Wir besitzen ja seit Jahren ein sogenanntes Postfach in Deutschland. Dies aus dem einzigen Grund, weil viele internationale Versandhäuser es scheuen, in die Schweiz zu liefern. Ich kann’s verstehen. Das Gemauschel mit dem Zoll ist regelmässig undurchsichtig, wenn nicht sogar willkürlich. Da würde es auch mir als Wiederverkäufer ablöschen.
So teilt man dem Schweizer Kunde entweder mit «nicht in die Schweiz lieferbar», oder haut mal einfach mal 30.- «Zollgebühren» drauf.
Eine sehr unbefriedigende Situation. Ich bin gerne bereit, hier in der Schweiz für Sachen mehr zu bezahlen, wenn es denn auch einen Mehrwert hat. Aber wenn ich für ein identisches Produkt -sagen wir mal einen Rucksack- 42 Euro in Deutschland bezahle, dieser (identische) in der Schweiz aber 75 Franken kostet, obwohl sie aus der gleichen Fabrik in China stammt, da finde ich gibts für mich nur zwei Möglichkeiten: Entweder auf ein Schweizer Produkt umsteigen.
Oder die gewünschte Ware zum günstigen Europreis bezahlen, in ein Postfach nach Deutschland liefern zu lassen, und es dann da abholen gehen.
Es gibt im grenznahen Gebiet von Deutschland Hunderte von Firmen, welche Lagerhallen anbieten, wo der Versandhandel hinliefert, und der Schweizer Konsument gegen eine kleine Lagergebühr das Päckli dann abholen kann. Ein florierendes Geschäft, wir sind beileibe nicht die Einzigen, welche so ein Postfach haben.
Ausser der kleinen Lagergebühr von einigen wenigen Euros fallen für uns keine Kosten an, kein Abo, keine Verpflichtungen. Äusserst praktisch und bequem.
Das Einzige was wir müssen, ist die Fahrt von zuhause nach Waldshut, denn da liegt unser Postfach.
Aber nicht, dass du jetzt denkst, wir düsen jede Woche dahin, fahren wegen jedem «Hefewürfel» eine Stunde durch den Aargau.
Oooh nein, das wär selbst für uns zu blöd. Meist sammeln wir unsere Bestellungen, und holen mehrere Sachen miteinander ab- Mir ist absolut bewusst, dass die Fahrt mit unserem Auto auch was kostet.
Gerne verbinden wir den Gang zum Postfach mit einem Ausflug, gucken «zufällig» da vorbei, und holen die bestellten Sachen ab. Die Gegend ist sehr schön, und die Städtchen recht hüpsch.
Viel Grün, Wälder und unberührte Natur, denn es ist Grenzgebiet zwischen zwei Staaten, da nimmt man Abstand.
Wie erwähnt sind wir schon seit etlichen Jahren Besitzer eines söttigen Postfachs. Und vom kleinen Schalter an der Verkaufstheke eines Outdoor-Waren-Verkäufers wandelte sich der Desk zum Unternehmen mit eigener neu gebauten Lagerhalle. Sehr freundlichen Mitarbeitern und einem Topservice.
Ich erinnere mich noch gerne, wie wir sogar unsere neue Schiebetür in unseren Hubi verfrachten unter ungläubig blickenden Augen der Mitarbeiter.
Über den Zoll schaffen wirs meist erst lange nach dem Eindunkeln, die Schweizer Abteilung ist dann bereits längst zu, und da es Angestelle des Bundes sind, auch recht zögerlich und hinterwäldlerisch mit kundenangepassten Öffnungszeiten. Klar droht man uns mit sporadischen Kontrollen im Land, aber seien wir mal ehrlich- eher gewinne ich im Lotto, als wir mal von so einem Töggel aufgehalten werden. Und wir haben ja die deutsche Mehrwertsteuer drauf, welche doppelt so hoch ist, wie die in der Schweiz. Die holen wir ja auch nicht zurück.
Und die Waren, welche wir so ins Heimatland bringen, haben einen sehr tiefen Geldwert, also uns zu filzen, macht wenig Sinn.
Aber ja. Trotzdem halten wir brav die Kassenzettel und Belege parat, und schmieren bei Bedarf dem Zollbeamten dies unter die Nase. Meist sind es mehrere Zäddeli, und er kann ja nicht Kopfrechnen, also gibt er generft die Zettelsammlung retour, und macht irgenwas Unverständliches und Unfreundliches, was wir dann als Zeichen interpretieren, weiter zu fahren..
Mein -durchaus auf Erfahrungen basierter- Groll auf diese Berufsgattung ist abgrundtief, und ich verstehe es nicht, dass man sowas am Eingang zur schönen Schweiz überhaupt noch tolerieren kann.
Jeder Rezeptionist im Hotel, jede Empfangsdame in der Firma wäre längst entlassen worden.
