Eigentlich froien wir uns usinnig jedesmal auf die zwei Tage im September, weil da sind alig die europäischen Tage des Denkmals. Tönt verstaubt, sagst du?

Iwo!!

Wir durften schon megainteressante Sachen begucken, haben viel gelernt und es waren jeweils ganz unterhaltsame Sachen dabei.

Bei den Tagen des Denkmals geht es nicht darum, den Löwen von Luzern die Mähne zu putzen, oder das Rütli zu rasenmähen. Eher sind es ganz unscheinbare -oder äben nicht- Gebäude, welche normalerweise von der Öffentlichkeit abgeschirmt werden, nun anhand dieser Denkmaltage für Interessierte geöffnet werden. Es muss nicht immer Versailles sein (wobei mir da der Garten besser gefällt wie das Schloss), auch ganz normale Häuser erzählen-wenn man denn zuhören tut- oft eine richtig tolle Story.

Wir sind seit Jahren treue Gäste dieses kostenlosen Events, welcher in der ganzen Schweiz (+Europa) durchgeführt wird. Und ich habe hier auch schon mehrfach drüber berichtet.

In diesem Jahr gehen wir es e bitz gemächlich an, konzentrieren uns auf die Stadt Zug. Das heurige Thema «Gewusst wie» lässt viel Spielraum offen.

Wir hätten gerne die Nagelfabrik in Winterthur besichtigt, die Letzte ihrer Art in der Schweiz, aber die Tickets waren so schnell wegg- Henu, schade, aber bleiben wir an der schönen Stadt am Zugersee.

Es ist ein schöner Spätsommertag- wir radeln gemütlich in die Stadt. Holen uns noch Getränke und Brezeln am Bahnhof. Und bei der ehemaligen EPA werde ich noch um eine Unterschrift für ein Referendum gebeten. Worum es denn gehe, frage ich den Herrn, welcher mir irgendwie bekannt vorkam (habe es bis dato nicht herausgefunden, wer er ist-egal). Er will, dass Bundesgelder (spricht zuerst von knapp eine Million, später 1,5 Millionen Franken…) für Medienunternehmen per Pedition aus dem Budget gestrichen werden.

Ha! Da kommt er bei mir als Jünger Gutenbergs aber grad gschliffen. Er referiert, dass unser Gesundheitssystem mehr Geld verdient hätte.

Huuu- Da komme ich vollends in Fahrt, da mache ich mir nun einen Spass draus, zu debattieren. Denn er nimmt mich auf die Reise mit in die 80er, das Thema HIV und Aids, und er hätte da schreckliche Sachen gesehen. Ich hole ihn aber schnell zurück- wir brauchen nur nach Syrien oder den Libanon zu schauen. Und-um den Kreis zu schliessen, die Coronarei hat uns jetzt schon mehr gekostet, wie die Aidshilfe je in den vergangenen 30 Jahren zugesprochen bekam. Die Milliarden, welche uns die Pandemie schon gekostet hat, dafür müssen wir irgendwie doch noch aufkommen.

Er wechselt relativ geschickt auf die Monopolstellung der Medien, mit antiquierten Namen (gibts Ringier überhaupt noch?), man solle doch das Einheitsgebreie nicht noch mehr unterstützen.

Mein Einwand- dass grad fehlendes Geld in den Medien das Problem sind, dass diese so einseitig geworden ist, lässt ihn auf einen seiner Leserbriefe wechseln, den man nicht als Ganzes gedruckt haben wollte.

Nun ja guter Mann, wenn die Medien kein Geld kriegen, müssen sie halt streichen…

Eigentlich macht es uns noch beiden Spass, zu diskutieren, ich kann gut kontern, und er findet immer wieder neue Wege, ein anderes Thema anzuschneiden, welches schlussamänd eh wieder auf der Planke endet.

Nun müssen wir aber sputen, sind chli spät zur ersten Führung, die pünktlich beginnen soll.

Ich bedanke mich noch beim unbekannten, engagierten Herrn für die Diskussion- Meine Unterschrift hat er zwar nicht, dafür bitz meine Sympathie.

Ich finde, man kann nicht nur schwarz-weiss sehen, muss auch mal auf andere zugehen können, und vorallem-respektvoll miteinander umgehen!

Aber gut. Wir schliessen das Velo bei der alten Hauptpost ab. Dem monumentalen Sandsteingebäude aus dem Jahre 1902.

Es ist eingerüstet, und der Besitzer-die Post- ist seit sechs Jahren schon nordwärts gezogen. Eigentlich müsste man den Platz wieder seiner ursprünglichen Benammsung zuführen: Schanzenplatz.

Aber das ist wieder ein anderes Thema.

Heute werden wir diesen repräsentativen Bau besichtigen können, eine einmalige Gelegenheit, welche wir am Schopf packen. Es sind Leute der Denkmalpflege, ein Vertreter der Post sowie die Architektin vor Ort, welche zur Geschichte, zum Bau und der zukünftigen Nutzung allerlei zu berichten wissen.

