Eigentlich wäre ja ein verlängertes Weekend im Wallis geplant gewesen, Matterhorn angucken, in Domodossola den Sacro Monte erklimmen, ev. den Aletschgletscher bewundern…..

Hätte uns das Wetter keinen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht. 

Aber so was von gründlich! 

Als wir am Morgen die Augen öffnen, liegt draussen alles unter einer ziemlich dicken Schneedecke!!! Und das während der Obstbaumblütezeit!!! Wir durften in dieser Woche das Schauspiel der Frostkerzen bewundern, aber damit haben wir absolut nicht gerechnet!! Die armen Blüten und Pflanzen. Bäume werden vom nassen Schnee nach unten gedrückt, ein wahrhaft trauriges Bild. 

Uns verging die Lust, im Schnee ins Wallis auszuflügeln. Wir wollen das Matterhorn live sehen, und nicht in der Schneekugel. Echtetz.

Als Alternative guckten wir das Wetter im Tessin, München, Elsass, Engadin an, denn wir wollten ein paar Tage verreisen. Glaubschjanid- überall Schiff!! Ätzend!!

Nur in der Romandie verhiess das Meteobild Gutes. Schnell Familienrat einberufen- Hmmm, Grandson, Neuchâtel, wieso nicht, auch gut! Schön, sind wir so flexibel, denn die IKEA-Tasche war schnell gepackt. So dass wir gegen Mittag im grässlichsten Schneegestöber lostuckerten. Erst in Oensingen haben wir grüne Wiesen gesehen und bald drauf musste-Ohjaha!- die Sonnenbrille montiert werden. Ziel war Richtung Yverdon. Einen ersten Zwischenhalt war bei Roland Murten. Die mit den feinen Bretzeli und Apèrogebäck. Also mal schnell den Laden leergekauft. Mmmmmmmh.

Weiter gings nach Estavayer-le-Lac. Die Heimat der Migrosmolkerei ELSA, und seid dem Eidgenössischen Schwingfest 2016 auch den weniger geschichtlich Versierten eventuell ein Begriff. Berühmt für seine Campingplätze und schiinz den Fröschen wandelten wir durchs hübsche Städchen, welches sich über den See emporhebt. Das Schloss ist als Regierungssitz eingerichtet, etwas, was wir vorallem in der Romandie antreffen und hier immer wieder antreffen werden. So können wir zwar im Innenhof wandeln, aber nicht ins Gebäude von Stadtverwaltung und Police. Nichtsdestotrotz ein schöner Walk durch alte Gässchen, selbstverständlich wurde die Kirche nicht vergessen. In der Boulangerie was zu haberen geschnappt, und unter freiem Himmel- herrlich, Sonne- verspiesen. Weiter gings nach Yverdon, ich war wärend der EXPO’02 eine Woche hier stationiert. Ein scheinbar hüpsches Altstädtchen wartet auf….BROCANTE! Was?! Wo?! Flugs das Steuer herumgerissen -geblinkt wird später- fahren wir Richtung See, wo auf dem selben Gelände, auf welcher der eine Teil der Schweizer Landesausstellung im Jahr 2002 war, ein Trödelmarkt stattfindet. Cool!! Hier fallen mir die Wohnwagen auf, alle neu und teuer. Ein Zeichen für Fahrende. Der Gang durch die weiten Anlagen des Quais bestätigt mir den Eindruck, über den Tisch gezogen werden zu sollen. Üblen Estrichmist für mehrere zehn Franken. Irgendwie müssen anscheinend ja die Wohnwagen finanziert werden. Nichtsdestotrotz wars lässig, open Air zu stöbern, und in die Atmosphäre einzutauchen.

Aber wir waren ja eigentlich wäg der wunderschönen Altstadt hier. Sie ist nicht gross, ein paar Gässli nur, aber umso hüpscher. Ins Schloss konnten wir nicht mehr- Stadtverwaltung hatte Feierabend- dann halt eimal rundherum, auch gut. Aber dafür war die Kirche recht speziell. Eine- wie ich gerne sage- Querkirche. Eine, die nicht wie «normal» längs aufgebaut ist, sondern eben quer. Wir haben dies schon mal in Zurzach gesehen, und findens noch cool. Musst du mal angucken. Übernachtet haben wir etwas ausserhalb, Hotel Bellevue. Feines Essen, anständige Herberge, sehr ruhig, obwohls an der Hauptstrasse lag. Mit Pinot noir lassen wir den ereignisvollen Tag ausklingen.

