Heute hatten wir was sehr patriotisches vor: Wir schaffen es endlich aufs Rütli! Dem Inbegriff von Eidgenossenschaft, dem Idyll von tiefem Zusammenhalt, dem Ort, an dem die Schweiz gegründet wurde, anno 1291.

Diese Wiese ennet em Urnersee, nur per Schiff oder Wanderweg von Seelisberg oben erreichbar.

Nicht, dass wir noch nie hier gewesen wären, aber meinerseits liegt das obligate Schuelreisli auch schon sicher 30 Jahre zurück. Als Schuelgoof war es doch Pflicht, diese steile Wiese hochzukraxeln, das mussten wir doch alle einmal in der Schulzeit.

Aber beim besten Willen blieb bei mir nix hängen, ausser das es eine Wiese (äben ein Rütli) mit steilem Aufgang vom Schiff her war.

Heute gönnen wir uns mal ein gemächlicheres Programm, drum kommt die Idee mit dem Ausflug zum Rütli grad rächt. Von uns aus sind wir in einer halben Stunde Autofahrt in Brunnen, von da aus sind es zehn Minuten bis zum Schuelreisliort.

Wir starten relativ früh, und stehen schon um 10.00 Uhr am Quai von Brunnen. Das Dorf schlummert noch, eine beruhigende Noblesse strömt von den Epoca-Hotels über die gesamte Bucht. Es gibt viel zu beobachten, die Leute bevölkern locker die Seepromenade, und ein Paar Gäste lassen sich vom Hotel das Frühstück auf der Seeterrasse servieren. Es hat einige, welche mit ihrem Hund spazieren gehen, oder auch eine Nonne aus dem nahen Kloster Ingenbohl sitzt unter einer Platane und liest ein Buch. Derweil kommt ein junges Paar auf dem Velo angeradelt. Er hat zwei Solarzellen am Fahrrad angemacht, die können sich den Espresso mit Sonnenenergie machen- So guet.

Eine wunderschöne Stimmung, wie Ferien.

Wir haben unsere Grand Tour Box mal wieder füllen lassen, so können wir auf dem Rütli zufrieden Picknicken. Es gäbe vom Restaurant Rütli auch so ein Picknick-Korbangebot, aber ich bezahle doch nicht 35 Franken pro Person, für uns zwei wäre das unglaubliche 70 Stutz. Aso nei! Dafür kriege ich anderswo eine vollwertige Mahlzeit, zu zweit notabene.

Schad, wir hätten gerne das Angebot vom Rütli angenommen, aber anscheinend haben sie es nicht nötig. Und grad die ganze Beiz wollen wir dann doch auch nicht kaufen.

So greifen wir auf unsere bewährte rote Box zurück, die uns seit 2016 treu begleitet. Befüllt (für 20 Franken) mit lokalen Fleisch-Leckereien, Pommes Chips, Getränk, Brot und Früchten reicht das üppig für das Picknick.

Es sind angenehm wenig Leute auf dem Schiff, wir müssen keine Personen von Bord stossen um ein Schattenplätzli zu ergattern, smile. Da die Überfahrt eh nur 10 Minuten dauert, sind wir schwuppdiwupp am Schiffssteg vom Rütli.

Die Schiffsreise hat gut getan- mal was anderes, wie mit dem Auto rumkurven. Der Weg ist recht steil, und das Wetter blendend! Gut weht schon die ganze Woche ein erfrischendes Windchen. Tut grad gut, macht die Hitze um einiges angenehmer…

Auf halbem Weg zum Restaurant besuchen wir noch eine Ausstellung zum Thema Helvetismus. Nagut, wieso nicht. Sind aber sehr schnell wieder draussen.

Am Restaurant angekommen, bemerken wir, dass wir am Schwörplatz vorbei geloffen sind, ohne diesen zu bemerken.

Oh!

Wir zweifeln eh, dass Werner Stauffacher (von Schwyz), Walter Fürst (von Uri) und Arnold von Melchtal (aus Unterwalden) sich 1291 gerade hier an den unwegsamen Ort begaben um ihre Treue zueinander zu schwören. Das hätte man auch in Buochs, Brunnen oder Altdorf machen können.

