Und wieder einmal kommt es ganz anders, als wir denken.
Und wieder beschert uns ein super-schponti Einfall wunderschönste Erlebnisse.
Und wieder bereuen wir nichts- Aber grad gar nichts!
Nun, ich will dich ja nun nicht bei diesen Aussagen stehen lassen, sondern dir auch erklären, weshalb ich zu diesen logischen Schlussfolgerungen gekommen bin.
Also:
Ausschlaggebend ist der inzwischen fast zur Tradition gewordene Ausflug mit Kind und Kegel ins Freilichtmuseum Ballenberg (Altes-Häuser-Ensemble oder Schweizer-Hütten-Dorf… Ich wär da offen für bessere alternative Bezeichnungen wie die ebenso schräge offizielle Namensgebung). Nachdem vor gut zwei Monaten die wilden Blatern bei der Familie ausgebrochen sind, haben wir den Termin vernünftigerweise verschoben (Wir waren stattdessen im beindruckenden Mariastein- you remember?).
Das Wetter verheisst Gutes, 25-27Grad und sonnig.
Perfekt.
Früh schon sind wir los, um dem Ansturm etwas entgegenzukommen. Die Kassen öffnen ja eine Stunde vor den zu begüxlenden Häusern, und wir können sogar no e bitz mit der Kassenfrau plöiderlen, welche (unerlaubterweise?) in kurzen Hosen hinter dem Schalter sitzt. Bald schon trudelt die gesamte Mannschaft ein, wir sind immerhin zu zehnt!
Wir verbringen wieder einmal einen ganz wunderschönen Tag in diesem Freilichtmuseum, plaudern viel, essen ausgiebig und betreten doch das eine oder andere Mal eines der Häuser. Die Ostseite ist eher geprägt von alten Handwerken wie Seilerei, Schmieden und Weben, wir können aber auch dem Käser oder dem Töpferer bei seiner Arbeit zusehen, während draussen die Kuhherde an uns vorbeizieht. Es gibt eine Bündner Gerstensuppe zum probieren, und bald wird ein Tisch an einem der wunderschönen Grillplätzen durch uns belegt.
Was da von allen hervorgekramt wird, ist jedesmal ein Abenteuer, jeder nimmt was mit, von allem wird gerne geteilt. Sei es japanische Süssigkeiten, oder Rettich, selbstgemachte Hefeschnecken oder Oreos mit Himbeerfüllung. Es ist jedesmal ein Schlaraffenland, und sehr, sehr gemütlich. Dazu wird der Grill mit Fleisch und Maiskolben belegt, aber auch Marshmallows wären da im Sortiment. Wir probieren Pommes Chips mit selbstgemachtem Bärlauchsalz zu verfeinern, und auch die Nostranogurke ist sehr schnell wegg.
Wir sind erstaunlicherweise recht alleine für uns, bloss eine etwas grössere Familie mit gefrorenem Fisch und veganer Mayonnaise auf dem Ei gesellt sich zum grillen. Normalerweise ist um die Mittagszeit ein rechtes Gewusel um die Grillstellen.
Henu, sei es so. Wir geniessen es umso mehr im Schatten.
Beim Restaurant Degen ein Pinkel- und Spielplatzhalt, auch die obligaten Karussellrunden auf dem 130-Jährigen wunderschönen Karussell machen den Kindern (auch dem grossen Buben noch) viel Freude.
Aber statt das wir nun umkehren- das gesamte Gebiet ist ja wirklich nicht in einem einzigen Tag ablaufbar -ämu nicht mit drei Kindern, und nicht ohne Ghetz- gehen wir ein gutes Stück weiter, im Wald Richtung Westeingang.
Auf halbem Weg im Wald hats ein Verbindungsweg quer rüber zum Weiler aus dem Zürcher Weinland. Sei zwar nicht rollstuhlgängig, aber wir haben nur den Bollerwagen dabei mit der kleinsten Tochter drin, die es sich sehr bequem gemacht hat.
Es war eine rechte Herausforderung, über Stock und Stein den Wagen zu ziehen/stossen/heben. Aber die Kleine hatte einen Heidenspass!
Fazit: Nach Jahren/Jahrzehnten einen völlig neuen Weg entdeckt, welcher herrlich durch den Wald führt. Aber er ist nicht nur «nicht rollstuhlgängig»…
Die Kinder machen würkli grossartig mit, kein Gequenkel von: «Ich mag nüm!», «Will heim!», «Wie weit ist es noch?».
Ich ziehe den Hut vor der Energie und dem Durchhaltevermögen der drei herzigsten Knöpfe, habe mich schon drauf eingestellt, den Spaziergang abzubrechen, weil die Kiddies nümm mögen.
Nix da. Wie Duracell-Häschen sind sie auf Entdeckungsreise, begucken mit ihren Kinderaugen die Umgebung ganz anders wie wir Erwachsenen.
Macht mega de Plausch, mfall.
