Es gibt nicht vieles, was ich meinem Aktivdienst im Militär verdanken kann. Ich bin auch weit weg vom Verzellen meiner «Heldentaten aus der RS», -deren gäbe es viele in den absolvierten 300 Tagen- das überlasse ich getrost anderen. Aber ich muss doch zwei Sachen hervorstreichen, von denen ich dank der Schweizer Armee heute noch profitieren kann:
Einerseits den Fahrausweis für schwere Töff’s -Ich war ja Bundesrocker, wer würde mir das heute noch zutrauen- und anderseits eine zartblühende Knospe, welche mir meine Liebe zum Jura, dem hügligen, chli abseits stehenden Separatistenkanton im Nordwesten der Schweiz erblühen lässt. Ich war ein paar mal hier in Camouflage, und auch wenn die Panzerpisten im Sommer stauben wie verrückt und im Winter schlammen wie blöd, konnte ich mit meiner Condor A350 doch einiges dieses wunderschönen Kantons entdecken und ihn dadurch liebgewinnen.
Wie sonst kommt man denn aus der Innerschweiz auf die Idee, mal hierhin ins Gjätt ussen zu gehen? Und dann reden sie noch dieses vermaledeite kurlige Französisch, welche von unseren Lehrern damals vollkommen falsch gelehrt wurde. Man ja den Ablöscher kriegen musste, ab dem Konjugieren bis es zu den Ohren usselampet, den Zeiten und all der üblen Regeln und zig dazugehörigen Ausnahmen, welche diese Sprache nunmal innehat.
Ich jedoch hatte das Glück, einen guten Lehrer für dieses Fach zu haben, das Freifach «français conversation» war da, um miteinander Dialoge zu sprechen, um mit der Sprache umzugehen, um mit ihr zu sprechen. Warschiindli mag ich drum diese Sprache und kann heute noch -auch nach bald 35 Jahren- meine Schulkenntnisse hervorkramen und mich doch recht gut in dieser Sprache durchschlagen.
Im Jura -um wieder zum Kern des Berichtlens zu kommen- ist alles noch so natürlich-urig. Die Hügel sind meist bis oben bewaldet, die Städchen (Delémont ist mit 13’000 Einwohnern die grösste Stadt des Kantons) recht überschaubar, die Dörfer haben noch die hier verwurzelten charakteristischen Brunnen, Schulen und Kirchen, hier sind die Telefonmasten noch in Betrieb. Eine Art Ballenberg, nur hier wird gewohnt und gearbeitet.
Dieses Stichwort schlägt mir gleich eine Brücke, denn eigentlich wäre heute unser jährlicher Ausflug mit befreundeter Familie in den Ballenberg geplant gewesen. Leider hat eines der Kinder die Windpocken, und wir möchten nichts herausfordern, und verschieben drum unser Treffen. Trotzdem wäre vorgesehen gewesen, dass wir halt zu zweit dahinfahren, denn es war das Handwerk Köhlern angesagt, mit gemütlichem zusammensitzen ab 17.00 Uhr am Kohlenmeiler. Wir haben das ja schon mal beim Kalkbrennen miterlebt, und wir lieben diese Athmosphäre, auch wenn die Häuser um 18.00 schliessen, wir fast alleine in diesem Freilichtmuseum verweilten. Ein echtes Erlebnis!
Wenn nur das Wetter uns keinen Strich durch die Rechnung macht- Denn er hat plötzlich Regen gegen Abend- Ouuuneii!
Das kackt uns jetzt aber chli an, denn unter freiem Himmel bei diesen frischen Temperaturen, und dann noch Regen?
Wir beschliessen, die ganze Sache erst am Morgen anzugucken, der Wetterbericht ist ja amix ganz schön zuverlässig unzuverlässig…
Am besagten Morgen waren die Aussichten nicht viel besser, ausser dass der Regen etwas später am Abend kommen soll. Ach Mensch, das ist uns jetzt aber etwas zu unsicher, vorallem weil er sporadisch Regen in den Bergen vorausprophezeit. Und wir wollten am Abend gemütlich chli sitzen im Ballenberg.
