Ganz spontan glüschtet’s uns heut -es ist ein wunderschönster Frühlingstag- nach einem Spaziergang. Nicht die reguläre Runde zum Lindenplatz, oder die erweiterte über den Friedhof zur Weinrebenkapelle. Weder ein Hootsch zum Chnodenwald, welcher immer noch wegen dem Bau des Reservoirs gesperrt ist, noch ein Spaziergang über den Hubel mit wunderschöner Aussicht auf den Zugersee.
Nein dieses Mal gehts in die andere Richtung. Z› durab Richtung Reusstal. Nid wiit, kaum zur Wohngemeinde raus. Normalerweise setzen wir uns dafür aufs Velo- Heute nicht. Äbe grad nicht. Tut auch mal wieder gut, zu Fuss unterwegs zu sein. Wir nehmen das Ziel Ziegeleimuseum Hagendorn ins Visier, waren auch schon öfters hier. Eine alte, ehemalige Ziegelhütte, welche 1873 hier errichtet wurde, und von den Lehmvorräten in der Waldlichtungsmulde zehren konnte. Hier wurden Ziegel für Dächer geformt, gelagert und gebrannt. Eine Handarbeit in grosser Hitze. Bis 1933 wurde hier produziert.
Danach fiel alles in einen -sagen wir mal- Dornröschenschlaf. Es gab schon einen Verein zur Erhaltung der Ziegeleihütte, denn diese Gebäude fallen an anderen Orten immer mehr dem Bauboom zum Opfer. Nicht so diese. Zwischen zwei Wäldern scheint die Zeit hier stillgestanden zu sein, und wer die nahe Kantonsstrasse ausblendet, fühlt sich würkli um die 100 Jahre zurückversetzt. Die Hütten stehen immer noch, und es kann der Originalschauplatz inklusive Ofen und Schienen mit Draisinen gut besichtigt werden. Sehr interessant gemacht und man scheint die Wärme des Ofens heute noch zu spüren.
Den Schopf hat man sehr gut als Ziegeleimuseum umgebaut, mit Bistro für Speis und Trank. Im schweizweit einzigartigen Museum werden verschiendenste Ziegel gezeigt, und Kinder werden gut und spielerisch auch draussen im Gelände an das Ziegeln herangeführt.
Ein sehr interessantes Stück Geschichte, und das in Sichtweite unserers Adlerhorsts.
Da aus feuerpolizeilichen Gründen im alten Ofen nicht mehr gefeuert werden darf, man aber trotzdem Brennkurse anbieten will, kamen innovative Köpfe mit einer neuen Idee. Man wollte an einer neuen Stelle, aber gut vom Museum erreichbar, einen ganz neuen Ofen bauen.
Eventuell ein Ausstellungsraum dazu wär auch noch toll.
Soweit so gut.
Nun ist der Ofenturm gebaut, und er wirkt doch etwas fehl am Platz. Man hat hier nicht versucht, einen Ofen auf traditionelle Weise mit der Umgebung zu verbinden, sondern es steht nun zmitzt im Grün ein nicht wirklich schöner 9 Meter hoher viereckiger Block.
Ketzer sagen Giraffengarage dazu.
Man sieht den überdimensionalen Backstein gut von der Strasse her, und die drüber führende Stromleitung bringt die Leute dazu zu denken, es sei ein Verteilwerk für Strom.
Also recht gewagt, und ich weiss nicht, wie man hier im Naturschutzgebiet für das eine Baubewilligung gekriegt hat, wo schon jede Satellitenschüssel am eigeten Haus ja mit Sonderauflagen verhindert wird.
Nun gut, wir tauchen in das Experiment ein, es lohnt sich, das Ding trotz allem von nahe anzusehen.
Ein eigens dafür gegründeter Verein versucht, Sponsoren zu finden, um die Kosten von zirka 800’000 Franken aufzubringen.
Stattlich, stattlich.
Beeindruckend, in mehreren Ansichten.
Der Turm wurde aus gestampftem Lehm in Elementbauweise zusammengestellt. Also aus ungebranntem Ton. Mit Zugseilen befestigt um eine Zwischendecke zu verhindern und schlussamänd eine Aussichtsplattform aus Holz drüber gelegt.
Der Stampflehmbau. Eine alte Technik, welche noch heute in südlichen Ländern praktiziert wird.
Man sagt eh, 1/3 der Weltbevölkerung lebe heute in Lehmhäusern.
Aber so in dieser Dimension wurde noch nie was Vergleichbares gefertigt.
Aha.
Das innovative Gebäude wurde von Studenten der ETH Zürich/TU München innerhalb von vier Wochen gefertigt und soll hier für 10 Jahre stehenbleiben. Danach könnte das Gebäude weiterziehen, nöimets anderst wieder aufgebaut werden. Eine ganz andere Sichtweise. Nicht für die Ewigkeit bauen, sondern sich der Gegebenheiten agil anpassen.
Die Sache beginnt mir irgendwie langsam zu gefallen…
Als wir durch das spezielle Zugtor in das Gebäude eintreten, fühlte ich wie in einer Kirche. Links und rechts sorgen Glaspaneele für natürlichen Lichteinfall. Denn das Gebäude ist stromlos. Sogar das Eingangstor muss von Hand mittels Kurbel (80 Umdrehungen) geöffnet werden. Der Raum ist hoch, man schaut erfürchtig, staunt, was da aus Lehm gefertigt wurde. Hält das auch dem Regen stand?
Im Fond geht dann eine Treppe hinauf zur Plattform. An dieser rückseitigen Wand befindet sich der Ofen, der von aussen beheizt werden kann. Dieser Ofen besteht aus gebrannten Backsteinen, Lehm würde beim Befeuern zu Staub verwandelt werden.
Auf der Plattform hat man eine sehr gute Übersicht über das gesamte Gelände, und der seltsam anmutende Chlotz von Ofenturm wirkt nun gar nicht mehr so abartig. Wahrscheinlich, weil man nun drauf steht, und ihn so nicht sieht.
Wir geniessen das herrlich warme Wetter, und sind auch momentan die Einzigen hier oben.
Wieder unten umrunden wir das Gebäude und begutachten die Einfeuerstelle. Wir verpflegen uns aus dem Rucksack, und lesen einige Infos des neu eröffneten Turmes.
Der anschliessende Spaziergang durch die Wälder und das reichhaltige Gezwitscher uns teils unbekannter Vögel lässt uns diesen Ausflug in vollen Zügen geniessen.
Immer wieder halten wir inne, betrachten Flora und Fauna, geniessen die Stille und lassen die Sonne chli den Buggel wärmen.
Dann den z’gächen Stutz z’duruf, und am Sankt Wolfgang vorbei.
Hat sich mal wieder gelohnt.
Architektur/Altes Handwerk/ Neues Wissen/Kultur/ und chli Sport.
Und das vor der eigeten Haustür.
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