Hmmm, pilgern löst als Wort doch christliche Gefühle aus. Der Portugiese pilgert nach Fátima, der Franzose nach Lourdes, der Italiener nach Assisi, die Welt nach Rom. Die Schweiz nach Einsiedeln. Diese Ballungsgebiete mit einer rechten Überdosis katholischen Glaubens sind im Gegensatz zu islamistischen Mekka für Jeden offen und auch äusserst interessant. Kannst mir glauben.

Zum Beispiel Lourdes hat uns auf unserer Wohnmobilreise vor ein paar Jahren durch Aquitanien (Frankreich) extremst imponiert. Wie ein kleines Las Vegas schimmern und funkeln da weit weg von jeglicher Zivilisation die Schaufenster’s um die Wette. Klar geht es da um die Erscheinung der Heiligen Maria um 1858, und Statuen derselben werden milionenfach in tausenden Ausführungen verkauft. Trotzdem macht es Eindruck, in der unterirdischen Basilika zu stehen, welche um die 25’000 Personen fasst. Eine Abendprozession von der Treppe der Rosenkranzbasilika zu betrachten im Dunklen mit Kerzen. Da braucht es keine Religiösität, das imponiert einfach. Diese Inszenierung, das Merchandising, Chapeau!

Genauso faszinierend ist Einsiedeln, weit hinten im Schwyzer Alptal. Der Mönch und Einsiedler Meinrad, welcher sich von der Insel Ufenau im Zürichsee erst hoch auf den Etzel zurückzog, dann noch weiter in den unwegsamen finsteren Wald (um 835 n. Chr.) zog, um Ruhe vor Ratsuchenden zu haben, war Begründer von Einsiedeln. Hier wurde er 26 Jahre später von zwei Räubern hinterhältig ermeuchelt, was die zwei Raben, treue Weggesellen Meinrads, aber rächten, indem sie ihnen die Augen aushakten, und nach Zürich trieben, wo sie verurteilt wurden. Soviel zur Sage.

Aber der Wallfahrtsgrund der enormen Pilgerströme ist die berühmte schwarze Madonna. Eigentlich atypisch, aber durchaus nicht ungewöhnlich. Heuer feiert diese Figur das 220 Jahre Jubiläum. Respekt!! -Wusstest du, dass sie 27 verschiedene Kleider hat?

Ein Engel stieg im Herbst 948 n. Chr. vom Himmel herab um die Kapelle des Meinrad der Mutter Maria zu weihen, als Ort der Gnade und Vergebung.

Soweit die Sage.

Die grandiose und riesige Klosterkirche ist nach langen Renovationsarbeiten ausgerüstet und strahlt den berühmten Barock im Überfluss. Ein Gang in die Kirche lohnt sich, neben visuellen Leckerbissen- der Bau lässt staunen- wird auch spirituell extrem viel geboten- nicht zuletzt auch als starker Kraftort.

Dies hat wohl diesen anziehenden Sog, welcher auch heute noch wirkt. Einsiedeln ist auch Heimatort vieler Jenischen, es findet auch hier jährlich eine Wallfahrt statt. Und es führt der berühmte Jakobsweg ( Ja, der nach Santiago de Compostela, dem spanischen Pendant) hier vorbei.

Wir aber sind heute eigentlich nicht direkt wegen dem grossartigen Bauwerk und seinen faszinierenden Kräften im Alptal. Sondern eigentlich wegen was ganz Anderem:

Wir möchten an eine Führung in der Milchmanufaktur Einsiedeln. Dieser innovativen Molkerei, welche uns schon am Zuger Weihnachtsmarkt letztes Jahr mit einem richtig leckersten Raclette völlig zu beeindrucken vermochte.

Das moderne, vor wenigen Jahren eröffnete Gebäude lässt bereits von draussen in den Arbeitsprozess des Käsens einblicken, wer den Käseflüsterer auch gesehen hat, weiss wovon ich spreche.

Der Shop ist dermassen umfangreich und schön aufgebaut, wir schnappen uns bereits jetzt ein Körbchen und legen verschiedenes feines Käsiges da rein. Im angrenzenden Restaurant ist Hochbetrieb, sogar die Feuerwehr genehmigt sich ein reichhaltiges Frühstück. Anscheinend scheint es allen zu gefallen- wir sehen nur zufriedene Gesichter. Wir befüllen noch unsere mitgenommene Grand Tour Snack Box, trinken einen Kaffe, gehen chli verluften, bis wir bereits kurz später zur Führung zusammengetrommelt werden.

Zu einem Glas frischer Milch mit Vanille bekommen wir erste Infos zum 7 -Millionen-Bau. Peter weiss gut mit uns umzugehen, sind wir doch etwa 25 Personen, jung bis alt, Einheimisch, Touristen, Käser und Goldküstenyuppies.