Gäbe es denn was Alternatives, was Besserwetteriges? Denn im Westen und Norden bleibt es trocken und recht sonnig…
Und was ist im Nordwesten der Schweiz?
Voilà…. Jura, wir kommen!
Durch einen Nachbar von uns wurden wir auf das Benediktinerkloster Mariastein an der französischen Grenze im Jura aufmerksam gemacht, schiinz nach Einsiedeln das grösste Benediktinerkloster der Schweiz.
Wir möchten nicht die Benediktiner angucken, die Pilgerstätte jedoch wäre doch sicher einen Hinguck wert.
So fahren wir über Basel und sind nach gut 1 1/2 Stunden in dieser zum Kanton Solothurn gehörenden Enklave. Es ist hier -wie für einen Wallfahrtsort gewohnt- sehr sehr sauber, aufgeräumt und alles ist säuberlich herausgeputzt. Wir betreten die spanisch aussehende Basilika, und werden ab der Grösse, dem Barockschischi, dem Bilderreichtum und der Pompösheit dieses Glaubentempels fast erschlagen. Es ist sehr hell hier drin, und es ist alles in Pastelltönen gehalten.
Wunderschön protzig.
Beängstigend faszinierend.
Und überall die Opferstöcke- Es kann auch sehr gerne geTWINTet werden. Benediktiner sind ja berühmt für ihre Weltoffenheit.
Wir verlassen die Kirche, es soll hier noch eine Grotte geben, die sich lohne zum bestaunen. Drum steigen wir unter die Kirche, eine mit vielen Dankestafeln an Maria gerichteter Gang führt uns über eine steile Treppe hinunter zur Grotte. Ein wunderschöner, faszinierender Raum, wir fühlen uns geborgen und fasziniert vom gesamten Umfeld. Aber schon Lourdes vermochte uns in seinen eigenartigen Bann zu ziehen.
Eigentlich abstrakt und gar nicht unserer Gesinnung, trotzdem faszinierend und fesselnd. Ein behütendes Gefühl lässt auch uns an diesem Ort verweilen und etwas zur Ruhe kommen.
Wir lassen die Kraft auf uns wirken, der Aufmarsch der Hilfesuchenden und Betenden ist für einen Samstag recht gering. Es ist ein ruhiges Kommen und Gehen, ohne Hetzerei und Gedränge…
Wir schmunzeln, weil auch mit Rollator ist ein Besuch dieser Grotte tief unter der Kirche trotz vieler Treppenstufen möglich-Es gibt leicht versteckt einen Tunnel mit einem Lift hinauf ins Kloster, den man beim Mönch anfordern kann.
Sowas! Hihi.
Wir steigen die Stiegen wieder hoch, an den würkli zahlreichen, an Grabplatten erinnernden Dankesbotschaften vorbei, im vorbeigehen noch an eine sehr interessante Ausstellung über das Kreuz, und stehen bald wieder auf dem Platz vor der Basilika.
Im Internet entdecken wir noch einen Rätsel-Trail den man mit dem Handy machen kann, gerne erinnern wir uns an den lässigen Monkstrail in Einsiedeln.
Machen wir doch mit- Sehr gerne!
Wir werden natürlich wieder in die Basilika geleitet, entdecken aber, dass es hier noch eine weitere Kapelle hat.
Hier hadern wir mit dem Lamm/Schaf, aber geben nicht auf. Die recht unterhaltsam gemachte Tour führt uns -gottseidank, hihi- nicht nur im Innern der Kirche herum, sondern lässt uns auch draussen einiges entdecken. Nur das Kennwort, mit dem wir uns im Pilgerladen eine Belohnung holen können, das finden wir beim besten Willen nicht. Unser Scharm und eine gewitzte Verkäuferin gibt uns den richtigen Tip, so dass wir zufrieden mit der Belohnung, zwei Schokoschaum (Mohrenköpfen), und einem uns gefallenden Weihrauchhalter zufrieden den Wallfahrtsort verlassen.
