Wir trinken es täglich, verbrauchen es zum Waschen, zum Duschen, zum Kochen. Zur WC-Spülung, zum Pflanzengiessen…

Unser Trinkwasser.

Eigentlich gehen wir viel zu unbedacht damit um. Das Wasser kommt ja zu jeder Tages- und Nachtzeit zuverlässig aus dem Wasserhahn. Eine scheinbar unerschöpfliche Quelle und wir sind uns dessen Wert echt nicht so bewusst. Brauchen es à gogo.

Wie aber das Wasser zu uns kommt, wie es aufbereitet wird, wie mit dem Wertstoff gehandelt wird, wo die Ressourcen liegen- Dies ist uns halt schon noch zu wenig bekannt.

Wenn man in den Ferien nicht mehr «Hahnenburger» trinken sollte, oder der Verbrauch des Trinkwassers eingeschränkt wird, oder gar durch eine Zugabe von chemischen Pflanzenschutzmitteln ungeniessbar gemacht wird… Dann wird es einem erst bewusst, wie kostbar gesundes Wasser ist.

Das ist Neuland für uns im Gebiet der unerschöpflichen Wasserquellen, wir sind da schon extrem in einer privilegierten Lage.

Wir gehen mit dem billigen kostbaren Gut viel zu wenig sorgfältig um, verbrauchen viel zu viel, haben Trinkwasser im Übermass, und wenn du zum Detailhändler gehst, siehst du da hunderte von verschiedenen Trinkwassern, teilweise importiert aus Island oder den Fiji-Inseln…

Bireweich!- Wo wir doch hier so gutes eigenes Trinkwasser haben…

Erst bewusst wird einem das, wenn man mal nicht mehr genügend Wasser hat. Es zum Sparen aufgerufen wird, oder man das bestehende Wasser abkochen muss.

Aber das ist ja nur im Ausland so. Kann uns hier nicht passieren?

I wo!

Gestatte, dass ich hier lache!

Wir hier in Hünenberg beziehen unser Trinkwasser aus dem Grundwasser des Flusses Reuss. Gleich neben dem Reservoir Drälikon sind stark bewirtschaftete Landwirtschaftsflächen, auf welchen zur Verkaufssteigerung durchaus auch chemische Düngermittel verwendet werden.

Wir vergiften uns also selbst, in dem wir -sorry für die bildliche Ausdrucksweise- quasi in unser Trinkwasser schiffen. Eigentlich müsste man diese Grundwasserreservoirs umgehend schliessen und abbrechen, aber woher sollen zum Beispiel Seegemeinden im Flachland Ihre Trinkwasser hernehmen, wenn dann nicht aus dem Grundwasser? Welches vom Bauer begüllt und chemisch besprüht wird?

Eigentlich erstaunlich, dass hier bis dato niemand aufschreit, denn wir vergiften uns doch tatsächlich selber. Für ein röteres Erdbeeri oder grössere Salatblätter wird alles gegeben. Wie einfältig wir doch agieren, und nicht auf sanftere Methoden des Bio-Bauerns umsteigen. Nur dem maximal umsatzerbringenden Ertrags wegen.

Als grad hier in Hünenberg im Jahr 2019 eine zu grosse Menge des schwer abbaubaren Fungizid Chlorothalonil im Trinkwasserreservoir Drälikon nachgewiesen wurde, musste das Pumpwerk vom Netz genommen werden.

Huh!

Dabei sind wir hier vor Ort in der überaus glücklichen Lage, alternativ auf Quellwasser aus den Bergen zugreifen zu dürfen, und so hat man den Missstand mit diesem kontaminierten Wasser im Grundwasser im wahrsten Sinne verwässert. Da das Chlorothalonil eine Halbwertszeit (also Halbierung des Anfangswerts der Schadstoffkonzentration) von 98 bis 1000 (!) Tagen hat, konnte man dies nicht einfach vertuschen. Die Lösung war, dass man das kontaminierte Wasser aus diesem Reservoir nicht mehr direkt ins Netz speisen durfte, sondern man hat es mit dem sauberen Quellwasser so fest verdünnte, dass der Grenzwert unterschritten wurde, das Wasser wieder an die Haushalte abgegeben, bis alles wieder reingewaschen war.

Isch etz aber nid wahr?!

Das Grundwasserreservoir Drälikon ist heute nach knapp drei Jahren mittlerweile voll wieder am Netz.

Als wär nix gewesen.

Verrückt!

Wir selber haben dies gut gemerkt, das Wasser -unser ach so gesundes und sauberes Wasser- wurde ungeniessbar. Wir haben dafür extra einen Filter eingebaut, um diese Schadstoffe rauszufiltern. Weil dass die Schadstoffzugabe nun nicht mehr ins Grundwasser gelangt, davon kann auch nur jemand überzeugt sein, der sehr blauäugig ist. Wenn es nicht mehr Chlorothalonil heissen darf- weil es plötzlich verboten ist- heisst es halt anders.

