Der heutige Ausflug zeigt uns was mega Interessantes, was echt Staunenswertes, was enorm Beeindruckendes.

Wir waren in Bäretswil im Museum Neuthal. Ein eindrücklich lehrreiches Museum zum Thema Textil und Industriekultur. 

Ganz gemütlich tuckern wir von Zuhause über den Seedamm nach Rapperswil und von dort aus über Hinwil nach Bäretswil. Die Spinnerei Neuthal liegt ausserhalb, chli unscheinbar in einer Talsenke zwischen Bäretswil und Bauma im Zürcher Oberland.

Um dahinzukommen, fahren wir sogar auf (!) dem Bahnperron, ist noch rächt speziell.

Wir sehen unten im Tal einen typischen Bau aus der Blütezeit der Weberei in der Schweiz.

Hier unterhalb des Mühleweihers entstand 1826 die 106. Baumwollspinnerei der Schweiz. Heute übrigens gibt es noch eine einzige kleine Baumwollspinnerei im Glarnerland.

Damals waren die Engländer führend in der Maschinenherstellung und erst die Kontinentalsperre von 1806-1812 brachte die Maschinenfabrik Rieter aus Winterthur dazu, ihre Werke enorm auszubauen und Spinnmaschinen hier in der Schweiz selber herzustellen. Davor spezialisierte man sich auf Reparaturen der Maschinen. Die Blütezeit der Maschinenbaufirma nahm ihren Lauf, noch heute ist Rieter einer der grössten Maschinenhersteller für Spinnereien.

Aber zurück zu unserem Museum. Sehr freundlich wurden wir empfangen im alten Baumwollager, und freuen uns riesig auf die Besichtigung.

Neugierig wie wir sind, nehmen wir jedoch den falschen Eingang und stehen plötzlich in der Maschinenhalle mit lauter unbekannten Maschinen, welcher Verwendungszweck die dienen, blieb uns völlig schleierhaft. Irgendwie schaffen wirs aber auf die andere Seite- Hier stehen (oder besser sitzen) zwei freiwillige Führer, und nach dem wir alle über unsere falsche Gangart gelacht haben, nam uns der einte Herr mit und zeigte uns fachmännisch den Werdegang von der Baumwollblüte bis zum Vorgarn. Er zeigte uns jede Maschine und liess einige sogar laufen, wir konnten den Prozess so live mitverfolgen.

Ein unheimlich aufwändiger Prozess und viele Maschinen braucht es dazu, bis nur mal was annäherndes wie Garn entsteht. Und dann muss ja noch immer der Stoff daraus gewoben werden. Erst jetzt käme der Schneider mit seinen Schnittmustern und macht Hemd/Hose/Bluse, etc. daraus.

Es ist extrem eindrücklich, wie diese Baumwollblüten zu Garn verarbeitet werden, wir beide konnten das uns bis dato nicht vorstellen! Nach über einer Stunde Erklärung, Vorführen und Beantworten unserer Fragen standen wir voller Informationen wieder am Eingang. Das unheimliche Glück, an einem Sonntag eine private Führung bekommen zu haben, machte die ganze Sache zu einem extrem interessanten Rundgang, welchen wir sehr genossen.

Ganz herzlichen Dank für die Geduld und die ausführlichen Erläuterungen.

Nun gehts aber weiter, wir steigen hoch unters Dach. Hier ist die Stickerei untergebracht. Auch hier werden wir freundlich empfangen von einer Dame, welche mit einer Maschine ein Motiv verzehnfacht auf die breite Stoffbahn überträgt. Faszinierend, wie das gross gezeichnete Motiv mechanisch auf den Baumwollstoff übertragen wird.

Sie zeigt uns die Arbeitsweise und die Mechanismen sehr gerne. Ist echt interessant.

Einen Stock tiefer sind so Arbeitsplätze eingerichtet, wo scheint, dass die Arbeiter eben grad schnell mal in die Pause gingen, und gleich wiederkehren werden. Hier wird die Arbeit im Museum an den Maschinen, die Wartung und auch die Literatur zum Thema gesammelt. Die Arbeitsplätze sind teilweise mit Computern oder Lötstationen ausgerüstet, da wird also würkli noch dran gearbeitet…

Wir gehen noch einen Stock nach unten, in einen mit Webstühlen ausgestellten Maschinensaal. Hier empfängt uns ein anderer freundlicher Herr und er zeigt uns fachmännisch, wie man aus dem zuvor gewonnenen Garn nun Stoffe webt. Hier ist nicht Rieter, sondern Rüti der vorherrschende Maschinenlieferant. Und was es noch interessanter macht: Hier sind keine Webstühle so à la Ballenberg- Hier sind alles Automaten, welche die verschiedensten Stoffe weben können. Ein guter Hand-Weber schaffte so etwa 32 sogenannte «Schüsse» pro Minute (also das Schiffli von rechts nach links und umgekehrt durchzustossen). Wer selber schon mal gewoben hat, weiss:

Das ist ganz schön beachtlich, oder?

Hier in diesem Saal mit 25 Maschinen macht die Neueste bis zu 1000 (!) Schüsse pro Minute , mit Druckluft und mehreren Ebenen gleichzeitig schafft sie diese unglaubliche Zahl. Wir konnten einige der Maschinen beim produzieren bestaunen, Wahnsinn, in welchem Tempo hier gearbeitet wurde!

Das hat nichts mehr mit dem Schulwebrahmen zu tun. Hier geht die Post ab. Wiederum lassen wir uns von der Führung genau erklären, was da nun vor sich geht, jetzt wissen wir auch, dass man die Kettfäden (10000 Stück) jeweils von Hand einfädeln musste, und diese durchaus auch farbig und mit festgelegtem Muster waren.

Ganz herzlichen Dank auch hier, dass uns so viele Maschinen gezeigt wurden, er uns gut verständlich erklärt hat, und uns so das Weben auf industrielle Weise zeigen konnte.

Wir waren etwa vier Stunden hier im Museum, und hätten durchaus noch weitere interessante Stunden anhängen können.

Sehr gut gemacht, anschaulich erklärt und echt beeindruckend.

Wir staunen, wie wenig Leute es trotz Sonntag hatte- haben wir da einen Geheimtipp gefunden?

Die äussest gemütliche Heimfahrt führt uns über den Ghöchpass nach Wald und von da über Uznach-Tuggen-Vordertal über die Sattelegg. In Wilerzell nahmen wir nicht die Brücke Richtung Einsiedeln-Ägerital-Zug, sondern erklimmen den 1400 Meter über Meer liegenden Ibergeregg-Pass. Eine herrliche und angenehm warme Fahrt führt uns schliesslich an den Lauerzersee, wo wir einen kitschig-schönen Sonnenuntergang erleben durften.

Kategorien: Angeguckt

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