In diesen Zeiten, wo Corona von allen Seiten zerrissen wird, jeder seinen unqualifizierten Sämf dazu geben will, man jedoch mit wachsender Beängstigung zusehen muss, wie sich zwei Fronten bilden- Einerseits die Gegner, auf der anderen Seite die Befürworter (und es bilden beide dermassen eine Halsstarrigkeit, es tatsächlich bös enden kann); Gibt uns folgendes, irgendwie fast herziges Ereignis doch noch irgendwie den Glauben an den «normal» handelnden Menschen zurück. Keine Säbel wetzen, kein Gedisse auf den sozialen Medien starten, keinen Finger auf dich zeigen -Hmm, wobei das mit dem Finger auf dich zeigen, werden wir an besagtem Anlass doch noch einige Male erleben, aber aus anderen Gründen- Ich komm drauf zurück.

Dieser heutige Auslöser der Geschichte beginnt eigentlich schon im Jahr 1686, der Bau des Schützenhaus Hünenberg. Damals wurde, weil nebendran auf dem Exerzierplatz- Übrigens seit Corona unser Lieblings-Apéro Platz- ein Unfall ereignete, und man deshalb beschloss, nebenan ein Schützenhaus zu bauen, um söttige Umfälle zu verhindern. Dieses Haus erfüllte bis um die Jahrtausendwende ihren Zweck als Ort des Schiesstrainings.

Und genau dieses Schützenhaus bildet den Stock meiner Geschichte.

Bereits mein Vater hat hier sein Taschengeld (10.-) verdient, indem er im Kugelfang mit der Kelle die geschossenen Punkte auf der Zielscheibe angezeigt hat, und auch ich habe hier amigs mein Obligatorisches mit dem Sturmgewehr geschossen. Ein kleiner hüpscher Bau, aber seit der Ausquartierung des Schützenvereins eine nun leerstehende Hütte, welche der Korporation gehört.

So Gebäude gibt es ja zuhauf in der Schweiz, jedes noch so kleine Dorf hatte söttige Häuser (Hünenberg besitzt neben dem erwähnten Schützenhaus noch eines für Kleinkalibergewehre (Dort hatte ich zwei Jungschützenkurse) sowie einen Armbruststand. Verrückt, für die paar Schnäuze vom Dorf… Denn bereits das nächste Dorf hat auch wieder so Häuser, in denen der Schiesssport praktiziert wird.

Da das Vereinswesen eh am särbelen ist, und man seine Mitglieder afig recht zusammenkratzen muss, macht es Sinn mit Nachbarsvereinen zu fusionieren. Denn der Spass, der Wettkampf, das Erzielen eines guten Punktestands ist immer noch eine gute Sache. Man konzentriert die abnehmende Zahl an Sportschützen und Schiesspflichtigen auf wenige Schützenhäuser- Macht auch durchaus Sinn.

Nun stehen im ganzen Kanton/der Schweiz unzählige söttige schiesspulverbehaftete Zweckbauten leer. Viele werden abgerissen, einige als Lagerdepot gebraucht. Wieder andere dienen als mietbare Eventräume, oder eben wie «unseres», welches nun zur Korporationskanzlei umgebaut wird. Durch wirklich geschicktem Neu/-Anbau werden von nun an für die tagenden Räte genügend Sitzungszimmer, Lagerräume für alte Dokumente/Familienregister zur Verfügung gestellt. Man hat den Neubau geschickt unterkellert, und grosszügig mit Duschen/Toiletten ausgestattet.

Diese zwei investierten Millionen Franken, wurden anhand einer «Bürgerexkursion» uns Korporatiönler exklusiv an Hand eines Tag der offenen Tür mit stolzer Brust gezeigt.

Weil wir das Gebaue seit Anfang vom Lindenplätzli aus gespannt verfolgten, war für uns klar -in Gehdistanz von deheime- Hier gehen wir gucken.

Nehmen noch zwei andere Korporatiönler mit, spontan entscheiden sich Dädi mit Brigitte dazu, unserer Einladung zu folgen.

Als wir um den Eggen stürcheln, sehen wir ein Zelt auf dem Lindenplatz, hören Musik und eine muntere Schar Mitkorporatiönler im Zelt plaudern.

Neugierig gucken wir uns um, und Dädi kennt schon fast die Hälfte (gefällt ihm). Wir möchten aber erst ins Haus, zudem Dädi und ich noch eine historische Verbindung haben, und dieses endlich von innen angucken.

Fast schon automatisch trage ich meine Kontaktdaten ein, desinfiziere die Hände- Masken auf und rein ins herzige Häuschen.

Wau! Das ist aber gelungen!!! Aus dem rechten historischen Teil wurde ein Kontor, also der Empfang gemacht, während im linken Teil der Sitzungsraum mit wunderschönem Eichentisch ist. Der Dachstuhl wurde sichtbar gemacht, und eine möglichst originalgetreue Farbe (bei über sieben Anstrichen noch schwierig) verwendet. Sehr sehr schön!!