Denn am nächsten Tag gehts nach Grandson! Das Château wartet auf uns. Wir hatten etwas Bedenken, einen der begehrten wenigen (20) Schlossparkplätze zu ergattern, war das Wetter doch wolkenfrei, herrlich und wie gemacht für einen Schlossbesuch. Unsere Bedenken erwiesen sich als völlig übertrieben masslos. Wir waren- ausser einer «adieu au célibat» Mädchengruppe-die Einzigen im Schloss!!! Grandios! Über drei Stunden verweilen wir dort, geniessen die Aussicht, das Wetter und die verschiedenen Räume. Aussenrum ist alles tipptopp renoviert- toll siehts aus. Innen, hmm, ja hier wird noch tüchtig gewerkelt. Teils hats noch elend laaaaaaaaangweilige Ausstellungen (aus der Jungsteinzeit-Hach wie aufregend), so richtig für Schulausflüge gemacht, teils recht gute Inszenierungen. Zum Beispiel betritt man den Rittersaal durch ein in Originalgrösse reproduziertem Zelt von Karl des Grossen. Es ist eh alles auf diese Schlacht ausgerichtet, als die Eidgenossenschaft den Burgunder das Schrecken lehrten. Nun gut Geschichte muss sein, von dieser Dosis haben wir für heut genug, s› langet, Herr Lehrer. 

Ein Gang durchs Dorf (mit Mittagsverpflegung vom Volg) lohnt sich alleweil. Eine Sanduhr an der Kanzel in der sehr hüpsch renovierten Kirche erinnert wohl daran nicht zu lange zu predigen…? Und dass kaum zwei Minuten vom grandiosen Schloss, ein noch älterer Zeitgenosse steht, nämlich ein Menhir, lässt das Schloss sehr alt, respektive sehr jung erscheinen. 

Einem Schild (Balcon du Vaud) folgend, schraubt sich die Strasse immer höher, langsam kriegen wir Angst, wieder im Schnee zu sein, vor dem wir ja flüchten wollen… Oben angekommen, teilen wir die Aussicht mit einer Menge Paraglidern und Deltaseglern. Wir schauen gespannt zu, wie diese mehr oder weniger elegant in die Luft springen, rennen, hopsen, oder einfach die Beine einziehen. Muss wunderschön schön sein, dieses Gefühl zu fliegen. Die Atmosphäre ist auch sehr männlich, da darf ruhig neben den Startplatz gebrunzt werden. Weitergehts über die Kuppe, weg von lieblichen Weinbergen Dörfern und Zivilisation, hin zu urtümlicher verlassener Gegend, Alpenwiesen mit knorrigen Tannen, Arven und Kuhrosten. Nicht mal Händyempfang hat es hier. Kurz bevor wir ins Val de Travers runterkommen, reissen wir das Steuer rum, wir wollen nochli in dieser einzigartigen Urgegend bleiben. Vorbei am Abzweiger zum Creux de Van- den wir vor Jahren schon besuchten, ein gewaltiges Naturschauspiel!- auch an einem Bundesauffangzenter vorbei, entdecken wir in Provence einen Käseautomaten. Cool, produits artisanal, immer wieder gerne. Der Automat wollte uns die bezahlte Ware aber nicht geben- wir mussten schon sehr freundlich nachhelfen, hihi. 

Wieder auf der Weinterrasse vom Neuenburgersee gondeln wir Richtung See. Und zwar immer Richtung Port. Was weltmännisch tönt, und im Kopf Bilder aus St.Tropez oder Portofino auftauchen, wird schnell zerstört. Ein Bootsaufbewarungsplatz mit gestapelten Kanus, Böötlis und leeren Trails. Eine Lagerhalle ohne Halle. Lass dir sagen, ein Hafen in der Schweiz ist nie schön. Die Noblesse, welche den Booten eigentlich gebüren würde, weil sie soviel kosten, fehlt. Eventuell einige grössere Städte versprühen noch sowas ähnliches. Aber sonst, eben doch nach St. Tropez. Ist übrigens schön da.

In Neuchâtel in den Stau gekommen, gibt uns Gelegenheit, die Uferpartie in aller Ruhe zu begutachten. Bevor wir unser Auto in der Nähe parken können. Auch diese Stadt fasziniert uns, ist sie doch anders wie gewohnt, und ergibt sich zum See hinunter immer wieder ein tolles Panorama. Auch hier wieder gibts ein Schloss zum erklimmen- Juhuu!! Hier ist nicht die Stadtverwaltung drin, sondern die Kantonsregierung. Und wir melden uns spontan für eine Führung an. Zwar in französischer Sprache, aber da wir nur zu viert sind, und die Führung deutlich und langsam spricht, sans problème. Eine sehr interessante Führung, mal was anderes wie Kettenhemden, Ritterrüstungen, Hellebarden. Nein, wir dürfen in Besprechungszimmer, Gerichtssaal und am Änd sogar in den Kantonsratssaal. Dass der früher ein Stall war, und jetzt anscheinend nicht mehr, muss man so glauben. Sehr interessant und informativ, mal eine andere Regierung anzuschauen, unbedingt empfehlenswert. 

