Kennst du das Gefühl, frühmorgens noch warm in der Bettdecke bis unter die Nase eingekuschelt, die perfekte Liegestellung gefunden und sich wohlig ins Kissen eingesunken noch im Nirgendwo unglaublich weich zu verträumen?

Dieses Gefühl erlebten wir erst kürzlich, als wir oben abgebildetes Gebäude besuchen durften. Du glaubst mir nicht? Erwiderst: Das ist ja Stein und Metall, und Pilze hat das eckige Ding ja auch noch. Wie soll ich mich denn da nur wohlfühlen können? Und mit einer kuscheligen, anschmiegsamen Bettdecke verbinde ich dieses Motiv auch nicht gerade…

Nur Geduld, ich verzelle gleich die ganze Story hier…

Gleich neben der Autobahn zwischen Baar und Zug und zmitzt in einem Industriegebiet entstand kurz vor Corona ein recht eigenwilliger Bau im Gewerbegebiet Steinhausen. Es hat fast keine Fenster, und steht da wie ein Klotz zmitzt von den ihm umgebenden Bürogebäuden. Das passt so gar nicht hierhin, was ist das bloss? Lange Zeit war nicht bekannt, zu welchem Zweck dieser abstrakte Bau hier an die Autobahn gestellt wurde.

Ein neues Gefängnis?

Ein Wasserreservoir?

Eine Lagerhalle?

Lange wurde gerätselt, und irgendeinmal stand es offiziell fest, dass hier die Nicola Erni Collection einziehen wird. Frau Erni ist eine versierte Kunstmäzenin, welche die nötigen Mittel bereitstellen kann, um ihr den Traum von einer guten Galerie zu erfüllen.

Das ist für uns nichts, ist nicht unsere Liga.

Aber das Gebäude sieht kool aus, das kann man auch von aussen begüxeln. Die goldenen Wellen schimmern im Licht, und die Pilze leuchten abends als Lampen, wenn es dunkel wird. Ein kooler Eyecatcher, den man sehr gut sogar von der Autobahn bei Steinhausen sehen kann. Wir lieben so spezielle Bauten, auch wenn wir wissen, dass wir niemals nie da reinkönnen, und es sicher auch nicht verstehen werden, mit ausladenden künstlerischen Worthülsen die ach so schönen Bilder zu begähnen.

Aber wie gesagt, der Bau fasziniert uns ungemein, weil er eben nicht 0815 ist. So fahren wir ab und zu abends auf der Autobahn vorbei…

«OOOOH! Lueg, d Pilzli lüüchtet!»

Da ich ein aufmerksamer Leser und Recherchierer bin, erfahre ich aus den Medien, dass das Gebäude nun sogar besichtigt werden kann!

Wie geil ist das denn? Wie kommt man denn dazu, seine private Sammlung quasi öffentlich zu machen? Was ist den bloss in diesem Riesengebäude drin?

Lauter Fragen, die nun anscheinend geklärt werden könnten. Leider kommt es anderst als man denkt, denn Corona schlug mit voller Härte ein. So konnte (und wollte) man die Ausstellung erst nicht zeigen, dann nur ganz vereinzelnd, und dann mit Maske- Och herrjee.

Das Haus wird zudem nicht einfach für alle geöffnet, sondern es findet einmal pro Woche eine Führung statt, an der jeweils nur bis zu zwölf Personen teilnehmen können.

Na dann bravo. Ich seh‘ unsere Schangse, das Gebäude jemals von innen zu sehen davonschwimmen- Wie soll ich als einfacher Bürger in den Genuss einer söttigen Führung kommen…

Die verfügbaren Plätze werden jeweils auf der Homepage von der Nicola Erni Collection bekannt gegeben, aber meist innert zwei Stunden sind die monatlich freigeschalteten Termine weg, und wir lugen in die Röhre.