Im oberen Stock (Türmchen) noch ein 5 m2 grosses Räumchen mit wunderschönem Ausblick auf zwei Seiten.

Für was auch immer…

Äusserst geschickt hat man das unter Denkmalschutz gestellte Haus seinen Charakter gelassen, durch die Verwendung der Schiessscharten als Fenster ist das Gebäude sehr hell und freundlich.

Der Gang zum Neubau hat links einen hüpschen Aussen-Innenhof mit Tisch, Stühlen und gar einem Brunnen (der Alte vom Lindenplatz?) ein lauschiges Plätzchen. Rechts die Küche, aber ohne Kochfelder (Feuerpolizei, ächtetz??!). Im eigentlichen Anbau, quer zum Gang zwei grosse Büros für die Mitarbeitenden und ihren Scheff. Der Blick wunderbar auf grüne Wiesen, ein toller Arbeitsplatz.

Unten im Keller eben das Archiv, die Technik/Server sowie Toiletten/Duschen.

Eine würkli gelungene Sache, dazu kommt noch, dass Aussen am Neubau öffentliche Toiletten eingebaut wurden, plus, wie unsere Liegenschaft auch, man mit Biomasse die neue Kanzlei heizen tut.

Toll gemacht!

Wir sprööchlen nochli mit der Verwaltungsangestellten, und treten dann zufrieden vor die Tür, auf den Platz.

Das Zelt lockt mit Musik und Speis und Trank. In der Einladung stand was von «kleiner Imbiss «.

Okee, gömmer mal go luege…

Werden bitz seltzam angeguckt, erst nachher fällt uns auf, das wir hier drin die Einzigen sind, welche Masken tragen….

Egal, so können wir ungestört an den Anderen vorbei und uns an einen Tisch höcklen. Denn nun gehts los: Weisst, das ist der … vom Mattenboden. Das da ist der Schreiner … der hat mit mir eine Schitour gemacht, wir wurden von einer Lawine mitgerissen. Da, der … der muss jetzt nach Hause, gogen Chüe mälen. So ging das die ganze Zeit, und wie wir alle anderen durchhechelten (sofern wir sie kannten) wurden sälpferständli auch wir durchgehechelt.

Was für welche seid ihr? Ah! Von der Gass… Hmm, hmm, pschpschpsch…..

Es war würkli amüsant, Dädi ging auf und kannte- Obwohl er bei rund «einem Drittel kenne» beharrte, sicher mehr Leute. Und zu jedem gab es eine Story.

Die vierköpfige Ländlermusig Hopfemandli Örgeler aus Baar hat uns zwar laut aber gut unterhalten, und wie ich nacher beim erfolglosen Recherchieren nach einer Homepage erfahre, im 2019 immerhin den kleinen Prix Walo gekriegt haben!!

So sitzen wir zusammen, plöiderlen e bitz, und geniessen irgendwie die Chilbi-Athmosphäre.

Verusse auf dem Platz können Kinder spielen, es gibt Dubler Morenköpfe, mmmh!

Und es hat gebrannte Mandeln/Magenbrot/Nidelzältli, für jeden zum Mitnehmen. Soo guet.

Wer denkt, nur die ältere Generation unterhält mit: Kännsch dee..? Lueg das isch d’…

Teuscht sich aber hier.

Wir sind noni recht am sitzen, kommt die Serviertochter (auch sie ohne Maske, notabene), und spricht uns zwei Jungen an. Wir seien doch die mit dem wunderschönen Hochzeit auf dem Dorfplatz?? Ohja! Gittsjanid ! Unsere Servicekraft von Damals hat uns wieder erkannt/ besser noch: Sie schwärmt heute noch vor ihrem Scheff von unserem tollen Anlass…

Und auch die Korporationsschreiberin erkennt mich, kann mich jedoch zwar nicht zuordnen, weil sie mich nur von Baarer Seite her kennt.

Ist aber nun geklärt.

Haha! So gut!

So kann auch ich was dazutragen, und wir lauschen gespannt der Örgeler Version von Evviva Espagna… Also die Jungs sind würkli nicht schlecht.

Mit Bitz Nidelzältli/Gebrannte Mandeln und Magenbrot machen wir uns auf den Nachhauseweg.

Ein äusserst zufrieden machender Anlass. Wir haben uns wohl gefühlt, und das Nichttragen der Maske hat irgendwie auch nicht gestört.

Oder doch,

oder nicht?

Chli zwiespältig hinterlässt der Event bei mir Eindrücke- Wieso musste man im Haus maskiert rumlaufen, im Zelt aber nicht??

Ist das unser heutiger Spiegel der Gesellschaft? Niemand weis mehr, was falsch und richtig ist. Mit dem Finger auf andere zeigen, das haben wir alle inne.

Es war trotzdem schön!

Kategorien: Angeguckt

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