnt.

Guck mal!

Was für ein Bijou!

Wie er nun wieder strahlt und elegant seine spezielle Wärme aussenden tut!

Ich kann dir sagen, live sieht er noch besser aus wie auf dem Foto. Du musst halt mal gucken kommen. Gibt dann auch ein Kaffee dazu.

Auch wenn er dir (Huchnein!) nicht gefallen sollte.

Einen Kaffee gibts trotzdem immer…

Versprochen!

Nachdem der Stuhl nun ein paar Tage auf dem Balkon durchlüftete, und sich der restliche historische Odeur chli verflüchtigt hat, ist es doch an der Zeit, ihm nun sein definitives, neues schigges Kleid zu geben. Und so dann seiner vorgesehenen Bestimmung als Kleiderstuhl zuzuführen.

Mit tatkräftiger Mithilfe meines Liebsten -Also eigentlich verkomme ich hier total zum Assistenten und Handlanger- finissieren wir (oder besser er) das hübsche Erbstück gemeinsam und lehnen nun zufrieden und voller Bestätigung, was echt Schönes gemacht zu haben, zurück.

Aber nun mal alles schön der Reihe nach:

Als Erstes muss der richtige Ausschnitt des Stoffes gewählt werden, denn ich möchte möglichst viele gut trapierte und platzierte Vögel auf dem Polster (Hast überhaupt bemerkt, dass es Vögel drauf hat? Nee, nicht würkli, gäll? -Schnell s Bild nomol anluegen…. Aaaah, jetzt ja!), und nicht grad ein Stück aus der Mitte des Stoffstückes mit viel Baumstamm, das würkt nämmli recht langweilig.

Und diesen «richtigen Ausschnitt» zu finden, ist gar nicht so einfach, mfau. Nur wer das auch schon mal gemacht hat mit Stuhlüberziehen, weiss wie diffizil das ist.

Aber es passt würkli grad ein Stück unten am Anfang, wir legen den alten -mit einem Schranz, du erinnerst dich- Bezug drauf und schneiden bitz grosszügig der Vorlage entlang die Form aus.

Dann nehmen wir einen dünnen Wattestoff, denn der wird als Futter über dem Schnurgeflecht und unter dem Deckstoff ausgelegt und mit Tackern gut befestigt. Der ausgeschnittene senfgelbe Deckstoff wird drübergelegt und auch gut festgetackert. Hier muss sauber gearbeitet werden, denn Rümpfe sieht man auf dieser glatten Oberfläche sofort. Der Stoff muss bitz spannen, aber darf auch nicht zu fest verzogen werden. Vorallem die Ecken sind schon bitz schwierig, es soll ja nicht ugattelig aussehen. Hinten an der Stuhllehne ist chli ein Gefriemel wegen den Aussparungen und Ecken des Stuhls.

Aber mein Bester macht das souverän und mit viel Leidenschaft. Das sieht schon mal recht gut aus (Ja, der Stuhl natürlich auch, hihi!).

Gefällt mir sehr!

Dann sollte ja unten auch ein Stoff die vorhandenen Eisenfedern und das ganze Konstrukt der Polsterung gut verdecken, also auch hier gilt: Einen dünnen Wattenstoff als Schutz antackern, und danach einen hübschen farbchangierenden Stoff (noch aus der Ritex?) drauf festgemacht, den Rand sauber als Saum umgelegt.

Mittlerweile habe ich den Tacker schon zweimal mit Agraffen aufgefüllt, der Bezug soll ja die nächsten Jahrzehnte auch noch halten…

Oh wau! Das sieht würkli echt gut aus,

Bevor wir das Futter und den Stoff definitiv befestigen, kommt noch das aktuelle Datum und unser Name aufs Holzgestell geschrieben und ein Stück des alten Stoffs und ein Teil der alten Bordüre wird ebenso angetackert.

Als Erinnerung. Und als Zeitzeuge, wie der Stuhl mal bezogen war.

Falls dieser Stuhl uns überleben würde, und er mal von jemandem anderst überzogen werden würde.

Man weiss ja nie.

Auch wenn man den unteren Stoff nicht sehen kann, wenn der Stuhl steht -Er ist sehr schön.

Nun braucht der Stuhl noch ein Zierband, welches die Tackerstellen bitz kaschiert, wir sinnieren da bitz drüber. Ich wäre eher für eine graue Kordel, gäb irgendwie noch was Pfiffiges, und wär nicht gleich so hart (visuell) wie ein Band. Mein Bester tendiert für ein schwarzes Band mit bitz Glitzer, chli unkonventionell, aber um so besser. Ich lasse mich überzeugen, also einigen wir uns auf das Band mit Effekt.

Das Band wird über die Tackerstellen mit Heissleim befestigt- tipptopp. An einer Seite noch die Etikette mit Logo befestigt, wir finden das gut so.

Nun ist der Stuhl fertig und kann ausgiebig beäugt werden. Trotzdem, dass er bitz schräge Beine hat, im Original sicher nicht weiss war, einen signalorangen Grundanstrich hat und auch sicherlich ursprünglich einem anderen Bezug getragen hat (Ein buntes gesticktes Blumenmuster vielleicht?) gefällt er mir nun extrem!

Ich mache ein paar Fotos und stelle unser neuestes Schmuckstück ins Schlafzimmer, denn dieser Stuhl wird doch schmerzlich von mir als Kleiderstuhl vermisst.

Ich bin ganz ganz sicher, der hätte auch Dädi würkli gut gefallen, ich höre ihn schmunzeln, und bin überaus zufrieden.

Wir wissen nicht mer viel über deine Geschichte mein weisser Geselle, auch nach erneutem Nachfragen nicht, aber da er meinen Vater auf seinem Weg begleitet hat, und ihm demfall sehr wichtig gewesen sein muss, wird er emotional für ihn doch viel wert gewesen sein.

Woher auch immer der Stuhl gekommen ist.

Und das ist er nun auch mit neuem Kleid für mich.

Schön, darf ich ihn bei mir haben.

So bleibt ein sichtbarer Teil von Dädi bei mir.

Kategorien: Werkeln

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