Aber ich gebe nicht auf, immer wieder guck‘ ich auf der Homepage vorbei, und hoffe, doch mal eine andere Farbe als rot (für ausgebucht) zu sehen. Aber gross Hoffnung mache ich mir eigentlich längst nicht mehr- Vielleicht gibt es in ein paar Jahren die Gelegenheit, wenn das Interesse chli nachlässt, oder es mehr Termine zur Besichtigung gäbe, oder gar ganz geöffnet würde…

Als dann unsere Nachbarin kürzlich mal brühwarm uns verzellt, sie sei vor wenigen Tagen in eben diesem Haus an einer Führung gewesen, stachelt uns das nochmals an- Wir würden das Haus doch so gerne mal ankucken, hrmgrmbtsch!

Ich guck also wieder einmal intensiver auf die Homepage- Aber nach wie vor sind alle aufgeschalteten Termine ROT.

Ach Menoo!

Inzwischen ist es Februar, und wir haben eine aufwühlende aber reinigende Zeit hinter uns.

Per Exgüsi guck ich mal wieder unter dem mittlerweile von mir gespeicherten Link, öb es doch ächt nicht doch noch in zwei, drei Monaten ein Plätzchen für uns frei hätt…

Und siehe da, gleich am nöchsten Tag sind drei Tickets freigeworden, die waren gestern aber noch nicht da?

Huh! Etz aber die Beine in die Hand und nachfragen, öb s‘Mami ächt auch Zeit hätte, da es würkli kurzfristig ist. Grünes Licht kam von Baar her, und so ergattern wir die drei Tickets für uns.

Das ging dermassen schnell, ich hab‘s gar noch nicht realisiert, dass wir schon anderntags die Gelegenheit erhalten, endlich das Gebäude zu besichtigen.

So stehen wir nun einen Tag später zu dritt bei herrlichstem Wetter vor diesem warm goldig leuchtenden Gebäude und lassen es uns nicht nehmen, unter Kamerabeobachtung soweit wir können, ums besagte Haus zu spazieren. Wir sind bitz früh, aber das frühlingshafte Wetter erlaubt uns, das Gebäude von aussen in aller Ruhe zu betrachten, und auch die Machart der Pilzleuchten. Naadisnaa kommen die anderen Besucher -der grösste Teil mit E-Autos!- und wir sind tatsächlich nur zu zwölft, als wir von einem jungen Herrn begrüsst und zum Eingang begleitet werden.

Es ist eine Schleuse, und mir wird zum erstenmal bewusst, dass da in diesem Gebäude Wertsachen sein müssen, die mein finanzielles Vorstellungsvermögen bei weitem übersteigen werden.

Wir befinden uns im riesigen Foyer, Musik begleitet uns im Hintergrund, und wir werden vom Direktor der Stiftung persönlich begrüsst.

In der Garderobe -nur die schon ist ein absolutes Bijou- deponieren wir unsere Taschen und Handys. Wie gerne hätte ich das Händy mitgenommen und meine Speicherkapazität wäre bestimmt nun am Anschlag, weil ich vor lauter Föttelen der Ausstellung kein Auge auf die Ausstellung geworfen hätte. Aber irgendwie getraute ich mich das gar nicht, denn es war, wie wenn man in eine private Wohnung eingeladen wird, und da föttelet man ja schliesslich auch nicht desume. Und überdies war es auch untersagt zu fotografieren.

Verstehe ich voll!

Find ich gut.

Auch wenn‘s glich chli wehtut.

Im Foyer standen auf unzähligen Teppichen mehrere verschiedene Sitzgruppen aus allen erdenklichen Materialien, Farben und Formen, gut behütet von zwei grossen lässigen Sonnenschirmen. Hier durften wir einen Moment Platz nehmen -Ah! Das ist keine Installation, kein Kunstwerk?? Überall grossformatige Bücher, verschiedene Vasen und faszinierende Dekoobjekte.

Wie dehei! Gefällt mir!

Nach einer kurzen Einführung wurden wir sachverständig und sehr angenehm durch den Direktor in die verschiedenen Hallen geführt, es sei die weltgrösste Sammlung an Modefotografenbilder, und es hatte einige Aufnahmen dabei, wo ich genauer hinguckte, und staunen musste, wie genial gelungen diese Fotos doch sind.

