Dieser Trip in die Unterwelt hat sich aber sowas von gelohnt! Wir sind auch im Nachhinein immer noch sehr erstaunt und fragen uns, wieso wir nicht schon früher hier vorbeiguckten.

Vor allem weil es noch so nahe von Zuhause liegt…

Ausgangspunkt für diese Expedition war wieder einmal unsere Lust, etwas gemeinsam zu unternehmen. Nicht gleich was Grosses wie das Veltlin zurückerobern, oder in Genf das Rotkreuzmuseum anzugucken. Halt eher was Kleines, was in der Nähe wäre, und man problemlos und stressfrei in einem halben Tag begucken könnte.

So geht die Suche nach was Geeignetem los, die unsichere Wetterlage lässt uns Outdoortätigkeiten etwas zur Seite schieben, dann halt ein Museum, in ein Schloss oder so.

Nach unzähligen, nein, nein, nein’s kam plötzlich die zündende Idee, das Bergwerk Käpfnach in Horgen zu besuchen. Ein Kohlebergwerk, welches sogar mit einem Bähnchen besichtigt werden kann!

Kohlebergwerk?

Aha?

Mit einem Bähnchen? So guet!

Und das grad ennet dem Hügel? Kool.

Es werden sogar Führungen im Bergwerk organisiert, welche intressierten Leuten angeboten werden. Man könne spontan vorbeigucken, diese Führungen seien für einzelne Personen gedacht, nicht für Gruppen. Gruppen bekommen andere separate Termine.

Tönt gut, aber lässt uns bitz im Ungewissen, öb es nun Platz hat für uns zwei, oder nicht.

Unser Anruf im Museum bringt uns nicht allzu viel Gewissheit. Die freundliche Frau teilt uns mit, die beiden Züge seien zwar ausgebucht, aber es könnte durchaus sein, dass nicht alle tatsächlich am Termin auftauchen würden.

Nun gut, ist ja keine Weltreise nach Horgen, wir probieren es doch mal.

Aso ab in den Hubi und über den Hirzel. Und schnell stehen wir so vor dem ehemaligen Kohlenlager des Bergwerkes, in welchem man ein interessantes Museum eingebaut hat. Die freundliche Kassiererin nahm unsere Personalien auf, im Moment wäre der 13.00 Uhr Zug ausgebucht und voll, aber wenn nicht alle auftauchen, so könnten wir für diese einspringen. Ansonsten gäbe es um 14.00 Uhr eine Spezialführung. Oder dann die reguläre Führung um 15.00 Uhr. Also besichtigen können wir das Werk aber auf alle Fälle, verspricht uns die Dame.

Dann wurde es bits hektisch, denn die Angemeldeten für die 13.00 Uhr Führung trudelten ein. Wie erwartet kamen nicht alle, es wurden spontan zwei Plätze frei. Diese gingen aber an zwei vor uns Anwesende, nicht angemeldete. Wir aber wären dann die Nächsten.

Aber das Warten auf die nächste Führung ist nicht schlimm, uns spielt das eh keine Rolle, wir hatten das (bankspendierte) Ticket in der Tasche, und wir liessen die erste Gruppe zum Stollen ziehen. Somit war gleich wieder Ruhe im Museum, und die Kassiererin konnte uns und die anderen Anwesenden in den Filmsaal geleiten, wo uns anschaulich gezeigt wurde, wie, und unter welchen harten Voraussetzungen hier Kohle geschürft wurde. Um die 80 Kilometer Stollen sind hier unterirdisch gegraben worden, eine schier unvorstellbare Grösse!

Bereits um 1548 wurde das Bergwerk erstmals in einer Chronik erwähnt, aber wegen geringer Qualität der Kohle immer wieder geschlossen, bis 1784 die Zürcher Regierung hier unter staatlicher Aufsicht den Abbau förderte. Auch dieses Unterfangen war immer wieder von Unterbrüchen gezeichnet, der durch Schwefel durchzogene Flöz reichte nicht aus, um eine gute solide Qualität zu sichern.

Erst die beiden Weltkriege sorgten für Aufwind, weil die mangelnde Verfügbarkeit an diesem Rohstoff und Heizmittel so gross wurde, dass auch hier an dieser Stelle bis zu 80 Bergleute im Schichtbetrieb arbeiteten. Es konnten von 1941 bis 1947 rund 55’500 Tonnen Kohle gewonnen werden, dies ist umso erstaunlicher, weil die dünne Kohlenschicht, welche abgebaut werden konnte, nur etwa 30cm breit und der Rest Gestein war.

Nach dem Krieg war hier schnell Lichterlöschen, und die Stollen gingen bis in die ’80 Jahre völlig in Vergessenheit.

Erst danach machte sich ein eigens gegründeter Bergwerkverein es sich zum Ziel den Stollen dem interessierten Publikum zu zeigen.

Nun ist es so weit: Wir können in den Stollen und Beni führt uns zum Bähnli. Auch diese Führung ist mit 25 Personen ausgebucht, eigentlich schön, wenn so viel Interesse vorhanden ist.

Die etwa stündige Führung und die Fahrt auf dem 1.5 Kilometer langen Schienennetz war äusserst lehrreich, informativ und spannend. Man fährt da echt weit hinein in den Berg, und der Tunnel ist nicht grad hoch. Ducken ist angesagt.

In der zweiten Kurve halten wir an und gehen ein Stück zu Fuss weiter, wo wir wieder Kurzweiliges und Wissenswertes vermittelt bekommen. Wir gingen ein Stück die Geleise zurück und durften uns auf Holzbänke setzen. Hier zeigte uns Beni, wie man mit Öl/Karbidlampen die Grube mehr schlecht wie recht behelfsmässig erhellte, Elektrizität hatte es hier zum Zeit des Abbaus keine.

In völliger Dunkelheit zu sitzen war für mich ein ganz spezieller Moment. Wir waren sehr froh, Grubenhelme aufzuhaben, denn die Stollen war doch recht tief, und nicht nur einmal machte es «Pock», wenn der Helm während dem Gehen an der Decke anschlug.

Der Ausgang war dann am See, und wir wurden wieder an die Oberfläche entlassen.

Eine extrem interessante Besichtigung, viel und enthusiastisches Personal sorgen dafür, dass man wirklich viel lernen kann. Wie Kohle entsteht und wie es gefördert wurde.

Sicher gibt es grössere Bergwerke, und solche die mit ihren Ausmassen auch zu beeindrucken wissen, aber dieses «kleine» (immerhin das Grösste in der Schweiz) aufgegebene Bergwerk ist echt einen Besuch wert.

Es muss ja nicht immer die Höllgrotten Baar oder die Burg in Zug sein, oder?

Kategorien: Angeguckt

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