Schon länger habe ich diesen Bericht in petto- Bin ich doch immer auf der Suche nach Berichtenswertem, Intressantem, Unterhaltsamem, Schönem, Mir ins Auge stechendem, mmm…
Nun ist der Augenblick da.
Das eine und andere Mal habe ich diesen Automaten schon kurz erwähnt, im Wissen, darüber hier zu verzellen.
Aber beginnen wir von vorne:
In Hünenberg, einem beschaulichen Schweizer Dorf zwischen Reuss und Zugersee, sind traditionell (sprich= aus steuerlichen Gründen) viele, vorallem internationale, Firmen wenigstens mit einem Briefkasten sesshaft. Ich muss gar nicht beginnen aufzuzählen, weil ich das als Heimischer doch gar nicht nötig habe. Da ist Schweizer’s Zurückhaltung gefragt, man spricht nicht darüber. Und freut sich über tiefe Steuerrechnungen.
Es gibt aber auch andere, welche schon vor der Entwicklung des Steuerparadieses hier ansässig sind, sie lassen sich aber an einer Hand abrechnen. Hatte es vor gut 70 Jahren kaum 1’000 Einwohner, heute versuchen wir krampfhaft, nicht den Stadtstatus (ab 10’000 Einwohner) zu kriegen. Es wird kaum Land eingezont, um «überschaubar» zu bleiben. Trotzdem geht es uns sehr gut, wir eröffnen (6!) Schulhäuser, werden attraktivste Gemeinde der Schweiz, wenn wir Schwein haben, kriegen wir sogar eine Umfahrung (Bei Rush-hour sind 18 Autos und 5 Traktoren auf der Dorfstrasse, kein Zustand, so was, tztztztz).
Ansonsten gehts uns gleich wie anderen Dörfern, kleine Läden gehen zu, grosse Einkaufszentren werden auf der grünen Wiese hingeklotzt. Noch mehr kleine Läden gehen zu. Dann der tote Kern des Dorfes millionenschwer aufgemöbelt, und zwangsbevölkert.
Weils gut tönt.
Weils inn ist.
Weil, wasweisich…
Dieses Dorf hat eine spezielle Location, welche ich kenne und auch gerne besuche.
Ein Käseproduzent hat am Waldrand und in den Felsen seit 1862 seinen Standort. Den meisten sagt der Firmenname Lustenberger & Dürst nichts, aber er ist einer der grössten Käselieferanten, stark vorallem im Export. Weil im Inland da sind die zwei orangen Grossverteiler plus der viel zu grosse Zulieferer aus Emmen.
Regelmässig werden Käse Auszeichnung -Preise an Ausstellungen geholt, dennoch eine graue Eminenz für den Herrn Otto Schweizer (der auch Fertigfondue vom zu grossen Zulieferer liebt, bä!). Der Käse ist nämmli würkli fein!
Als vor ein paar Jahren zwei deutsche Kaufhäuser in den Schweizer Markt eindringen, ist der Käsemarkt wieder interessanter, qualitativer. Weil eben vom Käser aus Hünenberg.
Es gibt sogar ein Lädeli, mit Offenverkauf. Leider nur beschränkt offen. So fahren wir meist da durch, wenn der Laden zu hat. Und müssen zum Grossverteiler, wenn wir Käse möchten. Leider.
Doch halt: Was erblickt unser Auge, als wir letzthin wieder einmal veloweg unterwegs waren? Da steht ein herziges Häuschen neb der geschlossenen Ladentür.
Ein Selbstbedienungsautomat!
Mit Käse drin.
Mit leckerem Käse.
Hammer!!
Und das Sortiment wechselt immer etwas, im Winter Raclettekäse, im Sommer auch mal ein Landjäger zusätzlich zum Käse eingeschweisst. Getränke gibts auch, und sogar Sprinz mit Käsereibe kann bequem akquiriert werden.
So können wir 24 Stunden / 7 Tage Käse beziehen, und auch mal spontan eine Pause auf einem Bänkli einlegen, mit feinem Käse und Wurst vom Automaten.
Wann immer wir Lust dazu haben.
Wir finden’s eine extrem koole Sache, und guenen immer wieder, was es da Feines im Automaten drin hat. Und Käse kann man ja immer brauchen.
Kürzlich haben wir mal wieder was aus dem Automaten gezogen, als wir sogar Zuschauer bekamen, welche gespannt zuguckten, was wir denn da tun.
Der absolute virale Kick kam aber vor wenigen Tagen, ein Video kursiert im Netz–> Guck .
Jens Leute gucken da im Netz, wie man Käse am Automaten bezieht. Hä? Ist das soooo speziell?
Bis nach New York (!) berichten die Medien, ein jeder springt suf den Newskanal auf, wegen einem lapidaren Käseautomaten.
In Hünenberg.
Sowasaberau.
Nur können die Schweizer Gratisschundblätter und söttigen Mitschreiber inkl. Instaschrotter, Influexsisrenzer, und anderen Amöben eins nicht, was wir können:
Vorbei gehen, und Käse beziehen.
Voll real!
Das ist nämmli cool!
0 Kommentare
christahartwig · Mai 23, 2018 um 19:36
Herrlich! Ein Käseautomat! Ich liebe Automaten, besonders so spezielle. als am Berliner Kurfürstendamm – ich war noch ein Kind – ein Automatenrestaurant eröffnete (so eines wie in dem Film mit Marilyn Monroe), da gab ich keine Ruhe. Bei jedem Ku’dammbummel musste ich da rein. Blumenautomaten fand ich herrlich, auch wenn man durch die beschlagenen Schreiben im Winter kaum erkennen konnte, ob es sich bei dem Strauß um Rosen oder Tulpen handelte. Im Moment vermisse ich in den Bahnhofsautomaten mit Snacks und Süßigkeiten die kleinen gelben Büchlein, die ein Verlag eigens zum Verkauf in Automaten konzipiert hatte. Und siehe da! Wie Dein Bericht beweist, kann man mit Automaten regelrecht berühmt werden.
Remo · Mai 23, 2018 um 20:08
Ja, manchmal reicht was ganz Banales irgenwo im Juchhee, wer weiss denn schon, wie worldwideweb tickt. Ich mag‘s dem Käser gönnen. Und uns auch.
Vielen Dank für’s Mitnehmen in deine Erinnerungen, lese immer wieder gerne von dir.