Was ist denn das für eine Mordswaffe? Wie komm ich nun bloss zu dem? Was tu ich damit? Und vorallem:

Was ist das???

Aus dem Nachlass meiner Grosseltern väterlicherseits gab es beileibe nicht viel, was man für die Nachwelt erhalten konnte. Das alte Haus wurde verkauft und abgerissen, das Inventar in alle Welt verstreut, es war eh nicht wirklich viel an Wert. Halt eher der emotionale Wert, der einem darstellen lässt, wie sie damit gelebt haben, eventuell schon ihre Väter und Urahnen.

Ich als Enkel habe leider die Gelegenheit nie gekriegt, nach dem Tod der Grosseltern ins Haus zu gehen, hätte da sicher was gefunden, was mich gut an sie erinnern lässt. Leider entbrannte ein langjähriger Streit der Kinder über das schmale Erbe. Ich denke, Dädi hat mich auch versucht zu schützen, als ich mich mal für das Grundstück interessiert habe, und er mir komplett davon abriet. Ich weis nicht, was danach lief, und möchte es eigentlich auch nicht wissen- Aber es ist schade, wie sich Verwandte ändern und nur noch böse Worte gegeneinander fallen.

Nun gut- So sei es. Das Haus wurde verkauft geräumt und abgebrochen.

Basta.

Fertig Gretener auf der Gass.

Nur noch Geschichte.

Mittlerweile ist leider auch mein Vater gestorben, und ich habe doch ein, zwei Trouvaillen aus dem Nachlass für mich rauspicken dürfen. Monetären Wert haben die Sachen warscheinlich nicht gross, aber emotional hatt‘s da schon noch einige Tränen drin.

Zu einem söttigen Teil dreht sich heute die Geschichte: Es soll sich um ein sogenanntes Heumesser handeln, welches vor der Jahrhundertwende von den Bauern im Heustock gebraucht wurde um Heu abzuschneiden und an die Kühe zu verfüttern. Ich habe noch nie so ein Messer gesehen, der Einsatz ist mir -obwohl in bäuerlicher Umgebung aufgewachsen- vollkommen unbekannt.

Nun, was soll man damit? Übers Bett hängen? Na klar…

Die Idee war, man könnte es einem Museum schenken, dem Ballenberg zum Beispiel. Das hätte ganz sicher Verwendung dafür.

Es wurde von Dädi mal vorsondiert, und wir nahmen das Heumesser in unsere Obhut, da wir eh jährlich einmal da im Freilichtmuseum sind, können wir es ja mal vorbeibringen. Guter Plan, ich sehe das Heumesser schon im Einsatz oder an einer Wand hängen.

Ich fragte vorab nochmals nach, denn ein Besuch im Ballenberg stand nächstens an.

Sehr schnell und äusserst freundlich antwortete mir das Freilichtmuseum, dass sie einen Aufnahmestopp an Gegenständen haben, denn sie möchten ihre Sammlung katalogisieren und erschliessen, und bedingen sich einen minimum zwei Jahre dauernden Stopp an neuen Schenkungen und Gaben.

Das ist extrem schade, denn so verpassen sie doch das eine oder andere Juwel, welches nun eventuell unwiederbringlich im Abfall landen wird.

Trotzdem verstehe ich das Museum. Kann mir vorstellen, dass sie mit Anfragen überhäuft werden.

Nun gut. Jetzt steh ich da mit einem Heumesser. Was tun?

Ich stells mal ins Auktionshaus, das Interesse ist aber sehr gering.

So suche ich eine Alternative zum Ballenberg, eventuell gibt es in der Schweiz noch andere Häuser/Museen oder so?

Fündig wurde ich in Endingen im Kanton Aargau. Dort existiert ein Museum für Feuerwehr, Handwerk und Landwirtschaft.

Meine Anfrage wurde mit Interesse angenommen, und ich telefonierte auch bald drauf mit einem der Kuratoren.

Ich war nun häppy, kam das gute Stück an einen guten Ort, so hätte Dädi das auch gewollt.

Wir machen einen Termin unter der Woche ab, denn er würde das Museum nur für uns öffnen und uns eine private auf uns zugeschnittene Führung offerieren.

Toll!

So sind wir heute (inklusive Heumesser) unterwegs in den Aargau, und finden das Museum sofort. Der Kurator war bereits vor Ort und begrüsste uns freundlich. Und schon ging die Führung im ersten Haus los: Eine Unmenge von Feuerwehrhelmen/Kübeln/Spritzen/Laternen/Uniformen und anders Feuerwehrzubehör standen zwar eng, aber sauber geputzt in Reih und Glied. Wir wurden im Raum rumgeführt und es wurden ein paar Episödelis feil geboten. Wunderschön und beeindruckend!