Die Übernachtung war auf der Passhöhe des Vue des Alpes auf 1280 Meter über Meer- Jä, spinnt ihr denn eigentlich?? Nein, nein, es hat sich so ergeben, in der Stadt war nichts Gescheites frei, und der Pass innert 30 Minuten schneefrei gut zu erreichen.

Von hier oben hats, so wie heute, einen weiten Blick entweder nach La-Chaux-de-Fonds, oder wie der Name des Passes treffend bezeichnet wurde, einen sagenhaften Alpenblick. Der Pass ist so, wie man sich einen Pass vorstellt. Ein grosser Parkplatz, grosse, klobige Gebäude, Wegweiser nach überall. Das Hotel war genau auch aus der Zeit- ich denke, da war ich einige wenige Jahre alt, der Zeit mit heimelig wirkenden Holzverkleidungen, grossen, bunten Wandlampen, Novilon und Etagenduschen. Wie im Skilager halt. Nichtsdestotrotz strömt dieses massiv gebaute Haus Gemütlichkeit aus. Dass grad heut ein –> Tanzabend mit Livemusik! stattfindet, hat uns amüsiert, dass es so was noch gibt?? Sicher zwei Dutzend hüpsch angezogene Paare schwingen beherzt zu der lüpfigen Musik, und ab und zu ist auch ein Juchzer zu vernehmen. Das Zimmer ist sauber und liegt gleich über dem Tanzparkett. Stört uns nicht lange, unter den hell leuchtenden Sternen schlafen wir friedlich ein…

Am dritten Tag gondeln wir durch La-Chaux-de-Fonds. Eine erstaunlich grosse Stadt auf 1000 Meter über Meer. Weiter nach Saignelégier- da hats eine tête-de-moine Käsefabrik. Aus diesem Automaten ziehen wir zwei der begehrten Käse, mmh fein. Die Chäsi kann man angucken gehen. Aber nur wochentags. 

Durch wunderschöne Dörfer und hügligen Wiesen gehts runter nach Saint Ursanne. Dem Einsiedlerort, welches sich zum hüpschen Städtchen mauserte, und idyllisch am Doubs liegt. Hier wird tüchtig Geld gesammelt, es werden noch über 6 Milionen Franken zur Renovierung des Fleckens gesucht. Dementsprechend ist die Gasse, in welcher wir auftauchen, aufgerissen und schiinz werden da Abwasserleitungen gelegt. Chli vill Baustelle mitten im Médieval. Die Kirche ist sehr hüpsch, die Krypta und der Kreuzgang sind wunderschön, wirklich. Was uns mehr stören tut- neben aufgerissenen Strassen- sind die Horden Zweiräder mit und ohne Motor, welche diesen Ort wie Heuschrecken überfallen. Ich will nicht wissen, wie hier ein Schönwettersommersonntagnachmittag aussieht. Aber ich hätte sicher genug von. Hab ich ja jetzt schon. Nach einer feinen Wähe gings weiter- ich wollte umbedingt die Deponie Bonfol besuchen, da war ich in meiner Zeit als Bundesrocker. Das Dorf, am äussersten Zipfel der Ajoie ist idyllisch und wirbt mit Poterie’s zu Hauf. Zur Deponie kamen wir nicht, abgesperrt. Aber wenn Mario Botta sein von der Basler Chemie finanziertes Mahnmal gegen die Basler Chemie aufgestellt hat, komme ich gerne vorbei zum gucken. Alsodann passierten wir die schweiz-französische Grenze gleich mehrere Male, unser Navi kam gar nicht mehr zur Ruhe, weil sie jeden Grenzübergang kommentieren muss.

So tuckern wir gemütlich Richtung Laufental, als ein Wegweiser «Château à gauche» auswies und uns neugierig machte. So erklimmen wir nach kurvenreicher Fahrt den Hügel zur Ruine Ferrette. Ein richtig kuule Ruine, mit Feuerstellen und Bänken. Und zuoberst ein wunderbarer Rundblick. So stelle ich mir eine Ruine vor. Und nicht den zusammenbetonierten Steinhaufen Namens Ruine Hünenberg. Pff…

In gut anderthalb Stunden waren wir wieder gemütlich Zuhause. Glücklich und guggimüed. Es war wirklich, wirklich wunderschön! Viele schöne und bleibende Eindrücke konnten wir in diesen drei Tagen behalten.

Ich hoffe, dir unseren Ausflug interessant und unterhaltsam erzählt zu haben. 

Immer gerne höre oder lese ich Feedback ’s. Hier auf meinem blog, per Whatsapp oder bei einem Kaffee bei uns zuhause. Ich will mich ja verbessern können, gäu?

Kategorien: Angeguckt

0 Kommentare

Beat · Mai 3, 2017 um 17:40

War ein ganz schöner Ausflug traumhaftes Wetter!😊

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