Aber es ist halt mystischer hier. Na gut, lassen wir das, es ist ja nicht wichtig, wo. Sondern dass die Schweiz gegründet wurde.

Wir steigen hoch zur Rütliwiese, eine hohe Fahnenstange mit der Schweizer Fahne hängt da und bei Wind knattert sie kräftig.

Hier fand 1941 der legendäre Rütli-Rapport statt. General Guisan informierte sämtliche höhere Offizier (ab Major) hier über den Reduit-Plan, bei einem Angriff des Feindes das Mittelland kampflos dem nun umgebenden Achsenmächten zu überlassen, und sich in die Festungen im Gotthard zu verbarrikadieren und notfalls die Zufahrten zu zerstören. Gut mussten die rund 650 Offiziere nie einen söttigen Befehl aussprechen. Wer weiss, ob ich dann heute überhaupt noch hier wäre…

An einigen Hochlandrindern vorbei erreichen wir ein lauschiges Picknickplätzchen mit Feuerstellen, Holz, Tischen und Hockern. Wir sind nur zu fünft hier. Es ist traumhaft!

Wir picknicken aus der Box. Wunderbar kühlend auch das Wasser vom Brunnen! Naadisnaa beginnt sich der Platz zu füllen, eine Wandergruppe reiferen Alters macht gekonnt Feuer und guckt neidisch auf unseren Schattentisch. Eine Horde Kinder kommt auch noch, werden von einem jungen Aufseher harsch immer wieder wegen Kleinigkeiten zurechtgewiesen, dabei ist ja alles in Ordnung… Er lamentiert aus seiner Studenten-WG, die er zu fünft… ach ja… Mir tun die Kinder nun fast chli leid.

Nun- Es ist Zeit für uns weiterzuziehen. Und wir hatten unsere Hintern keine Minute von den Hockern erhoben, als sich die Kinder den Tisch und die schattigen Plätze zu ihren Gunsten holten. Tja, liebe Wandergruppe- Kann halt schnell gehen…

Den Weg nach unten überqueren wir tatsächlich noch den Schwörplatz, der theatralisch mit drei Quellen inszeniert wurde.

Nun gut.

Unten an der Schiffsstsation warten wir auf unsere Fähre/Schiff/was auch immer da kommen mag.

Es ist das Dampfschiff Uri, das die Ehre hatte, uns ans andere Ufer zu geleiten. Ha!

Wir genossen die kurze Überfahrt, und mussten schmunzeln, weil ein Herr sein Büsi mitgebracht hatte, und dieses nun auf dem Holzbank sitzend, die Fahrt sichtlich genoss.

Sowasaberau.

Auf dem Nachhauseweg machen wir noch einen Schlunngg übers Brocki in Ibach. Finden da nichts, aber schnäpplen eine Lampe, die zwei Damen von einer Hausräumung mitbrachten, vor dem Eingang ab.

Das war echt nicht geplant. Aber gut. Vier zufriedene Gesichter. Passt.

Ein Zvieri- die Box war echt umfangreich- gabs bei der hohlen Gasse in Küssnacht. Hier hatte man einen Unterstand gebaut mit Grillstelle, den man anscheinend auch mieten kann? So guet! Der Gang durch die hohle Gasse und der Besuch der Kapelle lag alleweil drin. Sowie einen sehr gut gemachte Ton-Bild-Show über Willhelm Tell, den Helden, den es so gar nicht gegeben hat.

Soviel Patriotismus an einem Tag… Das verheisst einem gemütlichen Ausklang auf der heimischen Terrasse. Bei schönstem Wetter. Mit Sicht auf Säntis/Rigi/Pilatus/Eiger/Mönch/Jungfrau. Nur das Matterhorn sehen wir nicht. Dazu müssten wir zu Mami auf die Terrasse…

Kategorien: Angeguckt

0 Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar

Avatar placeholder

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

error: Content is protected !!