Zug, die Hauptstadt des kleinen, gleichnamigen Kanton’s in der Zentralschweiz mit über 30’000 Einwohnern hat trotz seiner überschaubaren Grösse durchaus Weltformat, sind doch namhafte Weltkonzerne mit Rohstoffhandel oder Kaffee seit längerem hier. Hier kannst du deine (recht niedrigen) Steuern -wenn du’s vermagst- mit Bitcoins bezahlen, und man sieht es der Stadt durchaus an, das sie reich ist. Viele baulichen Zeitzeugen sind recht prunkvoll, die Banken in gewohnt prozigen klotzigen Paradebauten. Abseits dieser architektonischen Fehlgriffstrasse ist die Stadt aber sehr beschaulich. Am See gelegen ist vorallem der Sonnenuntergang hervorzuheben, kein Einheimischer lässt einen andern Sundowner auf der Welt gleichwertig gelten. Diese echt pittoreske Altstadt ist würkli hüpsch, und zum flanieren laden die Gassen alleweil ein. Man muss ja nicht am Abend hierhin. Denn bereits ein lauter Furz kann dir dann schon eine Ruhestörungsklage der Anwohner einhandeln.
Aber sonst ist es recht schön hier. Für mich- der in dieser Stadt das Licht der Welt erblicken durfte- hört die Altstadt nicht gleich hinter dem Zytturm auf. Ich zeige dir gerne ein paar Ecken, keine 10 Minuten vom Kolinplatz, welche grad so schön wie die beiden bekannten Gassen Oberaltstadt und Unteraltstadt sind.
Wir durften schon in einige paar Häuser dieser Stadt gucken- Gut gibt es amigs den Denkmaltag im Herbst- Und haben so einige bauliche Schatztruhen in dieser Stadt entdecken dürfen.
Und wenn man mit etwas offenen Augen durch die Strassen und Gassen schlendert, sieht man doch recht Erstaunliches in der alten, ehrwürdigen Stadt. Wunderschöne Wandmalereien, grosse Lukarnen mit Geranien, und jedes Haus hat seine gsnz individuelle Geschichte, auch wenn es die Wände mit dem Nachbarhaus teilt.
Eine zentrale Rolle spielt hier in Zug die Verkehrsader Neugasse. Hier verläuft der etwas ungeschickt gelenkte Verkehr aus der Vorstadt zum Kolinplatz, wo dann Richtung Ägeri oder Walchwil weitergefahren werden kann. Ein fragwürdiger Bundesgerichtsentscheid lässt nun die Autos nur noch mit 30km/h passieren, als ob vorher die Autos schneller durch den Kriechverkehr hätten fahren können.
Die Lärm-und Abgasbelastung ist hier recht hoch, und in den Häusern ist selten ein Schallschutzfenster offen zur Gasse. Aber selbst diese Neugasse hat viel unentdecktes Potential- Wunderschön verzierte Häuser reihen sich aneinander, und Bauten aus den 70’ern sind geschickt und unscheinbar neben den alten Häusern aufgebaut. Eine Aussnahme sei hier erwähnt das Haus Zentrum. Ein Bau des Architekten Hanns Anton Brütsch, welches treffend » stark mit den umgebenden Altstadthäusern kontrastiert» beschrieben wird. Und dessen Ende nach gut 60 Jahren nahe ist, und man bereit ist, mit einem adäquaten Bau die Lücke zu schliessen (Da bin ich dann echt gespannt…) Auch in diesem Haus waren wir, vorallem die Dachterrasse bietet wunderschöne Ausblicke zringseltum.
Zurück zur Neugasse. Hier ist die Laufkundschaft eher spärlich, denn wie erwähnt ist der Verkehr schon recht belastend und lädt nicht zum flanieren ein. Dafür ist der dahinterliegende Landsgemeindeplatz da.
Trotzdem fasziniert mich diese Strassse immer wieder, und ich guck hoch zu den Wandmalereien, zu den Holzgiebeln, den wunderschön gepflegten Dachbalkonen. Der Gehsteig ist nicht breit, und die Lastwagen brausen (auch mit 30km/h) recht nahe an dir vorbei. Wir schaufensterlen trotzdem e bitz und geniessen die an für sich beschauliche Gasse.
Und hinter dem Tresen eine Kaffeemaschine.
Ach komm wir gehen da rein, gönnen uns einen Espresso und ein Dolce dazu. Wir treten ein und fühlen uns grad wie in Italien, da wo die vielen Bars auch recht eng aber drum typisch italienisch sind. Wir werden auf italienisch mit «Buonasera» begrüsst, so guet. Mit den vorbeibrausenden Autos draussen vor der Glastür kommen wir uns wirklich vor wie in Italien. Fehlt noch ein Fernseher mit calcio über der Bar, Pokale und Wimpel an der Wand und Unmengen von Lottoscheinen überall. Aber auch so sind wir voll im Feeling, und schweben unserem südlichen Landesnachbarn entgegen.
Wir mussten die «greeen card» also das Covid-19 Zertifikat zeigen, denn ohne gehts vielleicht bald in der Schweiz, aber nicht so bald in Italien.
Wir bestellen due espressi und due canolli und setzen uns ans hüpsch in den Ecke gestellte Tischli.
Wie in Italien.
Wir fühlen uns echt wie in Italia, fehlt einzig der wirre Gesprächsteppich, der in den vielen typischen Bar’s herrscht- Wir sind begeistert. Kaffe und Dolce schmecken -weil frisch- ausgezeichnet, draussen stinken immer noch die Autos vorbei.
In diesem kleinen Lokal hat’s auch Regale mit vielen feinen Sachen. Sei es feinem Olivenöl, dem typischen Sugo aus Tomaten, Pasta, Panettoneähnliches Brot. Und weitere feine regionale Spezialitäten aus Italien.
Wir nehmen uns noch ein Teigwaren-Mehl (semolina) und bekommen einige Tips, wegen der Herstellung von selbst gemachter Pasta. Mit viel Liebe führt die zierliche Frau diese Bar, und wir kommen völlig häppy zur Tür raus -Und stehen ganz italienisch direkt auf der vielbefahrenen Strasse. Ein paar Motorinis, und eventuell ein weisser Palazzo am Ende der Strasse (ZKB?) fehlt, um wirklich in Italien zu sein. Aber das sind Details.
Wir schweben auf der Ferienwolke Richtung Postplatz.
Dieses kleine Geschäft hatts echt geschafft, uns eintauchen zu lassen in die von uns so geliebte Ambiente in italienischen Bar’s.
Eine echte Perle. Wo richtige Italianità drin steckt.
Und im Sommer gibts Glace auf der gegenüberliegenden Seite des Gebäudes auf dem Landsgemeindeplatz.
Auch selbstgemacht.
Also wir kommen wieder.
In die Neugasse 24 nach Zug.
Ma sicuro!
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