Wir stärken uns nach dem Seelischen auch dem Lukullischen, geniessen das Picknick auf der Parkbank.
Da die wunderschöne Grand Tour auch hier entlang führt, nehmen wir diese und lassen uns so die schönsten Strassen des Juras zeigen. Im nächsten Dorf konnten wir sogar Kirschen kaufen, bei uns sind die noch lange nicht genussreich.
Wir fahren die Hügel rauf und runter, eine herrliche Fahrt mit erstaunlich wenig Leuten und vielen Kurven. Wir folgen weiter der Grand Route, passieren sogar die Grenze zu Frankreich, bevor wir bei Moulin Neuf wieder auf die Schweizer Seite geraten.
Hier sehen wir ein Schild mit der Aufschrift Löwenburg. Mit Museum.
Gut, da gehen wir doch hin- eine geschwungene Strasse führt uns zu einem grossen Gutshof, wo wir das Auto parken können. Wir betreten den Hof durch ein grosses Tor, ein imposantes Gehöft mit einem funktionierenden Bauernhof tut sich uns auf. In die Häuser, oder gar die Kapelle können wir leider nicht, in der alten Käserei ist etwas staubig die Geschichte der Steinzeit und das Modell des Hofs ausgestellt.
Nichtsdestotrotz war es sehr interessant hier, ein richtiges Idyll für Mensch und Tier.
Weiter tuckern wir auf der Grand Tour Route gegen Delémont zu. Hoch oben der Klus am Eingang zur Stadt eine Burg, oder ist das eine Kapelle? Wir wissen es nicht.
Aber ein braunes Stassenschild mit «Vorbourg» lässt uns gwundrig werden, und wir fahren durch ein Möchtegern-Villenquartier hoch zu einem Parkplatz. Tatsächlich, hier ist eine Kapelle! Das ist ja die, welche wir von unten sahen! So guet. Wir erkunden die Aussenseite des Bettempels- Es war grad eine Beerdigung oder ein Gedächtnis an einen lieben Menschen im Gange, mit akustischer Übertragung nach draussen, da wollen wir nicht stören. Auch hier oben scheint es eine friedliche Stimmung zu herrschen, ganz zufrieden verlassen wir den Ort wieder.
In Delémont war irgend ein Strassenfest, der historische Kern war abgesperrt. Aber hierhin kommen wir sicher mal wieder und begucken die charmante, gemütliche Stadt.
C’est promis.
So tuckern wir auf der Hauptstrasse Richtung Moutier weiter, der Stadt im Berner Jura, welche mit seinem Kantonswechsel (Ja zu Bern/oder doch Jura?) immer wieder zu reden gibt. Biegen aber vorher links ab, denn wir wollen übers Quertal Richtung Oensingen, und nicht nach Biel mit dem ganzen Verkehr und so.
In Gänsbrunnen bereits wieder ennet dem Röstigraben entschliessen wir uns, einen Abstecher über den Weissenstein zu machen, ein Pass, der mit 22% Steigung/Gefälle als einer der steilsten Alpenpässe gilt. Wir waren letztes Jahr schon hier, hatten aber wegen Nebel gar keine Aussicht.
Die Passstrasse ist teilweise sehr eng, aber auf der gesamten Fahrt kamen uns bloss zwei, drei Autos entgegen. Wir sind eh erstaunt, nicht mehr Verkehr anzutreffen, keine lästigen Töfflibueben, die einem wie Fliegen am Auto kleben… Wir können gondeln, wie es uns gefällt. Das geniessen wir extrem, und tanken so die nötige Energie wieder chli auf. Auf dem Rückweg über Land noch Erdbeeren (Megafein), Rhabarbern und kurz vor Muri twinten wir noch 5 Franken für zehn frische Eier.
Ein weiterer wunderschöner Tag mit vielen wunderschönen Eindrücken speichert sich in unserem Hirn.
Jura- Wir kommen ganz sicher wieder.
Gerne, und à bientôt.
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