Heut -Das Wetter ist wolkenlos sonnig und um die 20 Grad Celsius warm- schrie es uns förmlich an, uns auf unsere Sättel zu schwingen. Relativ zeitig aus den Federn hiess für uns noch vor dem Mittag gemütlich loszuradeln. Trinkflaschen sind aufgefüllt, Proviant in den Kühltaschen. Dann noch Kaffee ins Thermöschen (lies – Ther-mös-chen).
Perfekt!
Wir wollen diesmal Richtung Säuliamt, wie der Bezirk Affoltern am Albis auch genannt wird. Hier hat es noch so viele alte und hüpsche Häuser, kein «Architekt der heutigen Zeit» hat’s bis heute geschafft, im tiefsten Zürcher Hinterland hier was aus seinem wirren Geschmack von heutiger Architektur hinzupflanzen. Wenn ich die Ortskerne von Baar/Cham/Rotkreuz/etc. anschaue- kommt doch nichts Wohlwollendes als wie die eigene Ko… hoch.
Wems gefällt- oke, aber ich finde, das was in den letzten Jahren da hingepfuscht wird an «qualitativ wertvollen Bauten» -also meine Berufsehre wär gekränkt.
Nicht dass ich was gegen das moderne Bauen hätte, aber sieht euch doch mal die neu erstellten Überbauungen doch mal an… Also wenn man in unserem Dorf die neu erbaute Siedlung Chrüzacker im Volksmund als «Gfängnis» betitelt, kann der schwulstigste Beschrieb oder die schönstens trapierten Fottis nüm helfen.
Aber wir wollen ja aufs Velo, nicht Häuserklötze bewäffeln.
Wir fahren also gegen den steifen kalten Wind los und radeln über St. Wolfgang die alte Handelsstrasse Basel-Mailand z› durab. Heut ist sie in einem grässlichen Zustand, der Waldweg ist von Steinen und Löchern übersäht. Mit unseren E-Biken aber absolut kein Problem, wir kennen diese gäche Strasse gut. Am Ziegeleimuseum vorbei, queren wir die Hauptstrasse und sind schön am Waldrand. So umfahren wir den Sonntagsverkehr e bitz, sind relativ alleine. Dann Richtung Kloster Frauental, wiederum schön schattig und im Wald.
Richtung Hof Islikon weiter- hier halten wir wegen einem ganzen Hang voller blühendem Bärlauch. Haben wir noch nie so gesehen, herrlich.
In Hattwil dann scharf links uns Haus umen über Feldwege Richtung Maschwanden. Aber auch hier fahren wir nicht ins Dorf, sondern nehmen kurz vorher den verkehrsberuhigten Weg ussenume.
Das Schild Ämtlerweg macht uns neugierig, und wir wagen uns auf einen wunderschönen, völlig autofreien Wander- und Veloweg, welcher uns an Naturschutzgebieten vorbeiführt und den Wald herrlich geniessen lässt. In Knonau rasten wir das erste Mal am Fussballplatz.
Ah? Was es hier nicht alles gibt??
Dann durchs beschauliche Knonau, recht hüpsch und grün hier am Bach.
Wir unterqueren die Eisenbahn und die Autobahn, überqueren die Hauptstrasse.
Es geht rauf zur Pestalozzisiedlung. Dann weiter durch den pittoresken Ortsteil Baregg. Über den Hof Buech oben tief runter in ein herrliches, unberührtes Tal, nur Wald und Wiese!
Wie schön ist das denn hier?!!
In Rossau wieder über eine Hauptstrasse, duruuf Richtung Hauptikon. Beim Wasserreservoir hats ein hüpsches schattiges Bänkli- Zeit zum rasten und der schönen Aussicht zum geniessen.
Hauptikon, hier hat man das echte Ballenbergfeeling, viele Riegelhäuser und ein Brunnen auf dem Dorfplatz. Hier gehts dann links Richtung Rifferswil. Wir sehen immer mehr über die hügelige Landschaft und staunen ab der wunderbaren Intaktheit hier. Vor Rifferswil wieder scharf rechts abgebogen, steuern wir wieder ein Bänkli an. Auch dieses im Schatten eines Baumes und wir finden noch was sehr Originelles hier.
Ich sage dem mal «Reisestein». Man bemalt den Stein hüpsch, und schreibt auf der Rückseite eine Anleitung, was damit zu tun ist. Und setzt ihn an einem beliebigen Ort aus. Die Spielregeln sind ganz einfach:
-Entweder lässt man den hüpsch bemalten Stein, wo er ist.
-Oder nimmt ihn mit und behält ihn.
