Es ist doch nach bald zehn Jahren wieder mal an der Zeit, mir ein neues Nasenvelo/Vorfenster/Glotzofon/ Intelligenzprothese -sprich eine Brille- anzuschaffen. Die momentan Aktuelle, eine echte Holzbrille aus dem Hinterland von Bergamo war für mich ein absolut geliebtes Designerstück und wurde sogar mit meinem Namen graviert. Das würkli Spezielle an dieser Holzbrille aus der norditalienischen Manufaktur war, dass sie aus über zehn feinen übereinander gelegten Holzschichten bestand und man die Schichtfarben beliebig selber auswählen, kombinieren und herstellen lassen konnte. Fand das vor gut zehn Jahren eine echt tolle Idee. Sie war entsprechend teuer, mit 1300.- Franken doch etwas hoch gepriced.

Es war es mir jedoch absolut wert, und ich muss sagen, die Qualität hält auch heute noch nach so vielen Jahren.

Trotzdem möchte man doch auch mal wieder was Anderes, was Neues, es ist ja ein modisches Accessoire, das einem begleitet. Und durchs jahrelange Tragen bei Wind und Wetter hat sich die Brille auch etwas abgenutzt. Und die Gläser weisen Kratzer vom reinigen auf. Und eine Holzbrille reinigen, das ist gar nicht so einfach- weil feuchtigkeitsempfindlich.

In den letzten Jahren merke ich auch, dass meine Sehstärke sich etwas zum Ungenaueren verändert hat, und neue Sehgläser mir wieder helfen würden, bitz schärfer (aus)zu sehen.

Dann kam ja der OP-Termin mit meiner Flügelfell-Entfernung grad recht, denn:

Es ist nun echt Zeit für ein neues Gebrüll!

Seit ich im 1997 meine zweite Brille kaufte, vertraute ich auf die fachliche Beratung von Nicole. Sie schloss damals grad die Ausbildung in Zug als Optikerin ab, und hat mich immer stilsicher und sehr gut beraten. Auch als sie nach Steinhausen arbeiten ging, schätzte ich ihre gute Einfühlsnahme und fachliche Kompetenz sehr, und kaufte einige Brillen bei ihr. Der letzte Arbeitsplatzwechsel ihrerseits war dann nach Unterägeri, und da kaufte ich vor ein paar Jahren meine erste korrigierte Sonnenbrille bei ihr.

Nun, nach Ägeri hoch fahren, nur wegen einer Brille, das schien mir schon bitz übertrieben.

Ist ja gar ab der Welt, smile.

Also hörte ich mich mal in meinem näheren Umfeld um. Es gab einige Optiker hier in der Umgebung. Und der günstige Fielmann aus Deutschland soll schiinz gar nicht so schlecht sein.

Lugen wir da mal.

Die Odyssee mit dem Auge war erst wenige Tage vorbei, ich wusste, noch kann ich mir keine neue Brille machen lassen, das muss zuerst verheilen, dann der Augentest, und erst dann kann der Auftrag zum Brillengläserschleifen gegeben werden.

Aber Brillengesteller könnte ich doch im Vorab schon mal angüxen gehen? Und mir so etwas Vorfreude verschaffen?

Äbe scho, gäll?

So stehen wir an der Bahnhofstrasse in Zug, und trampen an einem ganz gewöhnlichen Donnerstag Nachmittag in die Filiale von Fielmann.

Es hat erstaunlich viele Leute hier, es sind sicher zehn Tische an denen Leute sitzen und sich angeregt mit den Verkäufern unterhalten.

Okey, das scheint ja gut zu sein, wenn schon unter der Woche söfu Leute da sind.

Ich trete an den Tisch vom Empfang und äussere meinen Wunsch gegenüber den zwei mich musternden Damen, für mich eine neue Brille und eine neue Sonnenbrille anschauen zu wollen. Das einte Fräulein wandte sich ab, und die andere fragte, ob ich denn ein Rezept habe? Ich verneinte, da die OP erst wenige Tage vorbei war, aber es ginge nur mal um ein passendes Modell, eine Vorabevaluation..

Sie nahm mich mit und zeigte im Verkaufslokal auf verschiedene Gesteller in denen haufenweise Brillen ausgestellt waren. Wir sollen uns doch mal umsehen, und wollte schon wieder abtuuben.

Hä? Wart mal!

Ich tackerte sie fest mit der Aussage, ich hätte diese neuen Brillen gesehen, die mit Magneten ausgestattet sind und man die Sonnenbrillengläser nur vorne an die Brille klacken könne. Sie nahm etwas demotiviert ein Holzschachteli hervor, und gab aus fünf verschiedensten Gestellern im Laden fünf Modelle raus, das seien diese Modelle, mehr gäbe es nicht. Beim dritten Griff nach einem Modell lief sie in einen Kunden rein, der vor einem Gestell am Tisch in ein Beratungsgespräch vertieft war.

Chli arg ungeschickt, die Gesteller gleich hinter den Beratungstischen zu platzieren. Sieht vielleicht gut aus, wenn man aber Brillen holen möchte, muss man immer über Köpfe und vor fremden Gesichtern durch sich das gewünschte Brillengestell erhaschen.

