Wie einfach und unkompliziert es ist, gemeinsam wertvolle Zeit und einen wunderschönen Tag zusammen zu verbringen hat mir dieses Ereignis wieder einmal zeigen können. Und es braucht gar nicht so viel, um vier Menschen für einen kleinen Zeitraum zufrieden und glücklich zu machen.
Wir treffen uns am späteren Morgen, denn wir wollen zusammen auf eine kleine Brockitour. Wir sind zu viert und kennen tun wir uns durch einen noch gemeinsamen Arbeitgeber. Die beiden wohnen im Zürcher Oberland, da hats auch eine ganze Mängi Brockis- Sie würden jedoch gerne zu uns kommen und hier die Nase in das einte oder andere Brocki stecken. Leider ist es so, dass wir im Umkreis kein echt richtig schönes Brocki haben. Das Einzige, würkli Schöne, hat erst Anfangs Jahr in Baar eröffnet. Und es braucht noch etwas Geduld, bis es nüm so künstlich auf Brocki gemacht aussieht. Dies ist ja meist bei neueröffneten Brockis der Fall, man hat zuwenig Ware, es muss amigs sogar was zugekauft werden…
Keine Angst, das Brocki kommt gut, sehr gut. S braucht halt nur noch chli seine Zeit.
Dann wäre noch der Altstadt Trödelmarkt in Zug, welcher wunderbar in der Ober- und Unteraltstadt stattfindet, und zwei bis dreimal pro Jahr die Trouvaillen verschiedensten Menschen feilbietet.
Das wär doch noch was.
Leider fand der Markt schon vergangenes Wochenende statt -Schitt- Das ist etz aber schad!!
Wir finden jedoch eine gute Alternative, es sei zu diesem Zeitpunkt noch nicht allzu viel verraten.
Nach der herzlichen Begrüssung zotteln wir mit Hubi langsam los. Bereits zehn Minuten später erreichen wir das im zürcherischen Säuliamt gelegene Affoltern am Albis. Hier ist grad etwas ein Gewusel, oder besser: Der Teufel ist los! Heute findet hier ein Stadtfest statt, dann ist tout la région am shoppen, weil Zahltag ist, und da kommen noch wir vier und fräsen mit unserem Hybrid auch durchs Kaff…
Müssen zweimal Anlauf nehmen wegen dem Parkplatz aber schliesslich versorgen wir Hubi gut geschützt in einer Tiefgarage. Der Spaziergang durch den alten Teil des Fleckens ist herrlich und führt an diesem Schild vorbei (hihi). Es verhilft mir -und den Andern- für ein sympathisches Schmunzeln und Grübeln. Auch noch nach sechs Jahren.
Nun gut – Wir sind auf dem Kronenplatz, hier ist der Platz voll mit Tischen, Händlern und ihrer feilgebotenen Ware. Es ist Flohmarkt!Wir können hier ungestört stöbern, sind an der frischen Luft und kriegen chli Bewegung. Es hat vieles, sehr vieles. Einiges Brauchbares und wenig Erstrebenswertes. Der einzige Stand, an dem wir zwöimal vorbeilugten, war ein Mann, der mit Holz und Eisen ganz koole Sachen herstellt. Die Wendelfadenglühlampe in der Vodkaflasche oder der Bierstuhl mit integrierter Harassenhalterung fürs Bier hat uns sehr gefallen. Gute Ideen, gut umgesetzt, er kann also auch mit Epoxydharz ganz gut umgehen.
Aber auch sonst ist dieser Flomi lässig, so open Air und meist sind die Preise moderat. Wir stöbern, finden jedoch nichts, was wir nun unbedingt haben müssten.
Zufrieden und voller guten Eindrücken gehen wir zurück, dem Bach entlang zum Auto. Im Migros noch das Auge an den Lebensmitteln geweidet, und was Kleines zum Habbern und Trinken gekauft.
Weiter gehts mit Hubi, unsere Gäste haben keine Ahnung, wohin wir die Fahrt vorzusetzen werden. Die 40-Minuten-Fahrt gibt uns die nötige Energie, denn auf uns wartet das coole Brocki in Wöschnau/Aarau.
