Heute lassen wir das Frühstück ausfallen, 16 Euro pro Person ist eifach zuviel. Und wie es aussieht ist die Auswahl nicht den Preis wert…

Es geht uns nicht darum, zu schmöörzelen, und gönnen uns -da wir Ferien haben- uns sicher auch hie und da mal ein Extra, aber nicht für diesen Preis. Wir kriegen ein feines Croissant und ein Pain de Chocolat und einen Espresso beim Bäcker in der Stadt.

Das reicht.

Wieder ist der Himmel unerwartet wolkenlos, was haben wir echt für Glück, so geniessen wir es hier gleich nochmals.

Den Leuchtturm am Rand des alten Hafens möchten wir noch besichtigen, und just als wir die Anhöhe erklimmen wechselt der nette Herr das Schild von «close» zu «open».

Werden von ihm herzlich empfangen, er wird uns zweien den Turm zeigen und geht die zweihunderteinundsiebzig Treppenstufen voraus. Zweimal müssen wir innehalten, alle drei sind wir ausser Puste. Im Turmwächterzimmer können wir zur Laterne hochgüxeln, diese Lichtmaschine fasziniert immer wieder aufs Neue. Nun schliesst man uns die Türe auf und wir können auf den Rundbalkon nach draussen treten.

Wau! Was für eine herrliche Rundum-Aussicht über ganz Calais. Wir bekommen einen guten Überblick über die doch recht grosse Stadt. Also eigentlich sind es zwei Städte, die man absichtlich fusionierte: Das Reiche, durch Weberei reich gewordene St. Pierre, und das Arme, durch Fischerei und Hafen geprägte Calais. Zwischen beiden Städten baute man die neue Town Hall, als Zeichen der Verbindung der zwei Städte.

Ah-wenn dir aufgefallen ist, dass ich in einer französischen Stadt englische Begriffe benutze, dann deutet das drauf hin, dass unser äusserst zuvorkommender Guide auf dem Leuchtturm mit uns hauptsächlich in Englisch kommuniziert. Obwohl wir zu verstehen geben, das français voll in Ordnung wäre. Aber er hat genau so Mühe mit Englisch, wie wir, und drum kommt das meiste in Englisch. Der Herr ist hier geboren (zeigt uns von oben auch sein Geburtshaus), und liebt seine Stadt von Herzen. Das merkt man seinen Ausführungen auch gut an. Und wir können auch untouristische Fragen stellen und bekommen eine ehrliche Antwort.

Er war noch nie mit dem Eurotunnel auf die andere Kanalseite unterwegs, zu gross der Respekt vor dem Wasser über ihm. Diesen Satz habe ich schon des Öfteren gehört, kann ich gut nachvollziehen.

Und von mir auf die vor ein paar Jahren eingerichtete Zeltstadt (Dschungel) mit Flüchtlingen, die nach England wollten angesprochen, ist heute auch nichts mehr zu sehen. Aber immer wieder versuchen es Emigranten mit einem Gummiboot über den Ärmelkanal, vor zwei Wochen seien tragischerweise wieder 40 Menschen ums Leben gekommen.

Verrückt.

Dieser Kanal -500 Schiffe passieren täglich diese Enge zwischen Dover und Calais- hat es echt in sich. Sieht harmlos aus bei schönem Wetter, aber die Strömung und der Wellengang bei schlechtem Wetter sind für so mikrige Gummiböötchen der absolute Killer!

Calais hat keine Industrie, ein Kabelhersteller musste eben seine Tore schliessen. Also ist man auf den Fährverkehr angewiesen. Wobei es Fähren gibt, die unter Englischer, Dänischer und Irischer Flagge fahren- eine Französische sucht man vergebens.

Und vom Tourismus leben? Nun ja, Calais ist ein Durchgangsort, hier gibts nicht viel zu sehen (im ersten Augenblick), wer kommt denn schon -ausser uns- hierher, hm?

Aber es wird viel gemacht, der Strand, die Standpromenade und der Hafen ist neu, und sehr sauber.

Und -was wir in der Schweiz nicht schaffen- Der öffentliche Bus fährt gratis.

Das mache mal einer nach.

Ich ziehe elegant meinen imaginären Hut und verabschiede und vom sehr netten Herrn, der uns den Phare de Calais und seine Stadt von oben so liebevoll gezeigt hat.

Wenn er dann würkli ein Candellightdinner auf dem Turm organisiert- Das wäre dann unsere Idee gewesen. Smile.

Wir verlassen Calais Richtung Cap Blanc Nez, das wir gerne besichtigen wollen. Wunderschöne Aussicht und die Kalkfelsen von Dover strahlen weiss von England her rüber. Wunderschön.

Wies typisch für ein Kap ist, windet es hier recht stark. Hui!

Im zweiten Kap, das Cap Gris Nez sehen wir bereits erste Spuren des zweiten Weltkrieges. Viele Bunkeranlagen von Deutschland sind hier gebaut worden, weil man hier einen Angriff der Alliierten vermutet hat.

Der Wind verstärkt sich- eine steife Bise stellt sich uns entgegen, an der engsten Stelle des Kanals.

Auf der Weiterfahrt fällt uns ein grosses Betongebäude auf, das fahren wir mal neugierigerweise an. Es ist ein privat geführtes Museum in der sogenannten Batterie Todt, einer Geschützstellung die 1940/41 erbaut wurde. Der Bunker hat einen Durchmesser von stattlichen 40 Meter, die Mauern sind 3,5 Meter dick. Ausgestattet war sie mit vier 38cm Schiffsgeschützen mit einer Reichweite bis zu 55,7 km. Im Innern gibt es zahlreiche Artefakte aus der Zeit, und auch das Gebäude ist sehr interessant und lehrreich zum besichtigen. Wir staunen ab der Grösse der Anlage und die Authentizität, die hier eindrucksvoll gezeigt wird.

Das Wetter schlägt nun passenderweise um, wir können Kitesurfer bei ihren Riesensprüngen und dem fätzen übers unruhige Meer und starkem Wind beobachten.

Schon wirklich eindrücklich, was die Menschen uns da darbieten.

Kategorien: Normandie

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