Nanu?
Ist der Deckel der Kamera zu gewesen, oder ist der Film vorbelichtet?
Spassvogel- Das ist ein Händybild. Geschossen in der Nacht gegen den Himmel, und wer hier gut hinsieht, bemerkt doch da nöimet einige Sterne.
Wie komme ich denn dazu, den Sternenhimmel zu föttelen?
Man sieht ja nix??
Ja- so ist es. Aber es geht hier um ein Ereignis, ein Naturschauspiel. Die jährlich wiederkehrende Sternschnupperei, welche in unserer Gegend immer so um den 12. bis 14. August am nordöstlichen Himmel erscheint. Die festzuhalten geht halt schlecht mit dem Händy.
Es sind die sogenannten Perseiden, ein Meteorenstrom. Sie sind recht zahlreich, und können gut mit blossem Auge beobachtet werden.
Der Glauben, man könne sich was wünschen wenn man eine Sternschnuppe sieht, ist weit verbreitet, und wenn noch ein Schwarm auftauchen tut, umso bessser.
Nur laut aussprechen dürfe man den Herzenswunsch nicht.
Also schön pschschpscht.
Da ein jeder ein paar Wünsche in seinem Chrättli hat, liegt die Tatsache nahe, dass dieser Tage (oder besser Nächte) über 1001 Wünsche nach oben gesendet werden.
Um sie gut zu sehen, muss es erst mal dunkel sein. Nicht ganz einfach, denn abgesehen von den Strassenlaternen kann auch der schimmernde Mond einen völlig dunklen Himmel recht unmöglich machen.
Wir weichen auch aus auf einen nicht beleuchteten Parkplatz weit ab von Strassenlaternen, Gebäudebeleuchtungen oder Licht aus Wohnungen.
Sogar das Händy sollte im Ruhemodus sein, denn die Augen benötigen sicher zehn bis fünfzehn Minuten, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen.
Dann sollte es eine klare Nacht sein, Wolken und Regen lassen kein Sternenlicht durch. Wenn’s dann nicht nur gerade 5 Grad warm ist, also eher ein schönes laues Sommernächtchen mit lauen Temperaturen, dann kann eigentlich nicht mehr viel zum Glück fehlen.
Uff, grad echli vill für e bitz Schnuppen.
Aber es lohnt sich.
Würkli.
Wer denkt, diese Erscheinung des Sternschnuppenregen sei neu, irrt. Bereits 36 v.Chr wurden die Perseiden in China beobachtet. In Europa kennt man sie ab 811 n.Chr.
Das Schauspiel Sternschnuppen/Kometen fasziniert die Menschen seit eh. Immer wieder wird das «himmlische Ereignis» für eine Vergötterung missbraucht.
Wär ich hier ganz ketzerisch, würde ich den wohl berühmtesten aller glühenden Himmelsschnuppen -den Stern von Bethlehem- anzweifeln und ihn für ein geschicktes Geschichtemodul der Bibel (derer gibt’s nämmli unzählige) halten.
Es ist ganz klar erwiesen, dass bei der Ermordung Julius Cäsar’s im Jahre 44 vor Chr. ein Komet für vier Tage leuchtete, und ihm so den Status Gott eingebracht hat.
Wieso soll dann keine 50 Jahre später dem Grundstein des christlichen Glaubens nicht auch dieselbe Ehre teil sein? Ein Auftreten eines Kometes/Sternschnuppen konnte im Geburtsjahr von Jesus (plusminus 2-3 Jahre) bis heute nicht glaubwürdig nachgewiesen werden.
Aber ich schweife ab..
Zurück zu unseren Perseiden.
Jährlich wird berichtet, wie zahlreich diese Staubpartikel immer um die gleiche Jahreszeit vor Mitte August erscheinen.
In den Medien reden sie meist von 100 bis 150 Schnuppen pro Stunde, ist aber eine Ente -ein echter Irrtum. Tatsächlich -und das kann ich bestätigen- sind es 10 bis 30 Stück pro Stunde, welche unter guten Umstände gesehen werden können.
Stell dir vor, 150 pro Stunde, das wären zirka zwei bis drei Sternschnuppen pro Sekunde- das wäre ja fast wie ein Feuerwerk…
Lasst euch nicht verschaukeln, und erwartet nicht jede Sekunde eine Schnuppe- es wär enttäuschend. In Tat und Wahrheit sind es zirka alle zehn Minuten, wo man einen dieser für 0.7 Sekunden aufleuchtenden Staubpartikel sehen kann. Und die Häufigkeit der Partikel nimmt in der zweiten Nachthälfte zu, und erreicht um 06.00 bis 07.00 Uhr ihren Höhepunkt. Nur ist da leider die Sonne am aufgehen, also sieht man die Sternschnuppen dann wieder nicht.
Verflixt.
Nun wir sitzen da, um uns zirpen die Grillen, und wir hören in der Ferne die Züge vorbeirattern. Haben extra die bequemen Gartenstühle mitgebracht- und sind nach einer Stunde gucken gottenfroh darüber.
Langsam gewöhnen sich unsere Pupillen an die Finsternis, die Stadt Zürich schimmert hinter dem Üetliberg. Unsere Blicke sind Richtung Nordosten gerichtet, gegen das Sternbild des Perseus.
Wir sehen blinkende Flugobjekte, ah, das sind Flieger. Eine ganze Menge schwirrt da kurz vor Mitternacht noch durch. Und aus allen Ecken kommen sie und durchqueren das Himmelszelt.
Da!
Eine wunderschöne Sternschnuppe! Ooooh!
Sind uschnell unterwegs und würkli nur kurz zu sehen. Wenigstens wissen wir nun, aus welcher Richtung sie kommen.
Dann sehen wir noch andere leuchtende, schnell bewegende Objekte, kreuz und quer sind sie über uns am Himmel, scheinbar ziellos umfliegen sie die Erde.
Das sind Satelliten, welche Fotos von der Erde machen, und uns Wetterdaten liefern können.
Absolut faszinierend, was da oben abgeht…!
Da-wieder eine Sternschnuppe!
Wo denn? Wo denn?
Hab sie leider nicht gesehen, Mischt!
Und immer, wenn eine Sternschnuppe durchfliegt, konzentriert man seine Blickrichtung doch auf diesen Teil des Himmelszeltes, und passt scharf auf, einen weiteren Schnupperich nicht verpassen.
Der nächste taucht jedoch an einem völlig anderen Ort auf, im Augenwinkel sehe ich ihn und drehe den Kopf zu ihm hin-
Ooooh, den hab ich aber gesehen-
Ein ganz Schöner!!
Übrigens sollte man nicht direkt ins Sternenbild des Perseus (der Namensgeber und Ort der Perseiden) gucken, sondern etwa 20 bis 40 Grad abseits des Radianten. Weil da die schönen Schnuppen auch für unser Auge zu sehen sind.
Leuchten chli länger, sind grösser.
Wir geniessen das Schauspiel in unseren Stühlen, haben was zum Trinken und zum Knabbern dabei. Es ist angenehm warm und die Reuss hinter uns rauscht beruhigend.
Nach gut einer Stunde packen wir unsere Stühle wieder ein, tuckern zufrieden und wunschlos wieder nach Hause.
Das Foto habe ich von diesem Platz an diesem Abend geschossen.
Wenn du lange genug das Bild in völliger Dunkelheit anschauen tust, erscheinen so vom 12. bis 14. August sicherlich auch diese Perseiden, weil die ja alle Jahre wiederkehren.
Und dann:
Wünsch dir was!
Aber pschschscht -Nicht laut aussprechen- Süsch funktioniert es nicht…
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