Wieder mal wurden wir für unsere gelebte Einfachheit belohnt, und das zeigt uns irgendwie doch, dass wir einigermassen richtig liegen.

Und das es stimmt.

Ämu für uns.

Der Bundesrat beschliesst (vorangekündigten) Teil-Lockdown, Restaurants dürfen nur noch bis 19.00 Uhr offen haben, Sonntagsverkäufe sind im Dezember gestorben. Weitere (härtere) Massnahmen werden warschindli bald folgen, ein Damoklesschwert hängt gefährlich über uns.

Das Geheul geht nun bereits vorangekündigt los, ein jeder hält den Anderen für unfähig, sinnvolle Massnahmen anzuordnen. Ich stehe da e bitz auf der Seite unserer Landesregierung, denn erst als man ihr die Fäden zur Hand raus riss, begann das Tohuwabohu. Und wenn wir als demokratisch verankertes Land dies auch regional-kantonal- sch…egal in den Griff bekommen hätten wie behauptet, müsste der Bund nun nicht wieder das Zaumzeug in die Hand nehmen.

Klar, hätte man es besser machen können. Ich kann nun auch hinterher puupen, und anprangern was falsch lief. Aber sowas Beispielloses wie diese Pandemie gab es noch nie.

Wenn man zwei drei Schritte zurückstehen würde, und die ganze Misere von der Weite betrachten könnte- Es wäre eine astreine Tragikomödie. Zum Schmunzeln und Kopfschütteln. Nun sitzen wir aber alle drin in diesem Covid-19 Boot. Und um uns rum stürmt und schifft es seit März dieses Jahres.

Das mit dem Amüsieren müssen wir auf später verschieben. Wenn wir dann mal wieder auf trockenem und sicherem Boden stehen können.

Derweil die Regeln strenger werden und das neue Modewort der «Beinahe-harte-Lockdown» wird (es gibt doch alle Jahre das Unwort des Jahres, welches von einer Fachjury gewählt wird. Dieses Jahr wird es sicherlich extrem schwer, sich für eines der fantasievollen Kreationen des Jahres zu entscheiden. Man könnte durchaus auch zehn Wortkapriolen zum heurigen Sieger küren…).

Wir haben jedoch die Freiheit, uns -auch wenn teilweise mit Behelfsschutz- draussen frei bewegen zu dürfen. Und das Rundumdieuhr. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil gegenüber Ländern, welche eine Ausgangssperre über die Bevölkerung verhängen mussten.

So packen wir uns -leicht träge und widerwillig- in warme Sachen ein, und fahren am Abend in die Stadt Zug. Es ist bereits dunkel um 18.00 Uhr, wir begegnen einer langen Autokolonne von Menschen, die von der Arbeit in der Stadt nach heim wollen.

Ah!

Heute wär noch Abendeinkauf bis 21.00 Uhr (Übrigens der Letzte in diesem Jahr- ab drauffolgendem Samstag ist auch für die Läden um 19.00 Uhr Schluss.), wir erwarten viele Leute. Wir möchten auf keinem Fall ins Getümmel, oooh nein! Umso mehr sind wir überrascht, sind wir in der Innenstadt ziemlich alleine. Aber die Konsumtempel interessieren uns wenig, Viel mehr möchten wir die schöne Weihnachtsbeleuchtung der Stadt Zug angucken gehen.

Die am 29. November 2001 eingeweihte Beleuchtung besteht aus 24’000 kleinen Glühbirnen, als Baldachin oder Lichtsäule angeordnet hängt sie weit über den Köpfen und zieht sich von der Bahnhofstrasse zum Postplatz, durch die Neugasse zum Kolinplatz bis zur Grabenstrasse.

Rund die Hälfte der Glühbirnen werden nach Anweisung der für diese Installation verantwortliche, inzwischen verstorbene Künstlerin Charlotte Schmid, in sage und schreibe 16 verschiedenen Farben von Hand bunt angemalt. Die Stadt liess sich so damals für 1,5 Millionen Franken «Licht in die Stadt bringen».

Das darf man doch schätzen.

Am besten zu Fuss.