Im Keller des zweiten Gebäudes die Schmittstube: Hier standen Werkzeuge für sicher drei Schmitten, eine ungeheure Menge an Artefakten, aber alles sauber und adrett präsentiert.

Im nächsten Keller dann einige Motorspritzen, im Erdgeschoss die älteste Drehleiter der Welt, und sicher um ein halbes Dutzend wunderschöne alte Feuerwehrautos! Hätten diesen Reichtum nie erwartet, und staunen dementsprechend ab der schönen Vielzahl der Exponate.

Im nächsten Raum dann die Gebrauchsgegenstände für das tägliche Leben, mitunter auch Dreschflegel und Heurechen.

Hierhin kommt unser Heumesser. Toll! Das passt tipptopp hier rein.

Hinten stehen noch ein paar alte restaurierte Traktoren, jeder ein Schmuckstück.

Wir gehen hoch in den Estrich, hier werden längst vergessene Handwerke in einer ungeheurigen Dichte angezeigt. Der Jäger, der Hafner, der Seiler, der Metzger, der Schornsteinfeger, der Schumacher, der Wagner, der Coiffeur undsoweiterundsofort.

Und jedes der Berufe natürlich mit den entsprechenden Werkzeugen.

Ein Abteil war sogar den Störhandwerkern wie dem Glaser, dem Hühnerlieferanten, dem Häftlimacher dem Moster, dem Feldmauser und vielen mehr gewidmet. Eine Wahnsinnsfülle an Werkzeugen, aber auch sehr viele alte Schreibmaschinen, Fotoapparate, Bretzeleisen, Waagen, Fleischwölfen, Bügeleisen, Kuhglocken, Gewehre.

Wahnsinn. Hier den Überblick zu behalten ist extrem schwierig.

Wir gehen wieder nach unten und entdecken eine grosse Musikorgel. Passt irgendwie gar nicht hier rein, aber wir kriegen sogar ein Stück vorgespielt. Faszinierend, wie diese Orgel seit 100 Jahren klar und deutlich spielt, und sich sogar die Figuren bewegen!

Mit diesen Klängen werden wir wieder nach draussen in den Hof geleitet, und müssen das kompakt Erlebte mal erst verdauen.

Ein enormes Sammelsurium an längst vergessenen Arbeitsgeräten und Dingen, welche man noch vor Erfindung des Plastik in Gebrauch hatte.

Wir bedanken uns für die aufschlussreiche private Führung und übergeben unser Heumesser vertrauensvoll an das Museum.

Es freut uns sehr, dass es nun an einen guten Ort kommt, möge es seinen entsprechenden Platz in der Sammlung erhalten.

Nun sind wir zwar nur wegen dem Museum hierhin gekommen, was aber nicht heisst, dass wir schnurstracks wieder nach Hause düsen. Es war ja nicht mal Mittag.

In der Nähe ist ein kleiner, schnüsiger Tierpark, den wollten wir schon lange mal besuchen. Äffchen, Geissen, Hühner, Rehe und Pfau‘s hat es hier. Würkli schnüsig. Leider hatte das Café zu, wir verpflegen uns aus dem Ronron.

Weiter gehts über die vor einer Woche eröffneten Ostumfahrung von Zurzach -was für ein Geldverschleiss- und weiter Rheinabwärts nach Koblenz. Gemütlich tuckern wir weiter Richtung Villigen, denn da steht unser nächster Etappenhalt.

Das Paul Scherrer Institut. Hier forschen Menschen aus der ganzen Welt, und uns fliegen die Quantenteile nur so um die Ohren. Es gibt ein Besucherzentrum- ideal für uns Nichtstudierende.

Wir konnten über dreizehn Stationen erfahren, was, wer und wie hier geforscht wird. Die Stationen waren verständlich und manch ein Licht ging auch uns auf…

Wir kamen sogar in den Genuss der Privatfilmvorführung. Und das mit 3-D Brille.

Es waren am Änd doch zwei Stunden, in dem uns das PSI zu packen und interessieren vermochte, wir sind echt beeindruckt.

Man könne jeweils Mittwochnachmittags dann reel in die Gebäude und da noch eine tiefere Führung machen- gab man uns freundlich als Tipp auf den Heimweg.

Ist ne tolle Idee- Wieso denn nicht?

So sind wir gut wieder zuhause angekommen. Das Heumesser ist an einem guten Ort, wir hoffen, es wird bald da zu sehen sein.

Kategorien: Angeguckt

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