Nun, das müssen wir neidlos zugeben, macht‘s echt eine gute Gattung! Noch e bitz Umgebungsarbeit, und die Wohnungen werden würkli schön. Hier noch die Armaturen befestigt, da das Licht montiert. Die Decke getäfert, die Lauben verschalt -Aber das kommt gut. In einem Monat ziehen hier zwei Mietparteien ein.

Toll!

Aber halt!

Wovon sprichst du hier überhaupt?

Was guckt ihr euch denn da wieder an?

Wie ums Himmels Willen kommt ihr zu der Gelegenheit, söttige Wohnungen anzugucken?

Wollt ihr zügeln?

Habt ihr euch was gekauft?

Wo…

Jaja, Gemach!

Es wird gleich alles erklärt. Ich hab halt so eine Freude, dass es richtiggehend aus mir raussprudelt und es nur schwer zu stoppen ist.

Ist ja würkli schön geworden, die Mosaikwände in den Toiletten, dem Sandsteinbodenplatten im Wohnraum, der immensen Raumhöhe…

Und schon wieder verliere ich mich in Details, und du weisst ja gar nicht worum es eigentlich geht.

Tz! Stopp!

Also nun von vorne:

Die Korporation Hünenberg, zu dessen Bürger wir durch Erbschaft/Heirat ja auch gehören, ist auch unsere Vermieterin. Sie verwaltet den von ihnen im Jahr 1973 erstellten 12-stöckigen Wohnsilo, in dem wir seit über zehn Jahren uns sehr wohlfühlen. Die Korporation ist eine Körperschaft, welche von drei aufrechten Bauern vom Dorf damals im Jahr 1414 gegründet wurde. Mit dem Zweck, sich vom damaligen Vogt und Burgherren loszukaufen. Und Felder gemeinsam zu bewirtschaften.

Lange Zeit half man sich so gegenseitig und es war eine grosse Ehre, als Genosse zu den zwanzig Geschlechtern zu gehören, damit verbrieft ein Urhünenberger zu sein. Ich weiss noch, mein Grossvater hatte dermassen einen Riesenstolz, als ich mich bei ihm erkundigte, was man den tun müsse, um bei der Korporation dabei zu sein. Er nahm mich ins Familienregister der Genossenschaft auf, und meldete mich bei der Verwaltung an. Nutzen daraus gab es für mich nie gross, es war auch nicht mein Wunsch. Aber irgendwie das Erbe weitertragen, wenn schon das Haus nicht mehr unserer Familie gehört- Ich find das ufenart na schön.

Doch- Ich profitierte schon von meinen Status als Korporatiönler: Ich hatte nach ungeschriebenen Gesetz ein Vorrecht auf die Wohnungen, welche sie verwalten. Und dank dem Vorrecht sind wir nun im wunderschönen 11. Stock. Mit fantastischer Aussicht. Wir haben uns schnell an die Höhe und den äusserst moderaten Wohnzins gewöhnt, uns bringt so schnell nichts hier raus.

Zu den meist trockenen, jährlich stattfindenden Generalversammlungen der Korporation gehen wir sehr selten, nur grad wenn es um unseren Block geht, halte ich brav die Hand in die Höhe, smile.

Wenn es aber Besichtigungen (Sprich Bürgerexkursionen) gibt, und etwas zum angucken gezeigt wird, sind wir bei Möglichkeit sehr gerne dabei. Da kriegt man Einsichten, die sonst gar nicht möglich wären.

Als die Überbauung Schlattwäldli mit über 70 Wohnungen auf der anderen Strassenseite begüxelt werden konnte, waren wir gerne auf einer Führung durch die Wohnungen dahei, und staunten über die schöne Integration an den angrenzenden Wald.

Wir waren in einem anderen Jahr an der Begehung des Laufstalles auf dem Bauernhof Fildern auch dabei, und als vor zwei Jahren das Schützenhaus äusserst gelungen renoviert und erweitert und als Kanzlei eingeweiht wurde, waren wir mit Dädi und Brigitte hier.

Und heuer war als Exkursion die «Scheune Wartrain» auf dem Programm. Die alte, schiefe, fast schon zu baufällige Scheune war neben dem herrschaftlichen Steinhaus und dem daneben befindlichen Wöschhüüsli eher ein Schandfleck.

Missbraucht als Einstellhalle, Gerümpelkammer, Abstellraum.

Der Hof, in Nachbarschaft des Gesellenhaus zur Wart erstellt, gehörte dem ersten Gemeindepräsidenten von Hünenberg, Franz Basil Gretener, der 1899 Vorsteher über die neu gegründete Gemeinde war. Da musste schon ein Präsentierbau hin, ein Holzhaus reichte da nicht.