Jetzt bin ich etwas abgeschweift, denn ich wollte eigentlich was über die Eröffnung eines neuen Wasserreservoirs bei uns in Hünenberg berichten.

Wir haben in Sichtweite von uns dehei einen Hügel, welcher bewaldet ist und über einen grossen Sendemast verfügt. Zmitzt drin im Wald liegt ein Wasserreservoir, welches schon seit 1921 hier Bestand hat. Mittlerweile wurde es schon dreimal ausgebaut, um dem steigenden Verbrauch der Bevölkerung Herr zu werden. Nun stand die vierte Erweiterung an, zwei 3000m3 Tanks wurden frisch in den Wald gebaut, und lösten somit die drei Vorgänger ab. Fast zwei Jahre wurde hier gebaut, und der beliebte Spazierweg über den Chnodenwald war die ganz Zeit gesperrt, und konnte nicht begangen werden.

Nun war es endlich soweit, man lud zur Besichtigung des Reservoirs und zu einem Apéro riche ein. Nun war die Strasse hoch zum Reservoir neu und sogar asphaltiert, jedoch der Zugang durch den Beginn des Baus der neuen Umfahrungsstrasse gesperrt. Ach menno. Dies hielt uns aber nicht davon ab, einen Spaziergang zum Reservoir zu machen, denn das interessiert uns.

Vor Ort waren ein paar Zelte, eine Handvoll Leute, einige Stehtische und es herrschte eine lockere, aufgeräumte Stimmung. Wir wurden von den Anwesenden genaustens begutachtet, man kannte sich doch untereinander. Da der Boden des Reservoirs der Korporation gehört, waren auch einige Mitglieder dieser Gesellschaft anwesend. Nun gut, wir möchten vorderhand erst das Reservoir begucken, und dann auch die Neuankömmlinge kritisch begucken, hihihi.

Im neuen Reservoir standen wir schnell beim Fenster zur einten Kaverne. Diese ist imposante sechs einhalb Meter hoch und hat 20 Pfeiler. Das Wasser drin im Tank ist etwa zur Hälfte gefüllt. Die andere Kaverne ist ganz voll. Ist schon noch ein spezielles Gefühl, wenn man durch das Bullauge güxled, und weiss, dieses Wasser kommt mal zu meinem Wasserhahn raus.

Zwei Sachverständige stehen für Fragen zur Verfügung und der Einte war froh, dass wir zwei in seinem Umfeld waren, und er uns einige Fragen aufdrängte, denn so konnte er einen weiteren Besucher, der ihm schiinz lästig schien, etwas auf Distanz halten. Hahahaha.

Viel mehr als die zwei Kavernen und das Pumpwerk gab es hier nicht zu betrachten, es ist ja auch nur ein Reservoir, keine Quellfassung oder Aufbereitung oder ähnlich… Trotzdem macht es gewaltig Eindruck, denn das Wasser bleibt maximal drei Tage hier im Tank, und im Schnitt werden die 6000m3 innert einem Tag verbraucht, im Sommer überschreitet der tägliche Verbrauch die Füllmenge.

Der Apéro riche war sehr fein, einfach aber gut. Es gab uns wie erwähnt die Gelegenheit, alle Ankommenden und zirkulierenden Gäste auch zu begutachten, das macht nämlich Spass. Allzuviele Leute waren es nicht hier, es war ein stetes Kommen und Gehen, aber es befanden sich um die 50 Leute hier am Stehen, Sitzen, Plaudern. Wir, die wir ja keinen kennen hier, finden doch noch einige Bekannte und plöiderlen chli über das Wasser und die Welt. Ein Alphornduo spielt zwischen zwei Gläsern Wein noch ein Ständchen.

Ein kleines, aber feines Fäschtli.

Während das Reservoir drei dem Neubau (Reservoir vier) weichen musste, bestehen das Reservoir Eins und Zwei auch heute immer noch. Das Erste- eben aus dem Jahr 1921- konnten wir dank Connections auch von innen begucken. Die zwei runden Tanks waren zwar leer, und man weiss noch nicht genau, was man hier mit dem Gebäude anfangen soll, aber die Echoresonanz in den Kavernen ist ehrfürchtig gewaltig. Anscheinend sei hier drin ein Konzert gewesen mit Alphorn und Geige, der Nachhall – bis zu 50 Sekunden- stellte die zwei Musiker vor noch nie gekannte Herausforderungen…

Aus dem Gebäude des Reservoirs Zwei (Baujahr 1935) hat man ein schon lange benötigtes WC installiert, denn hier, weitab jeder Zivilisation, war diese Einrichtung dringend nötig. Zwei Grillstellen und ein Unterstand laden nämlich ein, hier zu verweilen.  Und der sogenannte Hüpfad ist auch noch recht unterhaltsam.

Eine interessante Besichtigung, ein gemütliches kleines Zusammensein und ein Spaziergang der uns gut getan hat, viel mehr braucht es nicht.

Und das Bewusstsein, dass auch wir in der Trinkwasser verwöhnten Schweiz doch noch etwas Nachholbedarf an Aufklärung zu Qualität und Verbrauch hätten.

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