Ob sich in Zukunft mal wer an diese drei Buchstaben erinnern kann? Um diese Story zu erzählen, muss ich etwas ausholen:
OVS (sprich Oviesse) ist eine sehr erfolgreiche italienische Modemarke. In Italien die Nummero Uno und bei jungen Menschen durchaus beliebt, weil modisch und günstig.

Nun ja, was hat dies mit uns hier in der Schweiz zu tun?
Also: Diese Marke wollte bereits vor über zehn Jahren hier Fuss fassen, und auch tüchtig expandieren. Unter dem ehemaligen Namen Oviesse hat es sich die damaligen ABM-Filialen unter den Nagel gerissen, und sich so bei der Globus-Gruppe eingemietet. Irgendwie war die Akzeptanz, sprich die Erträge, jedoch nicht überzeugend, so dass schon wenige Jahre später der Eigentümer der Migros-Tochter der italienischen Modemarke mit Sitz in Venedig kündigte und die Läden als Ochsner Sport und ähnliches besser im Umsatz hielt.

So wurde es ruhig um Oviesse hier in der Schweiz, soviel ich weiss, trauerte niemand dem «Billiglumpenladen» nach.

Vor zwei Jahren kam dann die Botschaft, ein Schweizer Kleiderladen- Charles Vögele- sei etwas klamm, Verkaufsgerüchte und Anteilsscheine machten die Runde. Dieses in Pfäffikon/SZ sesshafte Unternehmen hatte sich eher auf betagtere Mode konzentriert, ein Relounch, bei der junge Kundschaft angeworben werden sollte lief schief (trotz Penelope), dazu verärgerte und verlor man jahrelange Stammkundschaft, als man wieder räuig auf bestetige Kundschaft zurückgreifen wollte. Gut, das europaweite Imperium hatte noch versteckte Reserven, mit Grundstück-/Immobilienverkäufen hielt es sich irgendwie standhaft. So dass wenigstens die Schweizer Abteilung grüne, respektive schwarze Zahlen schrieb. Dass dies in unserer wechselhaften Zeit jedoch lange behaupten kann, wird angezweifelt.

So kam, dass Oviesse -jetzt als OVS- die Schweizer Charles Vögele Filialen zum Spottpreis übernahm, 140 Stück! Und die Läden neu einrichten liess. Wir Schweizer verstanden den erneuten Eintritt ins gesättigte Billigkleidergeschäft nicht so ganz, vorallem seit der Onlinehandel auch hier Fuss fasst.

Es ist zum Schreien.

Sempione Fashion als Mutterkonzern versucht mit einem Börsengang nötige Mittel zu kriegen. Dies scheint auch zu klappen. So gewöhnen wir uns an die für uns chli holprigen drei Buchstaben.

Dann der Paukenschlag: OVS zieht sich aus der Schweiz zurück, es sind über 1100 Mitarbeiter, die ihre Stelle verlieren… Happig! Echt.

Gut, ich muss sagen, ich war nie in einem söttigen Laden in der Schweiz, in Italien- hmm- Da kann ich die Besuche an einer Hand abzählen. Ist nicht mein Stil, meine Grösse, meine Mode.

Nun gut. Somit würde dieses Thema relativ unbedarft an mir vorbeirauschen, und ich es mit einem Kopfschütteln quittieren. Wäre da nicht mein Auge auf Medienberichte gefallen, in denen über den Totalausverkauf berichtet wird. Dies bewegt unser kleines Land, ist dies ein tiefer Einschnitt in unsere Wirtschaft. In besagten Berichten steht, dass alles zu Geld gemacht werden soll. Kleider, Bügel, Schaufensterpuppen.
Schaufensterpuppen?
Hmm, brauch ich nicht, hab ich ja schon eine hüpsche Goldige…. So drängt sich die Schliessung für mich wieder in den Hintergrund, mit viel Mitleid gegenüber dem entlassenen Verkaufspersonal sehe ich immer mehr dunkle, leere OVS-Läden. Als wir bei einem noch offenen Laden vorbeifahren, bitte ich meinen Fahrer, das Auto zu wenden, ich hätte gerne einen Augenschein in den halbleeren Laden genommen. Wer weiss, ob mir nicht noch was gefallen könnt…
So kommts, dass wir zwei Neugierigen in diesen Laden treten, das Erste und -wies aussieht- letzte Mal. Viel ist nicht mehr da- Wobei, eben die Kleider waren trotz grossen Rabatten für uns gänzlich uninteressant. Denn unsere Augen streiften um die Ladeneinrichtung, die war noch relativ komplett da. Ein paar Püppies, Ständer, Boxen….. Ich, natürlich mit einem Ziel vor Augen frage die Verkaufscheffin, ob man hier alles kaufen könnt- Ich sei interessiert an den Leuchtreklamen. Diese habe ich schon bei mehreren Warenhäusern gesehen. Ein Alurahmen, mit auswechselbarem Stoffbild, und auch noch von Innen beleuchtet.
Hei, unsere Freunde war riesig, denn wir durften uns die Leuchtreklamen aussuchen. Gegen kleines Entgeld (in bar) aquirierten wir drei quadratische Leuchtreklamen, und freuen uns auf ihre noch ungewisse Verwendung.

Dazu noch ein paar Plastikkistli, kann man immer brauchen, chli Chrimschrams wie Haken, Magnethaken, Klemmen (die gabs für uns gratis dazu), plus eine wirklich wunderschöne Büste fürs Atelier.

Die drei Leuchtreklamen haben wir selber von der Wand demontiert, und zuhause gereinigt, sowie die rosa Folie auf der Seite entfernt. Und gestern sind wir nochmals in den Laden, das Stromkabel mit Adapter mussten wir demontieren. Wir staunen ab der elektronischen Installation, was die Leute aus dem Süden von Brescia hier montiert haben- Echte Profis. Den halben Laden haben wir auseinandergenommen…
Nun noch für einen wirklichen Spottpreis ein massgeschneidertes (ich schreib› nur Vaux-le-Vicomte) Bild machen lassen- Sollte in einer Woche nach Hause geliefert werden mit Kederrand und auf Textil aufgezogen.
Wir freuen uns, wieder einmal so was tolles Gäbiges, richtig Spezielles gefunden zu haben.

Man muss nur die Augen offen halten, und halt auch trauen zu fragen.

Dann chli Fantasie, und keine Scheu vor Ach-da-hab-ich-keinen-Platz-für.

Die Welt ist voller Ideen-

Wir haben noch einige vor uns.

Kategorien: Angeguckt

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