Im Erdgeschoss unten werden wir bereits wieder verkostet, gibt es vier verschiedene Käse von Weich bis Hart zum Probieren. Mmmh.

Dann kleiden wir uns ein mit Haube, Plastikmantel, Überzieher für die Schuhe, denn es geht in die Produktion. Immer unter fachkundiger Ausführungen von Peter, welcher interessante Ausführungen des Betriebes zu vermitteln weiss.

Und so stehen wir direkt an der Produktionsstätte des Käses, gucken in Edelstahlwannen, beobachten den anwesenden Käser bei seiner Arbeit (1/3 ist Produktion, 1/3 Reinigung, 1/3 Diverses). Werden durch den Produktionsprozess geführt.

Auch in den Raum mit dem Salzwasserbecken dürfen wir, und aus dem Lager ströhmt uns ein Geruch alter Socken (das sei natürliches Ammoniak vom Käse) entgegen. Generell riecht es sehr sauber, kein Süürele oder Böckele, nur ein leichter Chäsgeruch liegt in der Luft.

Bereits sind anderthalb Stunden vorbei, man merkts an der Konzentration einiger Leute.

Nachdem der Rundgang durch die Produktion beendet ist, führt uns Peter ins Kühllager, wo jeder sich ein Fruchtjoghurt zum Verkosten aussuchen darf.

Der Schutzbekleidung entledigt ist die letzte Station der Shop, wo wir jungen Käse gereicht kriegen.

Eine sehr interessante Führung mit ruhigem besonnener Führung, freundlich, informativ, interessant.

Wir chröömlen nochmals, smile.

Also wir können allen den Besuch der Milchmanufaktur Einsiedeln bedenkenlos weiterempfehlen, sehr informativ, freundlich und eine riesengrosse Auswahl an Feinstem. Wenn man denn wirklich interessiert dran ist, sonst lässt man es lieber, auch auf Rücksicht des wissbegierigen Besuchers, zuvorkommenden Personals.

Da wir schon einmal hier sind, zieht uns das Magnet auch Richtung Zentrum. Und zwar ins Panorama, einem Rundbild, ein tollen Relikt aus vergangenen Zeiten, als es noch ohne Internet und so ging. Weltweit gibts noch um die dreissig Panoramen, hier in der Schweiz gibt es nur noch fünf: In Luzern, Thun, Murten (zur Expo’02), Ascona (ah, ja?) und eben Einsiedeln.

Wir wurden auch hier freundlichst begrüsst, seien die Ersten heute. Extra wegen uns wurde die Tonschau gestartet, gespannt betreten wir das «heilige Land» und stehen mitten im Geschehen. Auf dem Rundgemälde wird die Kreuzigung Jesu gezeigt, Jerusalem und die nähere Umgebung. Klar, heute mit digitaler 4K und 3D-Brillen ein analoger Abklatsch, aber durch die geschickte Inszenierung von Bild und drapierten Gipsmodellen, sogenanntem faux Terrain, kommt man sehr nah- man fühlt sich echt mitten im Geschehen. Wenn man bedenkt , dass es diese Art Bilder schon 1787 in England patentiert wurde, und so in die ganze Welt hinausgetragen wurde. Respekt.

Dieses hier gibts seit 1894, ein Grossbrand um 1959, welcher alles zerstörte, war der Grundstein für das heutige Gebäude. Ein Verein kümmert sich um das schon etwas gealterte Oktogon. Das seit mittlerweile 125 Jahren. Wir waren alleine und konnten in Ruhe verweilen, und die Szenerie so richtig auf uns wirken lassen. Die sehr umtriebige Kassierin bietet uns den kostenlosen Parkplatz an, wenn wir noch etwas im Dorf verweilen möchten.

Gerne. Denn dem Sog der gewaltigen Kirche kann sich keiner entziehen, gerne lassen wir uns wieder einbarocken. Wir sind gerne hier, ob Weihnachtsmarkt oder eifig so. Kann durchaus auch ein Silvesternachmittag in der Stiftsbibliothek sein (das ist echt POAH!!!!), es gibt immer einen Grund hier hin zu kommen.

Heut sind wir wieder hier, staunen ab der Vollkommenheit, der Geschmücktheit, der Barocken Farbenpracht der Kirche.

Wir setzen uns für einen Moment in die Bank, bewundern die Hunderten von Engel, die Mosaike am Boden, die schwarze Madonna.

Energiegeladen und ausgeglichen treten wir aus dieser behüteten Oase des Glaubens, raus auf den Platz.

Sind fascht chli geschockt. Hier ist der Umbau in vollen Zügen, wir bezweifeln, dass der ganze Platz mal schön wird, (soll ja um die 8 Millionen Schweizer Franken kosten) ganz schön steil, uneben und bis 2020 fertig, ja.

Wir werden sehen, kommen sicher wieder.

Kategorien: Angeguckt

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