Wir, das interessierte Publikum (etwa 50 in der Anzahl) freuen uns, das Gebäude von innen zu betrachten. Man lässt uns rein, es ist innen alles ausgehölt, aber Böden und Decken sind noch drin. Wir dürfen bis unters Dach (von da ist das Beitragsbild), und staunen, dass der Sandstein bloss die Fassade, die Schale ist.

Das Gebäude nämlich wird von Eisenträgern gehalten, filigran aber effektiv.

Verrückt!

Hätt ich mir nie vorstellen können. Vorallem weil zwischen die Eisenstangen am Boden nicht Bretter, sondern Ziegelsteine (feuerpolizeilich) verbaut wurden.

Die Räume sind hoch, und man versucht den originalen Glanz der Anfangszeit wieder zu rekonstruieren. Gemäss Bauherrschaft kommt nächstes Jahr im Erdgeschoss ein Restaurant hinein- Wir freuen uns darauf, und werden da sicher reingügseln. Wie wir erfahren, soll sogar das Türmchen auf der Kuppel auch wieder rekonstruiert werden, so sind die Sendeanlagen nicht mehr so wüescht…

Wir treten aus dem Gebäude auf den Postplatz, hier zeigen Handwerker, wie sie Sandsteinbalustraden restaurieren, Stuckateure machen mit Silikonformen aus Gips Blumen, Kapitelle und weiteren Raumschmuck. Und die Kinder können Beton giessen.

Toll gemacht echt etz!

Wir rasten auf dem baumlosen und chli lieblosen Platz (sollte doch chli Italianità ausstrahlen… hä? Wo ächt???), im Schatten eines Hauses und lassen uns diese Besichtigung nochmals durch den Kopf gehen.

Auf die zweite Führung freue ich mich schampar, denn ein scheinbar unscheinbares Haus in der Neugasse ist ebenfalls im Umbau.

In söttigen Häusern sieht man meist recht Ungewöhnliches, und der Einblick in diese Wohnräume sind ja normal gar nicht möglich.

So stehen wir beim Hirschenplatz am Hintereingang eines unscheinbaren Hauses, ein Reihenhaus, eingequetscht zwischen zwei anderen.

Die beiden Besitzer sowie wiederum Leute von der Denkmalpflege geben gut Einblick in den historischen Hintergrund, vorallem soll dieses Haus noch vor der geplanten Stadterweiterung, also ausserhalb der Stadtmauern(!) hier ab 1492 gestanden haben.

Vieles ist im Dunkeln geblieben, von den Erbauern ist nichts schriftliches, und auch in den Ritzen (normalerweise ein Garant für Münzen oder ähnliches) wurde nur ein schlecht auswertbarer Rodelbrief gefunden.

Die beiden Architekten, welche das Haus kaufen konnten, sind gleich nebenan im Nachbarhaus, und haben grosses Interesse, das enorm alte Haus wieder zum strahlen zu bringen.

Wir werden in zwei Gruppen eingeteilt, wir dürfen übers Nachbargebäude rauf in den dritten Stock und gelangen so vom Bau aus den 1960ern (man hat das Gebäude einfach abgerissen, und neu aufgestellt, ins eigentliche alte Haus.

Wir fangen quasi von oben an, die andern kommen von unten her.

Die Räume sind ungewöhnlich hoch für ein Altstadthaus, hier muss ein vermögender Mann sein Daheim errichtet haben. Wir erfahren, dass um 1605 das Haus zur jetzigen Grösse aufgestockt wurde. Immerhin zur schmalen Fensterfront von ca. 5 Meter ist die Tiefe des Hauses mit 15 Metern recht grosszügig.

Es werden hier im Haus vier Wohnungen eingebaut, die Küchen und Bäder sind den heutigen Anforderungen gewachsen. Eine Komfortlüftung wird eingebaut, die Luftzufuhr erfolgt von der Rückseite des Hauses aus, denn nach vorne ist die Neugasse eine laute, lärmige und Abgasen gefüllte Strasse.

Immer wieder erstaunt uns die Raumhöhe.

Das wird eine tolle, schöne Sache. Zudem es alles Handwerker aus der Region sind, welche hier ihr Fachwissen zeigen.

Wir plaudern nochli mit den Denkmaldamen und die Architekten sind nun auch sichtlich gelöst, es war ein tolles Ereignis, schön durften wir in das private Haus gucken!

Sind gespannt, was es nächstes Jahr wieder spannendes gibt, und die zwei netten Damen sind hin und weg von uns. Müssen nächstes Jahr wohl Bier mitbringen, hihihi.

Mit einem Getränk im Pfauen lassen wir auch diese Besichtigung Revue passieren.

Und radeln danach zufrieden nach Hause!

Kategorien: Angeguckt

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