Wieder einmal hiess es eines Abends zuhause: «Du, wir müssen morgen noch was abholen gehen, ich hab da was ersteigert…» 

Oh!

Was es diesmal sein wird, erfahre ich mit ein paar Bildern aus der gewonnenen Auktion.

Wau! Das ischt aber noch hüpsch du! 

Ein Tischli mit Glasplatte. Ich staune immer wieder, was da mein Liebster aus der undefinierbar tiefen Grümpelwelt des Auktionshauses hervorpickt. 

Und dann schlussamänd schnäpplimässig zuschlägt.

Wir finden so immer wieder tolle Sachen, meist nicht neu. Dafür mit Geschichte. Lieber ein Stück, welches uns was erzählen kann, wie ein steriles zu 1000en Exemplaren hergestelltes Staubfängerteil.

Vor Jahren bekamen wir mal aus dem Hinterbliebenenfundus ein orginelles Nähtischli. Wir machen es zwäg, und haben es aussen violett und innen goldig angemalt. Das Resultat hat uns -ehrlich gesagt- nie befriedigt, trotzdem steht es als Einrichtungsgegenstand seit Jahren in unserer Wohnung. 

Längst schon möchten wir das Nähmöbeli, welches nicht so gelungen bemalt ist ersetzen und kriegen’s aber irgendwie nicht übers Herz es zu entsorgen. Es ist mit seiner Form und den Klappfächli am Deckel recht speziell, und wenn uns ja die Farbe nicht gefällt, wieso nicht neu übermalen? Ja, der Gedanke ist uns auch schon gekommen, aber es gibt einfach Sachen, die müssen solang reifen, dass sie schlussamänd nie umgesetzt werden.

So steht das Möbeli immer noch im Gang mit einem Kaugummiautomaten und einer Lampe drauf. Würde auch noch ewigs da stehen, hätten wir nicht einen schon seit langem gehegten Wunsch umgesetzt, und die dahinterliegende Wand im Gang in einem wunderschönen Violett (inklusive feinem Glitzereffekt) gestrichen.

Sieht nun natürlich Hammer aus- Wir sind echt begeistert.

Nur…

Das Nähmöbeli ebenfalls in violett passt nun würkli nüm dahin. Es stört, es ist kein Eyecatcher mehr.

Das muss in nächster Zeit da weg.

Hey- Auch wir können uns trennen von Sachen, die wir mal gut fanden.

Ich erinnere mich gerne an die Nachtflomis und Trödelmärkte, wo wir selber mehr Spass hatten am Sachen von uns verkaufen, wie neue zu aquirieren. Mit bis oben gefülltem Auto mit Waren aus unserer Wohnung zum Stierenmärtareal in Zug fuhren, einen sehr vergnüglichem Abend mit dem Publikum verbrachten und anderntags mit nur noch zur Hälfte gefülltem Auto zum Ökihof fuhren, um den nicht verkauften Teil zu entsorgen.

Vermisse diese Nachtbazaars schmerzlich- Ich hoffe so sehr, da wir Corona nun aus unserem Hirn gelöscht haben, diese Verkaufsplattform sich wieder auftauchen tut.

Wäre eh wieder dabei! Hätte sicher was zum Verkaufen. Wie wärs aktuell mit einem originellen Nähtischli? Aussen in violett, innen mit Goldfarbe bemalt?

Hihihi.

«Du, wir müssen morgen noch was abholen gehen, ich hab da was ersteigert…» 

Stimmt- Ich schweife ab…

Wer wie wir auch über das Auktionshaus verkauft/kauft, dem geht es sicher gleich: Die Erlebnisse, die Begegnungen, freudige Gesichter, und auch dumme, nervaufreibende Zeitgenossen, wo Aufwand und Ertrag in keinem Verhältnis stehen… Hat es da ja alles dabei. Belehrende, Besserwissende, aber auch Fröhliche, Freudige, halt das ganze Sammelsurium. Die positiven Abwicklungen überwiegen aber bei weitem, und auch wenn ich mich amig übelscht nerve, weil einer meckert und 9 Franken viel für das Porto verlangt findet. Der Versand koste doch nur 7.50 und es sei frech, da so viel zu hoischen…

Ja mein Lieber, und wer packt sorgfältig ein, wer zahlt mir die passende Schachtel, hetzt zweimal auf die Post, welche ja berühmt sind für kundenfeindliche Öffnungszeiten? Hm? Aber Söttige wollen eh nur stänkern und hätten eh nie ersteigert.