Äääh!

Henu. Schauen wir mal.

Sie drückte mir dann das Holzkistli in die Hand, und erwähnte am Davonlaufen, wenn ich noch mehr Infos bräuchte, soll ich mich wieder beim Empfang melden.

Wie bitte?!

Wieso lässt die mich jetzt alleine stehen?

Im Nachhinein hätte ich da endgültig den Laden verlassen sollen, aber ich wollte mal sehen, was es hier für Modelle und Auswahl gab. Denn Brillen hats hier zuhauf.

Die zusammengestellten Modelle mit Magnetvorrichtung gefielen mir nicht sonderlich gut. Einzig eine blaue Brille hätte in einer anderen Farbe mir noch gefallen können.

Ich probiere noch ein paar Modelle, zirkle immer wieder um volle Beratungstische, und den viel zu kleinen Spiegeln an der Wand, denn ich wollte doch sehen, wie die verschiedenen Brillenfassungen in meinem Gesicht aussehen.

Ich ging mit den probierten Modellen wie abgeboten wieder an den Empfang, und fragte die gleiche Frau vom Anfang höflich, öb es denn für die blaue Brille auch noch andere Farben gäbe…?

Da müsse ich mich an einen Berater wenden.

WTF?!

Bin ich denn hier in der Post gelandet?

Will man mich nicht beraten, oder was?

Was genau ist die Aufgabe dieser anscheinend völlig überforderten Empfangsdame?

Man muss dazu noch sagen, wir waren beide plusminus zirka im gleichen Alter, also von wegen „heutige Jugend“ oder „Null-Bock-Generation“, oder ähnlichem.

Was blieb mir übrig, als Hals über Kopf den Laden zu verlassen und zu schwören, nie wieder einen Fuss in dieses Geschäft zu setzen.

Also so schlecht bin ich noch nie beraten worden. Nicht mal unsere IT gibt sich sowenig Mühe. Bin recht verwundert, oder besser bitz geschockt.

Das war nun würkli absolut die Höhe!

Ich hätte es verstanden, wenn ich nur eine Billiglesebrille für 9.90 Franken kaufen wollte, aber es ging um eine neue Brille und Sonnenbrille mit geschliffenen Gläsern. Ich hätte auch hier gerne eine vierstellige Summe ausgegeben- Aber anscheinend hat man mich hier echt nicht nötig.

Oder ich bin nicht die Zielgruppe.

Nun gut!

Ich schnurstracks über die Strasse, zu einem Optiker. Wie gesagt, Zug hat einige Optiker. Hier drüben war das Geschäft Streuli Brillen, das von mir schon mal erwähnte Geschäft, wo Nicole nach ihrer Lehre arbeitete. Hier habe ich damals vor Jahrzehnten meine zweite Brille gekauft.

Es war vielleicht Zufall, vielleicht musste es so sein dass ich grade hier hin ging, ich brauchte nach der Budget-Drive-thru-Abfertigung richtige fachliche und herzliche Bedienung, die auch bitz auf mich einging. Ein paar Modelle angucken und dann wieder weiterzuziehen.

Ich muss sagen, die Beratung war würkli perfekt, immer wieder zauberte er neue schöne Modelle hervor, riet von diesen Magnet- oder Clipsonnenbrillen ab, und ich durfte auch ans Sonnenlicht nach draussen, um die Brillen in Natura ohne Kunstlicht zu bewundern.

Wir finden für mich ein recht spezielles Gestell (japanischer Herkunft, in dunklem Blau) und in die salbeifarbene Sonnenbrille hab ich mich sofort absolut verliebt.

Klar fühle ich mich geschmeichelt, wenn man mir sagt, dass mir fast jede Brille steht. Hab aber grad klar gemacht dass eine knappe Note 8 nicht meinen Anforderungen genügen würde, smile.

Challenge accepted!

Wir waren auf der selben Augenhöhe, und ich wollte was Schönes für mich!

Ich habe mich sehr wohl gefühlt hier im Fachgeschäft, und man hat mir nun diese zwei schönen Brillen reserviert, bis mein Auge verheilt, und bis ich mit einem aktuellen Brillenrezept wieder hier auftauchen werde.

Die Kundenkartei wurde aktualisiert, ich war noch vermerkt nach bald 30 Jahren!

Klar, die Brillen kosten nicht 39.90 Franken. Aber die fachliche Beratung ist mir bei der Brille halt schon noch wichtig und des Geldes wert. Sonst kann ich sie auch an jedem Kiosk oder online in China kaufen.

Ich freu mich grad mega riesig auf die zwöi würkli tollen Brillen, kann kaum abwarten, endlich den Augentest zu machen, und wieder bei Steuli Brillen aufzutauchen.

Aber erst muss das Auge verheilen und die Schutzlinse weg. Ich muss sicher sein, damit ich wieder scharf gucken kann

Eventuell wirds sogar was bis zum Geburtstag? Wer weiss…

Ich hab den Schritt über die Strasse echt nicht bereut!

Nun, günstig kann manchmal halt auch recht billig sein.

Kategorien: Persönliches

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