Unser diesjährlicher, sogenannter «Auffahrtsausflug» führt uns an einen Ort, der ich eigentlich schon seit Jahren gerne mal besuchen wollte.
Der Auffahrtsausflug. Das muss ich hier noch kurz erklären: Wir waren damals, in den späten 70ern -als wir noch im Varielblock in Auw wohnten- sechs Familien, welche über ein herzliches und schönes Verhältnis zueinander pflegten. Hatten alle ihre Kinder plusminus im selben Alter und wir spielten viel zusammen auf dem grossen Rasen vor dem Haus. Man unternahm mit uns Kindern vieles. Meist gings mit Velo zum Bräteln an den Waldrand, wir haben diese Zeit immer sehr genossen. Räuber und Poli, Indiänerle- mit Tipi. Oder Ziitig lääse….
Es gab auch Hauereien unter uns Kindern- aber das gehört ja zum guten Ton, hm? Und der Röschu war würkli ein ganz trümmliger…
Wie es jedoch bei einem Mehrfamilienblock im Mietverhältnis halt ist, es ist ein stetes Rein- und Rauszügeln, und mit der Zeit zerschlägt sich der innige Zusammenhalt, weil die Familien an andere Orte und weiter weg zogen. Einige nutzten die Gelegenheit, bauten selber Häuser, in die sie dann zogen, andere (wie zum Beispiel wir) haben ein anderes Dehei an einem anderen Ort gefunden.
Irgendwie hat sich dank der Initiative zweier Kinder -mittlerweile auch schon Frauen- dieser «Auffahrtsausflug» beibehalten, Regelmässig bekam ich eine Einladung zum gemütlichen Zämesii. Es wurde immer ein unterhaltsames Programm zusammen gestellt. Sei es ein Besuch in Augusta Raurica/ oder den Höllgrotten/ dem Verkehrshaus (welches dank Überandrang von Leuten sponti auf eine Schiffahrt ausgewichen wurde), oder einem gemütlichen Bräteln im Chnodenwald.
Es war jedesmal ein unkompliziertes Treffen, und wir wussten nie genau, wer nun dabei sein wird, und wen wir nun diesmal treffen würden. Waren immer so um die zwanzig Leute, welche gemeinsam einen unterhaltsamen Tag verbrachten. Einige hat man jährlich immer wieder gesehen, andere kamen ein, zweimal.
Stimmt so.
Aus besagtem Varielblock waren nur noch die zwei organisierenden Frauen und ich, der Rest kam aus dem Freundeskreis, Bekannten, Arbeitskollegen und oder deren Angehängsel. Wir selber nehmen auch ab und zu teil, wenn’s uns grad drin liegt, und wir grad Lust drauf haben. Es ist jedesmal recht unterhaltsam und einfach. Aber genau dies ist wohl der Erfolg, weshalb seit über 40 Jahren der Auffahrtsausflug mehr oder weniger durchgeführt wird.
Das Ziel wird meist im Hintergrund ausgemacht, und dieses Jahr habe ich den Input bringen können.
Ich habe in einem früheren Blog über meinen Vater geschrieben, welcher als Hochbauzeichner bei der Variel arbeitete, und in der ganzen Schweiz die äusserst praktischen Fertigelemente Bauwerke aufstellte. Eines der Aufträge war der Bau des Pflegeheims Gnadenthal in Nesselnbach bei Niederwil im Kanton Aargau.
Dieses wollte ich scho immer mal besuchen, und den 50jährigen Bau mal live bestaunen. Das Haus wurde als Schulgebäude für die Pflegeschule erbaut, welche sich seit 1961 (eine der Ersten in der Schweiz) hier befindet.
Daneben ist die Lage des Klosters sehr idyllisch an der unverbauten Reuss, und eine Vielzahl von «Attraktionen» wie der Klangweg, das Schaugewächshaus, der Spielplatz, der grosse Tierpark, das Baumhoroskop und die herrlichen Klostergebäulichkeiten laden einem förmlich da zu ein, ein paar unterhaltsame Stunden hier gemeinsam im «Reusspark» zu verbringen.
Die zwei Frauen des OK‘s mussten familienbedingt den Ausflug absagen, ihr Leben wird grad chli durcheinandergeworfen momentan.