Hier waren wir schon des öftern zu zweit. Und die grosszügigen und tipptopp aufgeräumten Etagen lassen uns vergnügt um die würkli super präsentierten Gesteller rumschwirren.
Gleich zu Beginn fallen uns zwei Arbeitskollegen zwei Bilderrahmen auf. Ein kleines -herzig schnüsiges- mit Goldrand und einem Blumenbildli drin. Das andere etwas grösser, etwa A5. Ein schwarzer Holzrahmen mit hüpschen Schnitzereinen. Und ein recht düster und grimmig dreinblickender Herr aus dem 19. Jahrhundert.
Huh! Der fasziniert mich.
Kann jetzt echt nicht sagen wieso, aber dieser Herr auf dem Bild hat trotz seines übel strengen Blicks irgendwie gütige Züge. Also teilen wir das Bild auf: Der Rahmen wird durch die liebe Kollegin gekauft, das Bild kriege ich.
Und dieser Herr ist nicht der Einzige, der mich nun schräg musternd und streng anschauen tut.
Wie ich nach Recherchen rausfinden tu, ist das der Herr Augustin Keller aus Sarmenstorf. Geboren 1805, er starb 78 Jahre später. Ein Politiker (er war 20 Jahre im Grossrat Aargau sowie über 30 Jahre im National- oder Ständerat), und setzte sich unter anderem für die Gleichberechtigung der Juden ein.
Seine Rede, in der er als gläubiger Katholik die katholischen Klöster als «fortschrittsfeindlich» und «Ursprung allen Übels» betitelte, führte schliesslich geschickt zur Auflösung aller Aargauer Klöster im Jahr 1841, und dem darauffolgenden Sonderbundskrieg.
Ihm brachte das den Übernamen «Chlostermetzger» ein.
Der Krieg war der Auslöser zur Gründung des schweizerischen Bundesstaates 1848.
Also ganz und gar kein unbedeutender Zeitgenosse.
Den ich nun auf Karton aufgezogen (geschickt geprägt die Illusion eines echten Gemäldes vorsuggeriert) in meinen Händen halte. Was ich mit dem Herrn tu? Keine Ahnung, die Rede ist von Vervielfältigung durch Digitalisierung und Bedrucken von Kissen, Fahnen, Unterhosen, wasweissich.
Wir werden sehen.
Auch hier finden wir nicht viel- Haben aber konkret auch nichts gesucht.
Auf dem Hinweg ist uns auf der anderen Seite von Aarau ein Brocki aufgefallen welches mit Hinweistafeln auf sich aufmerksam macht.
Das nehmen wir auf dem Heimweg noch mit, vielleicht finden wir hier noch was?
Der erste Eindruck war gut, ein altes Haus wurde mit viel Chrimschams vollgestellt. Wie wir bald merken – mit zuviel.
Und preislich völlig abartig.
Ein Katzenbettli, teurer als Neu im Fachgeschäft. Ein Messingglöggli für über 30.- (Wert höchstens 5.-) und eine lapidare Gürtelschnalle für 110.-. Und staubig und düster und puffig…..
Schnell wegg! Jösses, das war aber voll das Gegenteil vom vorherigen Brocki. Wir mussten alle unsere Hände desinfizieren, und im nächsten Kaufhaus auf der Toilette die Hände gründlich waschen.
Also das war würkli übel. Und die Preise? Unverschämt.
Also da drin waren wir das Erste und letzte Mal.
Henu, es gibt halt Beiderlei.
Spass hat’s trotzdem gemacht, und mit frischen Lebensmitteln (nicht vom Brocki) gehts übers Freiamt nach Hause, wo wir uns eine reich belegte selbstgemachte Pizza genehmigen.
Es war ein wunderschöner Tag, ein megaschöner Abend.
Ich hoffe, dies doch in Bälde wieder einmal zu wiederholen.
Bis dann weiss ich sicher besser, was mit meinem mich faszinierenden Augustin passiert…
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