Nun gut. Lassen wir das.
Zum Postfach in Waldshut fahren wir zirka drei-bis viermal im Jahr, je nach Bedarf.
Seit Neuem hat man gemerkt, dass es doch nicht ohne die zahlungskräftigen Schweizer Endkunden geht, und viele Produkte sind nun plötzlich doch in die Schweiz lieferbar.
Wenn du genau schaust, sogar oftmals günstiger als in Deutschland. Weil halt eben die Schweizer Mehrwertsteuer und nicht die Deutsche auf den Waren erhoben wird. Wenn man sich irgendwo im Schweizer Grenzgebiet ein Lager aufbaut, und die Verzollung so gross halten kann, ist dieses Modell durchaus lukrativ.
So kommt es, dass Waren heimgeliefert vielfach günstiger kommen, wie nach Waldshut spediert, und da abgeholt.
So brauchen wir das Postfach immer sporadischer, aber da da keine Kosten anfallen, lassen wir es laufen.
Wir müssen aber nun trotzdem «gschnell» rüber, weil ein Produkt einiges günstiger erhältlich ist, wie hier. Aber wegen einer Trinkflasche (Göttigeschenk) extra da raus??
Nöö.
Da habe ich eine Idee: Deutschland hat immer so herzige Weihnachtsmärkte, und die dauern meist den gesamten Dezember, und nicht wie bei uns an einem Tag von 11.00 bis 18.00 Uhr. Wir gehen gerne an deutsche Weihnachtsmärkte, die Atmosphäre und die Gerüche sind völlig anders. Auch sind die Marktfahrer um einiges freundlicher und hier können wir beim gemütlichen Schlendern auch ungestört an den Ständen schneuggen.
Ja, Waldshut hat auch einen Weihnachtsmarkt, und das historische Altstädtchen ist eine wunderschöne Kulisse.
Wir nutzen die Gelegenheit eines freigenommenen Freitags und tuckern nach dem Mittag gemütlich durch den Aargau. Entdecken eine wunderschöne Passfahrt, von Lengnau nach Reckingen, und sind kurz drauf über den Rhein in Deutschland.
Hier schon die erste spontane Programmanpassung: Da wir grad gäbig an einem deutschen Baumarkt vorbeikommen, gegen wir rein, denn wir haben zuhause ein neues Projekt, und hier in Deutschland kriegt man viel die grössere Auswahl. Ich verrate noch nicht allzuviel, aber wir verlassen den Ort mit zwei Tapetenrollen und entsprechendem Zubehör.
Das Postfach ist gleich nebenan, das Päckli wird uns freundlich übergeben. Toll!!
Nun beschliessen wir, das Auto im Parkhaus der Stadt Waldshut zu deponieren- müssen noch schnell zum «dm», der hat so günstige Waren und feines Duschmittel, welche wir in der Schweiz nicht kaufen können.
Nun aber ab in die Altstadt, der Weihnachtsmarkt wartet. Was für eine schöne, friedliche Stimmung hier herrscht, wir begüxeln Stand für Stand, während sich der Abend sternenklar über uns senkt. Als Apèro gönnen wir uns frische Kartoffelpuffer mit Preiselbeersauce und Apfelmus, und einen Glühwein. Schlendern zufrieden die Gasse zurück, und sehen in viele zufriedene Gesichter. Kein Gedränge, Gequänkel, Gemöse.
Ach, ist das schön!
Genehmigen uns eine Thüringer Wurst auf Brot, und für den Heimweg noch ein Trauben-und Erdbeerspiess, fein umhüllt mit Schokolade.
Tief zufrieden verlassen wir das wunderschöne kleine Städchen. Es hat so gut getan, so ein Bitz Weihnachtsmarkt-Luft und Ambiente zu schnuppern.
Nicht Colmar, oder Nürnberg. Sondern Waldshut. Passt von der Grösse, passt zum heutigen Ausflug.
Klein und fein.
Wunderschön.
Auf dem Heimweg noch den Abstecher zu EDEKA, der ist zwar relativ teuer, hat aber seinen Laden wunderschön eingerichtet. Finden da zwar nicht das, nachdem wir gesucht haben, dafür vieles anderes, leckeres.
Der Zoll war verweist, die Rolläden unten. Und auf der Heimfahrt hat uns auch keiner kontrolliert.
Das war ein wertvoller, wunderschöner und kraftspendender Ausflug mit vielen megaschönen Momenten.
Wir lieben söttigs.
1 Kommentar
Tapetenwechsel – Remos.blog · Januar 25, 2023 um 17:10
[…] beschliessen wir, als wir vor Weihnachten in unserem Postfach in Waldshut vorbeigüxelten, im deutschen Baumarkt nach Tapeten zu stöbern und da von der […]