Das Licht leuchtet schön von den Glaspalästen zahlreicher gesichtsloser Banken und kantigen Versicherungsbauklötzen. Wenigstens ein bisschen Licht in diese doch schauderhaft verunstaltete Bahnhofstrasse. Am Postplatz dann ein grosses Lichtermeer. Wunderschön, unwirklich und beinahe macht’s den Platz schön.. in der Neugasse können so sonst nie betrachtete Häuser bestaunt werden, eigentlich wäre diese Gasse megaschön- Wenn nur nicht dieser Blechmoloch jahrein-jahraus hier durchwürgen würde.

Am Kolinplatz herrscht durch diese Lichtinstallation ein recht gemütliches Licht. Alles scheint langsamer und ruhiger vorzugehen. Ein schöner Effekt an dieser sonst so hektischen Kreuzung. Wir halten einen Moment inne, betrachten den Verkehrsfluss, die Lampen, die Gebäude. Was so «ein paar» Lämplis (und einen jährlichen Aufwand von ca. 300’000 Franken) doch bewirken können.

Nun gehen wir unter dem Zytturm durch, denn in der Altstadt hat es auch ganz eine spezielle Beleuchtung welche seit 2016 ihre weihnächtlichen Silhouetten an die Häuser wirft.

Der einzige Wermutstropfen ist, und das merkt jeder, der die Beleuchtung in oder ausser der Altstadt fotografieren will, auf Fotos wirkt das Licht ohne Bearbeitung total kalt und tot.

WÄeil LED.

Ein Grund mehr, mit den eigenen Augen zu guggen, und mal das Händy wegzulegen. Wir sind bereits beim Casino und gehen nun zum See runter, zur Badi Seeliken. Es ist recht dunkel hier, als wir um den Eggen bügen und das ganze herrliche Stadpanorama sehen. Es ist wunderschön, wie sich die Stadt spiegelt im ruhigen Wasser. Fast schon mystisch erheben dich die klotzigen Hochhäuser, die altehrwürdigen Häuser erstrahlen im Beleuchtungsmeer, ein megaschönes Bild. In diesem warm-kalten Lichtermeer fällt uns scheinbar weit ausserhalb der Stadt eine bunte Lichterkette ins Auge.

Huh?

Passt aber gad gar nid hierhin?

Was das wohl ist?

Hmm- egal.

Wir schlendern weiter durch die Gassen der Altstadt. Aja, Leute hats angenehm wenige. Und wenn wir welche treffen, dann sind sie freundlich, gönnen sich mit coronamässigem Abstand einen Glühwein.

Wir sind mittlerweile auf dem Landsgemeindeplatz, und spazieren Richtung Katastrophenbucht. Im Regierungsgebäude hats noch Licht, die Putzmannschaft wird noch letzte Worthülsen der tagenden Politiker wegwischen.

Uns lässt die farbige Lichterkette nicht mehr los.

Wie Mücken von Licht angezogen, zieht es uns hinaus zur sogenannten Männerbadi. Wir betreten das Gelände und wir trauten unseren Augen kaum, und das Herz ging auf. Hier hat die Badi-Bar ein kleines Weihnachtsdörfli aufgestellt. Mit Weihnachtsbäumen, viel Holz und eben besagter bunter Lichterkette.

So schön!

Friedlich trinken hier ein paar Leute mit Abstand ihr Getränk, essen was Kleines, es herrscht eine wunderschöne warme Atmosphäre. Eine Oase im sterilen Zug. Ein kreatives Biibeli auf der makellos überpuderten Stadt.

Hach- tut das gut! Wir saugen die bunte Wärme, die schöne unregelmässige Kreativität regelrecht auf.

Gut, sind wir nach hier draussen spaziert.

Wir genehmigen uns einen Glühwein, sitzen auf einer Parkbank. Hinter uns das Gemurmel, Gelächter, Gespräch der Leute. Und vor uns -kitschig schön- das Lichtermeer von Zug. Vom Schiffssteg bis weit nach Oberwil. Von der Rössliwiese bis hoch auf den Zugerberg. Und die Glocken der Kirchen läuten aus dem Dunkeln- Einfach magisch.

Zufrieden mit dem Badibeiz-Glühwein- Tasseli in der Hand schlendern wir wieder Richtung Auto, das uns tief zufrieden und voller (Glühwein?) Glückseeligkeit wieder nach Hause bringt.

Wir sind einfach glücklich und mit Einfachem glücklich.

Kategorien: Angeguckt

0 Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar

Avatar placeholder

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

error: Content is protected !!