Und für ganz trümmlige Zeitgenossen. Könnt ja auch gerne die ersteigerte Ware selber abholen. Dafür seid ihr aber zu faul.

Knööter, knööter.

Ist nebensächlich. Die Waren sind oft recht cool im Auktionshaus, und auch die Ware, welche ich einstelle, ist makellos. Und nicht mehr gebrauchte Ware zum Occasionspreis ein zweites, drittes Leben ermöglichen, passt doch zum heutigen No-waste/CO2-Fussabdruck/Nachhaltigkeitszeitalter, in dem wir stecken.

Solange das keine Instapunkte oder Facebookprämien oder sonstigen social trashwork gibt, bin ich sehr gerne bereit, da auch mitzutun. Tut nämmli ganz gut. Und wie geschrieben, ein Möbel aus zweiter, dritter Hand vermag mehr zu erzählen, man muss nur zuhören können.

Wir verbinden die Abholung unseres Möbelchens an der Badenerstrasse in Zürich gleich mit einer gemütlichen Blueschtfahrt -eifig, da Februar- halt noch ohni Bluescht. Wir finden die Hausnummer erst beim zweiten Umrunden des Gebäusdekomplexes, irgend in einer Hintergarage lugt plötzlich ein Kopf hervor.

Wir kennen den Herrn, haben erst vor einigen Wochen eine koole Raketenlampe bei ihm ersteigert. Damals war der Keller noch in Schlieren, und auch da mussten wir zweimal ums Gebäude, es war wie beim Geocaching… Es hatte auch einige Leute, welche auch ihre ersteigerte Ware abholten, hat schlussamänd irgendwie dochnoch ja geklappt…

An der Badenerstrasse können wir-nach dem ich mein letztes Geld aus meiner neuen PhonClutch gekramt habe- das Möbeli in Empfang nehmen. Wie bei der Lampe hatten wir das Gefühl, der Verkäufer hätte gerne mehr Geld dafür gehabt. Aber ey, ersteigert ist ersteigert.

Wir hüllen das Möbelchen sorgsam in Decken ein und legen es in den Kofferraum.

Auch der Rückweg war keine Direttissima, sondern beim jüdischen Friedhof vorbei, zum Panoramaweg hinauf.

Man kann über Züri spoitzen und sirachen (so wie ich früher) aber es hat echt sehr viele schöne Ecken und die Quartiere sind würkli schön und extrem spannend!

Vielleicht kommt die Abneigung davon, dass wenn man was nicht kennt, drum ablehnend drauf reagieren tut.

Wie kann man denn Luzern nicht mögen… zwinker.

Weiter gehts, nun wieder den Hügel runter Richtung Brunau. Da parken wir, und holen uns ein paar Sachen im riesigen Migros.

Auf dem Platz (heute würde man open mall dazu sagen) gibts sogar eine feine Bratwurst mit Brot. Und wir beobachten die Leute.

Und fühlen uns wohl. Im grossen bösen Züri. In der Brunau. Der bösen, bösen Brunau.

Zuhause, nach diesem schönen Ausflug begutachten wir unser Schnäppchen-

Ist die Glasplatte noch ganz?

Lassen sich die Schubladen öffnen?

Hat es Appatzer?

Super! Alles in Ordnung!

Bitz Möbelpolitur und das Möbeli strahlt und strömt Behaglichkeit aus.

Toll! Macht sich aso no ganz schigg vor der funkelnden violetten Wand.

Dieser Beitrag wurde aus der letzten Woche als Sieger gekrönt und von meinen treuen Lesern gewünscht- Allen Beteiligten meinen herzlichsten Dank- Es hat mich zwar gefordert, aber hat enorm Spass gemacht.

Kategorien: Coole Sache

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