Ich war im Opernhaus in Zürich, das Ballett Schwanesee wurde gezeigt. 

Was für ein Klischee!

Was für einen Grund, sich herauszuputzen!

Was für eine bleibende Erfahrung!

Den Termin und die Billete bekamen wir fast vor Jahresfrist- wir waren eine muntere Truppe von acht Leuten, welche sich gemütlich etwas Kultur antun wollten. Eigens ein Gruppenchat wurde angelegt- denn es wollten noch Kleiderdetails ausgetauscht werden. So plangen wir immer mehr auf den Abend, und gehen «gschigget» nach Zürich. 

Natürlich im Opéra parkiert- Noblesse oblige, mais oui! Danach hat uns der Hunger in den vorderen Sternen getrieben- sein weltberühmter scharfer Senf zur Bratwurst trieb uns wieder einmal die Tränen in die Augen.

Treffpunkt war 18.00 Uhr in der Schillerbar, ein Cüpli, Geplauderei und Begucken der Outfits gehört doch dazu. Bevor es dann leicht nervös zum Opernhaus ging, gabs noch ein verwackeltes Gruppefotti. Passt scho. 

Dann gings schnell- ich war immer noch am staunen, wie schön das Opernhaus war, und wie furchtbar ignorant der Erweiterungsbau drangewürgt wurde. Ich finde schon das Casino in Zug schlimm, aber dies toppt!

Die reinste architektonische Vergewaltigung!  

Gruusig!

Aber bald nach Abgabe der Mäntel in der Garderobe und dem allgemeinen WC-Gang wandelten wir stilvoll auf dem roten Teppich empor zur Empore. Unsere Billete wurden nicht kontrolliert, was läuft hier?? Im Saal dann gingen uns die Augen auf: Viel Brokat, viel roter Samt, und viel üppige Verzierungen empfingen uns- wer noch nie drin war- unbedingt auf die Bucket-List tun! Ein Opernhaus wie im Bilderbuch. Mit Vorhängen, Leuchtern, Orchestergraben. Mit Balkonen, Parkett und reich verzierter Decke. Ein Stück heile Welt, welche dich für eine begrenzte Zeit willkommen heisst, und du dich gerne geborgen in die weichen Sitze fallen lässt. Unsere Plätze waren genial! In der Mitte zwei Reihen hinter der Balustrade. Wau! 

Kaum Platz genommen und den Orchestergraben mit den Musikern begutachtet, gings schon los.

Das Ballet Schwanensee von Tschaikowski wartete mit einer Farbenfülle auf, welche wir echt so nicht erwartet hätten. Es ist das erste Mal für mich, ein Ballet live zu sehen, ich freue mich extrem darauf, diese für mich neue Art von Unterhaltung zu erleben.

Ganz ohne Sprache oder Gesang, mit Unterstützung des Orchesters, ist es den Darstellern gelungen, uns die (hier tragische) Geschichte mittels Tanz und Bewegung zu erklären. Wie leichtfüssig und grazil die Schwäne über die Bühne tänzeln, der Balleteur mit seinen Sprüngen in der Luft zu verharren schien- ein Augenschmaus. Viel zu schnell war der 2.Akt vorbei.

Pause.

Von der Terasse über den Sächsileutenplatz geblickt, im Hintergrund funkelt ein Riesenrad, auch die Stadt zeigt sich vorteilhaft im Abendkleid.

So freuen wir uns auf die folgenden zwei Akte, an Dramaturgie und Ausdruck schwer zu überbieten. Und wieder fasziniert die Kostümauswahl, die Farbenvielfalt, waren doch sogar unsere Modedesigner begeistert!!

Das Ende, welches doch den Einten oder Andere zu feuchten Augen trieb war da, immer noch hallt die fantastische Akustik, in der man jedes noch so feine Anschlagen des Triangels hörte, nach. Wir blieben noch ein Weilchen, winkten der Bühnentechnik zu, und haben im Spiegelsaal Titanic gepost. 

Dass wir die Letzten waren, und das Opernhaus zäck-und-leer war erstaunt doch echli.

Eigentlich wäre doch da noch ein Fachsimpeln und Fachcüplen toll gewesen, aber davon wollte in diesem Haus niemand was wissen, als wir halt als Letzte das Haus verliessen.

Zum Nachtrunk hatts eh noch gereicht, der Abschluss im Tibits war genial.

Fazit: Also ein Fan vom Ballet werde ich auch nach der genial inszenierten Aufführung definitiv nicht. Da vermögen weder die perfekt sitzenden Kostüme, noch das hervorragende Bühnenbild was ändern. Weder die Choreografie noch das perfekte Zusammenspiel der Musiker können mich davon abhalten, diese Art von Darbietung nicht zu mögen.

Aber die Atmosphäre diese Hauses wieder spüren, ev. anlässlich einer Besichtigung, wieso nicht?

Kategorien: Angeguckt

0 Kommentare

Beat · April 5, 2017 um 17:34

Es war wirklich wunderschön. 😊
Es lohnt sich auf jedenfall das mal live zusehen. Hätte es auch nicht gedacht das hinter de Fassade so was schönes steckt.

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