Nichtsdestotrotz sind wir zu sechst- Immerhin. Die anderen haben sich schon zum Zmittag in einem Restaurant auf dem Weg getroffen, es war für sie ein bitz ein gedrungenes Programm, mit einer Stunde Verspätung kamen sie erst im Gnadenthal an. Dies hat uns beide aber nicht daran gehindert, bereits vorgängig schon das Gelände auszukundschaften, und eben das Gebäude von der Variel- oder sind es deren zwei?- bitz anzugügslen. Durch die Renovierung der Gebäude sieht man nichts mehr von der ursprünglichen Architektur, es wurde auch erweitert, angebaut, optimiert.
Es ist wirklich sehr idyllisch hier im Park, und ich könnte mir sogar vorstellen, dass auch ich einmal hier wohnen könnte -Äba, bist noch viel zu jung- Goots no!!
Wir sehen viele Tiere wie Esel, Schweine, Geissen, Hasen, und auch Gefedertes hat es wirklich grosszügig in den Volieren. Erstaunlich gross sind die Gehege, und es sind doch immerhin an die 250 Freiwillige, die hier für Ordnung und Futter sorgen.
Das Kloster Gnadenthal näbendran wurde bereits 1270 hier an dieser idyllischer Stelle an der Reuss gegründet. Es wurde gut hundert Jahre später in den Zisterzienserorden (ora et labora et lege) übernommen. Durch die Überführung einer Reliquie der Heiligen Justa aus den römischen Katakomben am 27. Januar 1665 wurde die kleine Abtei sogar zu einem Wallfahrtsort.
Der Orden hatte trotz grassierender Pest, zwei Grossbränden, sowie einer Misswirtschaft Bestand, bis dann schlussamänd 1876 mit der Klosteraufhebung im Aargau endgültig der geistliche Schlussstein gelegt wurde. Das Gebäude war etwa zwanzig Jahre eine unrentable Tabakfabrik, bis 1894 eine Pflegeanstalt eingerichtet wurde, welche sich seither um 300 betagte Menschen kümmert. Zum Kloster mit Restaurant, Kirche und erhaltenem Kreuzgang gehört auch ein Gutshof, eine Gärtnerei ein Tierpark, die Schule für Krankenpflege.
Zum Gelände gehörte auch der Fährbetrieb über die Reuss. Er wurde 1907 mit dem Bau einer Brücke über den Fluss aufgehoben.
wir flanieren und staunen, wie schön, wie unterhaltsam der Park gestaltet wurde, und auch auf dem zweiten Rundgang mit den Frauen haben wir unzählige wunderhübsche Ecken, verteilt übers ganze Gelände gefunden. Nehmen auf dem bequemen Bank Platz, hören Geschichtlis, welche sich irgendwie reimen, und fühlen uns recht aufgehoben. Am Nachmittag nahm die Dichte an Leuten stetig zu, es war fröhliches Johlen der Kinder zu hören, und das Personal hatte die Gelegenheit, mit den Senioren im Park zu spazieren.
Hier hat man eine Not zur Tugend gemacht: Der Pflegenotstand wurde geschickt umgangen, in dem man willige Asylbewerber, welche auf Asyl warteten, als helfende Hand einsetzt. Eine Win-win-Situation!
Echt koole Idee.
Wir gügslen noch kurz in die Kapelle und auch der Kreuzgang ist nicht vor uns sicher.
Zu sechst vergessen wir total die Zeit und sind statt um 16.00 Uhr erst um 18.00 Uhr wieder auf dem Parkplatz.
Jetzt aber hü!
Denn abgemacht war, dass es um 16.00 Uhr Kaffee und Kuchen gibt bei der daheimgebliebenen Familie.
Wir zwei sind noch kurz ins Altersheim vom Wohnort, um dort den Vater der zwei Frauen zu besuchen. Es war würkli wunderschön, und ein gelungener Abschluss des Tages, der Allen gefallen hat.
Der Reusspark lohnt sich auf jeden Fall, auch wenn du da kein Grosi oder Götti hast. Einfach so.
Aussteigen-Verweilen-Geniessen.
Mir bleibt noch die Erinnerung, dass auch in der Brauerei Feldschlösschen in Rheinfelden ein Variel-Gebäude besteht.
Das müsste doch noch verifiziert werden, oder??
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