Das Sägewerk -fast schon ein Klassiker bei jedem Besuch- vermag halt immer wieder zu faszinieren, der Geruch, das regelmässige Sägen, die Einfachheit, mit Wasser eine grosse Maschine zu betreiben…
Oben wieder auf dem Spielplatz angekommen, gibts für alle eine Rast, und für die Kinder das versprochene Glace. Wir verweilen hier noch e bitz.
Und staunen wieder, wie echt wenig Leute auch am Nachmittag es hier hat. Normalerweise ist an diesem zentralen Ort ein Gewusel aus Kindern, Erwachsenen, Scheesenwagen. Heute aber schon den ganzen Tag sehr angenehm wenig Leute.
Bereits ist es wieder 17.00 Uhr, die Häuser werden geschlossen, die Restaurants machen langsam zu. Wir müssen nicht hetzen, raus kommt man immer.
Die Stimmung am Abend -das haben wir bei unserem «Kalkbrennen»-Besuch lieben gelernt- ist amigs mega! Die Sonnne wirft dann so ein warmes Licht, und taucht die Umgebung in eine fast unwirkliche, extrem farbige Welt, es ist wie auf kitschigen Landschaftsgemälden.
So macht es auch Spass gemütlich zurückzuschlendern, wir geniessen diese Stimmung sehr!
Am Ausgang noch das obligate Brot gekauft und später herzlich von einander verabschiedet, kommt der Vorschlag von meinem Liebsten, er möchte über den Sustenpass nach Hause. Den gleichen Weg über den Brünig wie am Morgen, das möchten wir beide nicht.
Aber ja doch, ein abendliches Passfährtli, wieso nicht? Die spinnerten Töffahrer liegen ja schon längst ausgelaugt und verschwitzt aus ihrem Lederkombi geschält zuhause und behaupten, wie schön doch die 5-Pässe-Fahrt sei, die sie heute innerhalb drei Stunden abgerast haben.
Unten im Aaretal angekommen, habe ich dann eine Blitzidee, und ein Guck ins Internet sagt mir:
Machbar! Ja!
Ganz in der Nähe ist doch die Aareschlucht! Der wunderschöne Ort, an der sich auf fast 1,5 Kilometer die Aare bis 180 Meter tief durch den Fels gefressen hat. Ein idealer Schuelreisliausflug, und in Coronazeiten voll der Instagram/TikTok- Hotspot!
Wir beide hatten noch nie die Gelegenheit hier vorbeizugüxlen, weder in der Schule, noch zu Coronazeiten. Es hat uns nicht gluschtig gemacht, diesen wunderschönen Ort mit Horden von Leuten gleichzeitig zu teilen.
Aber wie ich aus dem Internet lese, ist jeweils Juli/August die Schlucht bis 22.00 Uhr offen. Mit «mystischer Abendbeleuchtung». Die war uns eigentlich schnuppe, aber es war vor 19.00 Uhr, normalerweise hat da in der Schweiz alles (sogar die Kirchen) zu.
So betreten wir von der Westseite her diese Schlucht, und ich muss sagen, mir blieb oft der Mund offen stehen und ich kam zum föttelen nüm heraus. Mega, wie hier der Weg in und um die Felsen geschlagen wurde. Ein wunderschönes Erlebnis! Gut sind wir bei Tageslicht unterwegs, so vermögen wir auch alles zu sehen. Bereuen es nicht, nicht erst beim Eindunkeln hinein gegangen zu sein.
Der obere Teil ist nicht mehr ganz so wild, aber nicht minder beeindruckend. Weil wir vor acht Uhr hier waren, konnten wir die gesamte Schlucht bis zum Osteingang begehen. Und das war sehr toll!
Um acht Uhr, wenn es langsam beginnt einzudunkeln, kann man nur noch vom Westen (Meiringen) her in die Schlucht, und nach dreiviertel der Schlucht verschliesst ein Tor den Durchgang zur Ostseite.
Na da haben wir mal wieder den richtigen Riecher (oder eine gute Portion Glück?) gehabt, und zu allem hin, hat es sehr wenig Leute, wir sind fast alleine in diesem wunderschönen Naturschauspiel.
Herrlich und völlig beeindruckt stehen wir in dieser tiefen Schlucht, und es kommt uns gar nicht die Idee, den Zug (welcher an den jeweiligen Ausgängen hält) für den Rückweg zu benutzen, sondern wir schlendern gemütlich den meist über der Aare befestigten Steg zurück. Klar merken wir die Beine, denn dieser Ausflug kommt ja noch zusätzlich zu der grossen Runde im Ballenberg. Aber eine grosse Zufriedenheit überdeckt die leicht schmerzenden Beine.
Die anschliessende Passfahrt über den Susten hält uns noch ein besonderes Schmankerl parat. Der Steingletscher (anno 1991 noch bis zum Seeli runter) erglüht im schönsten Abendrot und wer hier nicht hält, und den Augenblick fotografiert, der hat echt nichts gelernt von der Schönheit die die Natur uns geben kann.
Mit diesen Bildern im Kopf und im Händy fahren wir gemütlich nach Hause.
Zufrieden und froh!
Was haben wir doch unsagbares Glück.
Man muss es nur sehen, schätzen und geniessen.
0 Kommentare