-Oder setzt ihn an einem anderen beliebigen Ort.
Natürlich kann das in den sozialen Medien veröffentlicht werden. Dann kann man seinen Weg verfolgen, den dieser Stein gemacht hat, oder noch macht.
Es gibt schon Ähnliches, zum Beispiel Bookcrossing, wo ein Buch quasi freigelassen wird um von anderen gelesen zu werden, und wieder weiterzuwandern, und wieder gelesen zu werden, und soweiterundsofort. Eine äusserst tolle Idee. Ich hatte auch mal so ein Buch gefunden, und habe es selbstverständlich nach dem lesen wieder ausgesetzt.
Oder beim Geocaching: Da gibt es auf der Schatzsuche sogenannte Trackables, die man mitnehmen kann, sie loggen und wieder aussetzt. Da gibt es solche, welche um die ganze Welt reisen, oder man gebeten wird, sie an einen bestimmten Ort zu bringen («ich möchte nach Rom, bring mich bitte ein Stück südwärts», z.B.). Dies macht viel Spass und auch wir haben schon einige Caches heben dürfen.
Also nehmen wir den mit einem Rüebli bemalten Stein mit. Irgendwo setzen wir den dann wieder aus, versprochen.
Bei schletzfertigem Kaffee haben wir wieder ausgiebig die Aussicht genossen, sehen von hier bis nach Hause. Die Alpen scheinen greifbar, und der Zugersee glitzert im tiefen Königsblau.
Wenn dieser ekelhafte Wind, der mit Böen bis zu 49 km/h uns hartnäckig entgegenstellt, nicht wär- Mann könnte sich wie in den Ferien fühlen.
Hinter dem Flugfeld Hausen erreichen wir den höchsten Punkt der Fahrt, sind hier auf 600 Meter über Meer. Vom tiefsten Punkt (Kloster Frauental) auf 390 Meter über Meer ist es doch recht happig hier rauf. Dank Elektrounterstützung macht es aber auf jeden Fall Spass!
Durch den Wald sehen wir die startenden Flugis, und geniessen das herrlich angenehme Fahren abseits aller Autos. Wir fahren am Waldrand nach, vor uns das Kloster Kappel und die wunderbare Bergkette am Horizont. Über Feldwege (kein Einziges war für Velos mit einem Verbot belegt) und gutem Veloweg gehts zur nächsten Rast chli ausserhalb Uerzlikon. Hier genehmigen wir uns auf dem Bänkli ein Picknick, gucken den Bauernkindern beim Entdecken im Wäldli zu, geniessen den Ausblick.
Weiter gehts den «Mamihoger» runter, und wieder über die Strasse Richtung Wald. Wir passieren die Waldhütte Uerzlikon, in derer wir den letzten Adventszauber durchführen durften (alles völlig coronakonform- niemand war krank nachher), und nehmen den richtigen Abzweiger Richtung Steinhauser Waldweiher. Das geht aber gäch nach unten, und Wurzel und Matsch machen den Weg für die uns folgende spanische Familie mit Kindersitz sicher zu keinem Vergnügen.
Am See sind die Grillstellen belegt, ein emsig Treiben herrscht. Trotzdem gelingen uns gute Fotos, von unberührter Natur.
Wir sind nicht lange hier im Zeckenwäldli, fühlen uns unwohl.
Den steilen Weg hinauf meistern wir problemlos mit E-Power, dafür gibts oben mit Aussicht und Bänkli den Kaffee Nummer zwei aus dem Thermöschen.
Weiter durchs Bann radeln wir durch die grossprotzige Reitsportanlage. Also hier stinkt es gewaltig nach Geld. Übelscht!
Aber am Rand des Quartiers bekommen wir noch ein mega wunderschönes Naturerlebnis mit:
Tausende von Bienen umschwärmen und umsummen einen Baum!
Die sind auf dem Schwarmflug!! Ein sehr seltenes Schauspiel, und absolut faszinierend!! Haben sich zu einer Wabe im Baum geformt und werden nun mit ihrer Königin ein neues Nest, ein neues Volk gründen. Das Spektakel dauert nur kurze Zeit, und wir durften dran teilhaben, soooo imposant!
Weiter retour geht es Richtung Cham, durchs Mugeren/Duggeliquartier zur Schluecht hinauf. Hier nochmls ein Rast und eine kleine Plauderei mit den Hofkühen.
An der imposanten Baustelle Papieri Cham vorbei, über den Röhrliberg nach Hause.
Immerhin 35 Km!
Und viele, viele neue Aussichten gefunden, und ich muss sagen, dieser Nachbar, der gefällt mir!
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