Die Scheune aus dem Jahr 1830 war wie die anderen Gebäude seit 1977 in den Besitz der Korporation Hünenberg gelangt.

Nun wollte man aus der baufälligen Scheune zwei grosse 3 1/2 Zimmerwohnungen machen, ohne den typischen Scheunencharakter zu stören. Die Scheune abzureisen -was viel ökonomischer gewesen wäre- wollte man nicht, und da das ganze Ensemble unter Denkmalschutz gestellt wurde, musste mit dem bestehenden Gebäude was gemacht werden.

Das Gebäude unter Denkmalschutz stellen, ein zweischneidiges Schwert, denn man musste überall Kompromisse eingehen, konnte nicht nach Lehrbuch arbeiten, es waren überall Eingeständnisse nötig. Dafür sieht das Endresultat sehr gut aus. Und dies besichtigen wir nun.

Als Erstes fällt uns grad auf, dass viel mit Holz und Trägerbalken gearbeitet wurde. Die mächtigen Balken der Scheune wurden gut sichtbar in diese neue Funktionsweise der Scheune integriert, und auch die Bachsteine, Bodenplatten oder Futterluken wurden meines Erachtens sehr gut in die Wohnungen integriert.

Eigentlich ist die Scheune ein Neubau, aber durch möglichst viel Verwendung von altem Baumaterial hat man den Charakter der Scheune behalten können. Äusserst gelungen. Wir sprechen lange mit der Architektin, welche sich nach der Monsteraufgabe an Kreativität/Kompromissen und Einwänden sich nun einfach nur einen 8015-Neubau als nächstes Projekt wünscht.

Die Raumeinteilung ist sehr einfach und klar strukturiert, man sieht immer noch, dass dies einst ein Stall war. Geschickterweise verzichtete man auf Heizkörper, und baute unter der Sandsteinplatte eine Bodenheizung ein, welche durch das Bieag-Netz (also Biogas), geheizt wird. Man hat die Futterluken zwar zugemauert, aber sie sind immer noch gut sichtbar, als Zeuge, was das hier war. Die neun unterschiedlichen Bodenhöhen, welche auch dem Berghang geschuldet war, überbrückte man mit soliden Eisentreppen, die sich wie selbstverständlich in die Wohnung integrierten.

Die sanitären Anlagen wurden als Kubus in die Wohnungen eingeschoben, denn das gab es ja nicht im Stall. Sehr speziell ist sicher der obere Stock, denn man musste von denkmalpflegerischer Seite den Dachgiebel sehen können, dies schlägt sich zwar auf einen niederen Ausnützungsziffer nieder, ergibt aber ein ganz spannendes Wohngefühl!

Es sind Lauben vorhanden, welche man von aussen nicht gleich sieht, und auch sonst hat man von aussen nicht das Gefühl, hier sind zwei Maisonettewohnungen integriert.

Wie Eingangs erwähnt, fehlen noch das einte Licht, oder andere Täfer, und die Umgebung ist noch recht rural, aber man kann sich vorstellen, dass es hier zwei wunderschöne Wohnungen gibt.

Wir beschliessen unseren Rundgang mit der Besichtigung der Heizung im Haupthaus, aber die kennen wir ja aus unserem Mietsblock, auch wir heizen mit Biogas.

Als Abschluss der angekündigte «Lunch», offeriert von der Korporation war traditionellerweise viel mehr als das. Auf unserem Lindenplatz wurde ein Zelt augestellt, ein Caterer und entsprechendes Personal kümmerte sich um die doch etwa 150 intressierten Korporationsgenossen. Es spielte eine junge lüpfige volksmusik, und die Kinder konnten Flaschenfischen.

Es gab ein grosses Salat und Pastabuffet, und das gesellige Zusammensitzen war grad so wichtig wie die Besichtigung. Als «Bhaltis» gabs Magenbrot, gebrannte Mandeln und Niidelzältli für den Heimweg.

Logisch wurden wir argwöhnisch beäugt, und man fragte sich «zu welchem Stamm» wir wohl gehören würde. Aber wir haben das ja auch gemacht. Den Einten oder Anderen haben wir schon mal gesehen, andere sind halt einfach von der Kopfform klar, zu «welchen» die gehören.

Schmunzel.

Was uns erfreut ist, dass wir keineswegs die Jüngsten waren, viele Familien mit Kindern waren hier, schleppten ihre Onkels und Eltern mit, um die Legimitation zum mitkommen zu kriegen.

Wir schmunzeln. Das haben wir ja vor zwei Jahren mit Dädi auch gemacht.

Dädi- Der nächste Ländler ist für dich!

Kategorien: Angeguckt

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