Gell, das sieht doch noch hübsch aus?

Idyllisch, ruhig und zmitzt in den Bergen.

Aber das ist weder im mondänen Engadin, noch im achso khoga trendingen Bündnerland.

Weder ist es beim Matterhorn, noch sonst so ein Tääli bei den Wallisern. Wir sind zwar in der Schweiz, aber auch nirgends im Berner Oberland.

Hmm…

Ich selber bin zum allerersten Mal hier, und muss neidlos zugeben, habe nicht gewusst, dass es hier sowas Schönes gibt (geschweige das denn auch gefunden). Hätte ein solches Juwel nie und nimmer da erwartet.

Wir sind- noch im Ungewissen, wodure es gaad- unterwegs zur Schwägerin in den Kanton Glarus. Leicht despektierlich wird der Kanton auch «Zigerschlitz» genannt, weil eine kulinarische Spezialität, der Ziger (wers mag….) von hier kommt und weil die Berge so hoch sind, so eng stehen und am Talboden die Sonne so wenig hinscheinen tut.

Man ist hier noch sehr traditionsbewusst hier, hält noch Landsgemeinden im Hauptort Glarus wie seit 1294 ab, und sogar das feine Glarner Tüechli, ein Überbleibsel der Glarner Industrie, hat es bis heute geschafft, zu einem unverzichtbaren dabeihab Ding zu sein. Ganz kluge Köpfe machen in der heutigen Coronazeit sogar Behelfsmasken draus. Ich muss sagen, würkli bequem.

In diesem Kanton sind die Bodenpreise noch nicht so orbitant hoch wie Richtung Zürich, aber der Bauboom günstiger Häuser ist hier auch ungebrochen. Vorallem am Taleingang. Die Autobahn ist nicht weit, Zürich ebenfalls nicht. Wer aber weiter hinein geht in diesen aus wenigen Tälern bestehenden Kanton, sieht schon noch das Ursprüngliche, das Urige. Manchmal fast Flashback mässig wird man in die eigene Jugend zurückkatapultiert.

Mit dem Kanton Glarus konnte ich noch nie viel anfangen, zu weit weg, zuwenig attraktiv, zuviel Schatten, zuviel hohe Berge, eine Einbahnstrasse, was soll ich bloss da?, der Föhn…

Uuhja, «der ältest Glarner», der Föhn. Jedes Mal wenn wir mal da oben sind, bläst dieser unangenehme Wind ins Gesicht. Mag ja sein, dass er schlechtes Wetter vertreiben tut, aber ein sturmer Kopf ist auch nicht würkli geil…

Mit Start der Industrialisierung zirka um 1740 machte sich der Kanton einen Weltruf mit sage und schreibe 22 Textildruckereien, 18 Spinnereien, 17 Webereien, welche die Stoffe in den buntesten Farben fertigten und bedruckten. 1/3 der Bevölkerungszahl des Kantons war in diesen Unternehmen angestellt. Um 1868 war Glarus sogar der am stärksten industrialisierte Kanton der Schweiz.

Heute sind von diesem Boom nur noch eine kleine Handvoll söttiger Unternehmen aktiv, und immer wieder hört mal, dass wieder ein traditioneller Betrieb die Tücher streichen muss.

So versucht man halt mit Tourismus oder Landverkauf sich einigermassen über Wasser zu halten.

In Glarus können Jugentliche bereits mit 16 Jahren sich aktiv an den eidgenössischen Abstimmungen beteiligen (als einziger Kanton der Eidgenossenschaft), und man hat den ursprünglich aus 25 Gemeinden bestehenden Kanton geschickt an der Landsgemeinde 2006 zu drei Einheitsgemeinden vereint.

Ein Kanton zwischen Tradition und Moderne.

Wie gesagt, habe ich wenig Berührungspunkte mit dem Zigerschlitz. Einzig die Erinnerung an einen Militärdienst in Matt, einem Glarner Dorf. Im Tal hinten, weeeeit hinten liegt auch der Schiessplatz Wichlenalp, der mir eine üble Rippenquetschung einbrachte.

Und den zweiten Berührungspunkt: Meiner Schwägerin, welche mit Mann im Glarnerland wohnt.

Also mir hats da zuwenig Sonne, zuviel Wind, zu eng..

Nichtsdestotrotz planen wir einen Ausflug nach dahin. Ein Kaffi sollte doch auch in diesen Abstandzeiten möglich sein. Und da sie noch eins zwei Stündli an die frische Luft go laufen wollen, da schliessen wir uns doch gerne an!

Es sei halt chli schattig (ach was, ja sowas…!) aber sicher noch schön.

Wir, Zuhause auf etwa 500 Meter über Meer, hätten uns schampar gefreut über eine weisse Schneedecke über allem, doch auch wildestes Schneegestöber an Weihnachten half nicht, unsere Region saisongerecht in eine Schneelandschaft zu verwandeln.

Eventuell hatts ja im Glarnerland chli Schnee??

*Hoff!*

Iwo!

Auch hier ist alles grün, schade.

Das Ziel heute heisst Obersee. Hmm, Obersee? Gibts ja dutzende Gewässer, die so heissen. Könnte eine ganze Liste machen, mit diesem Allerweltsnamen.

Aber hier im Glarnerland?

Okee??

In Näfels nehmen wir den engen Weg unter die Wagenräder, die 3-Klassstrasse schraubt sich eng und schnell den Hang hoch. Es sind etwa 500 Höhenmeter, welche wir bis zum See überwinden. Und nach kurzer Zeit sind wir mitten in Schneelandschaften, bei schneebedeckten Tannen, und alles ist so winterzaubermässig schön.

Wau! Hätten wir so nicht erwartet!

Souverän fährt unser Chauffeur die Stecke und innerhalb 20 Minuten sind wir auf knapp 1000 Meter über Meer.

Wir parken das Auto auf dem eingeschneiten Parkplatz, es sind noch einige andere Autos hier. Scheint aber eine mehrheitlich einheimische Sache zu sein, wer kennt denn schon diese kleine Idylle?

Es ist herrlich, über den Schnee zu gehen, das Knirschen, die Ruhe, die Unberührtheit ist gewaltig.

Fühlen uns fast wie in Finnland.

Fehlen nur noch die Nordlichter, smile.

Wir gehen der verschneiten Strasse entlang, welche am See nach führt. Immer wieder können wir durch den Wald den fast gefrorenen See und die dahinter liegende Bergwelt sehen.

Wau!

Wir geniessen es. Auch von den Leuten her wars für einen so schönen Tag recht angenehm, ich denke, die mussten halt nach den Feiertagen alle ins Ferienhüsli ins Bündnerland/Wallis secklen. Und stundenweise überall anstehen.

Lassen wir das, sonst schweife ich noch ab.

Wir geniessen den Spaziergang um den See, und freuen uns extrem, sowas Kleines, Hübsches und vorallem Verschneites gefunden zu haben.

Hätten wir hier überhaupt nicht erwartet.

Und hat dermassen gut getan.

In einer guten Stunde sind wir zringseltum den See gespaziert. An den umliegenden Bergflanken scheint noch die Sonne. Der See liegt im Schatten (war ja klar), aber da es mal ausnahmsweise nicht windete, war es richtig angenehm und man hat nicht durch alle Kleider durch frieren müssen.

Es war ein herrlicher kurzer Abstecher in den Schnee, und wir alle haben es rüüdig genossen.

Hmm. fange ich an, den Zigerschlitz zu mögen? Denn das was mir heute gezeigt wurde, war in seiner grandiosen Einfachheit richtig megaschön.

Dangge.

Kategorien: Angeguckt

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