Ich gehe nicht allzugenau auf die einzelnen Weltklassefotografen mit ihren Supermodels ein, du sollst es ja auch mal versuchen, da reinzugückseln. Aber es ist schon das Feinste vom Feinen.

Jedenfalls war es sehr, sehr interessant, und man hat sich- trotzdem dass es eine Foto- und Bildergalerie ist, nicht verloren oder fehl am Platz gefühlt. Durch extrem geschickte Platzierung von Sitzmöglichkeiten, geschickt platzierten Kunstobjekten und gezielter Lichtinstallation erzeugte es immer als Ganzes das Gefühl von deheime. Die runden Formen des zum Foyer ausgerichteten offenen Räume gab mir immer wieder so ein behütendes Gefühl von Zuhause. Auch konnte man durchaus auf den Sesseln Platz nehmen, die Wandbilder berühren, über die Teppiche gehen.

Und das war so sympathisch schön!

Sessel wie diesen hätten wir nur allzugerne mitgenommen- es hatte hier sicher sechs(!) Stück davon, das hätte doch keiner bemerkt, haha!

Spass!

Aber diese Sesselgruppe passte so gut hier hin, bei uns wäre schon ein einzelnes Stück davon wohnungsfüllend.

Mit einer sympathischen Souveränität führte uns der Herr durch die zweieinhalb Stockwerke, und wusste zu jedem Objekt was zu erzählen, oder auch Fragen aus der Gruppe kompetent zu beantworten.

Grade so sympathisch machte es ihn, als er vor einer Kunstinstallation die wie ein Fotoautomat aussah, dessen Geschichte erzählte, und man nur Beine und Füsse unten am Vorhang füregügslen sah, abschliessend fragte, ob wir gerne hinter den Vorhang blicken möchten.

«Der kennt uns aber nur zu gut», flüsterte ich Mami zu, welche auch schalkhaft schmunzelte, denn logo wollten wir hinter den Vorhang lugen.

Also liess er uns hinter den Vorhang gucken- Die Lacher waren auf seiner Seite.

Es war viel, es war eigentlich zu viel, was wir in diesen eineinhalb Stunden erleben begucken und zuhören durften, und eigentlich waren wir recht froh, wieder unten im Foyer zurück zu sein. Aber die Immensität, die Vielfalt, die äusserst gelungene Installation des gesamten Hauses lies uns chli schweben und wenigstens im Geiste länger in diesem kuschligen Umfeld verweilen.

Von der Mäzenin haben wir, obwohl sie ja der Hauptgrund für diese wunderschöne Wohlfühlgelerie ist, nicht allzuviel erfahren, das dezente im Hintergrund bleiben, das zollt grössten Respekt von mir.

Dass sie die Pilze draussen an einer fürs Publikum zugänglichen Gartenausstellung vor vier Jahren sah und nicht an einer nur für erlesene Menschen organisierte Veranstaltung, macht Nicola Erni für mich zu einer sehr mega sympathischen Frau, welche sicher auch dank einer Menge Geld diesen Diamanten hier für sich erstellen konnte. Aber soweit am Boden blieb, dass auch ich, als Normalsterblicher die Gelegenheit haben kann, daran mein Auge zu erfreuen.

Nun hätte ich eigentlich ehrlich gesagt liebend gerne ein Getränk von der Bar, und würde schon noch nochli hier verweilen, bitz durch die Ausstellung stöbern, mich hinsetzen, sinnieren und mich ausgiebig wohlfühlen hier.

Aber ich bin ja nur auf Besuch hier.

Viel zu schnell wurden wir wieder zum Ausgang begleitet, waren wieder in der Schleuse und draussen.

Wer hat mir die Bettdecke weggezogen?

Wer mein Kissen entfernt?

Es ist kalt hier ussen!

Ich will wieder zurück!

Kategorien: Angeguckt

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