Für vergangenes Weekend meldete das Wetter viel Sonne, kein Wind. Das tut sehr gut, die letzten Wochen war ziemlich bestimmt von recht dickem Näbel. Nid würkli hübsch, es kam sogar so weit, dass man das Neujahrsgefeuerwerke im dicksten Nebel losgelassen hat.
How stupid, really.
Zwüschenduren wars wettermässig wieder schön und mild, der Schnee lässt immer noch auf sich warten. Es kann momentan durchaus sein, dass abends sternenklar ist, am morgen tiefster Nebel- Sichtweite gleich Null.
So nehmen wir diese Wettervorherlage dankbar an, auch mal chli ausgiebig nach draussen zu gehen.
Wir packen die Chance mit dem Vorwand, den bald geschlossenen Manor in Zürich nach Schnäppchen, Dekorativem und weiterem gerne Gehabtem zu besuchen. Für uns sicher die letzte Gelegenheit, das riesige 6-stöckige Einkaufshaus an bester Lage zu besuchen.
Und wir sind sehr früh da, kaum waren die Türen offen, waren wir drin.
Systematisch durchkämmen wir von oben her die Stockwerke, stöbern auch in die hintersten (erlaubten) Ecken, laufen schliesslich jedoch leicht geknickt an langsam zunehmendem Publikumsauflauf mit leeren Händen zur Tür raus. Eigentlich hatten wir es ja genau so erwartet, trotzdem hofften wir insgeheim auf ein zu ergatterndes Schnäppli wie die senfgelbe Decke, welche sonst partout nicht runtergeschrieben wird, oder eventuell sogar einen hüpschen Gurt?
He nu.
Scho chli enttäuscht tanken wir mit Znüni und Vitamin C (Orangensaft) und Vitamin D (Sonne) vor dem Globus auf. Steuern dann in das Warenhaus, finden da im dritten Stock günstige lustige Gemüsechristbaumkugeln und stöbern in diesem Haus -hier, wo wir seinerzeit vor über 15 Jahren unsere ersten Freundschaftsringe gekauft haben- chli desume.
Aber nun gnueg mit gefilterter Luft und scheinbaren Sonderangeboten: Raus aus dem Kommerz, rein in die Stadt!! Wir spazieren der Nase nach, kommen zur Bahnhofstrasse, zum Rennweg, zum Weinplatz. Dem Inbegriff sterilem Pompösen. Das kennt man ja von Zürich, sein gelecktes Postkartenimage. Gehört zum Repertoire wie der «Geheimtip» Lindenhof.
Diesen jedoch lassen wir heute beiseite, und schreiten via Gemüsebrücke (oh cool- ein Märt!!) über die Limmat, am Stadthaus vorbei. Auch s’Niderdörfli ist touristisch recht breitgewalzt (fast hätt ich ausgelutscht geschrieben…). Wir schlendern aber weiter, quer durch die Altstadt, Richtung ETH.
Hier, im Oberdorf entdecken wir wohltuende Ruhe, hier beschäftigen sich noch Einheimische, hier lebt Zürich in einer pittoresken Art aber unfassbar authentisch noch. So viele Läden, Bücher, Antiquariate, Puppenreparierstuben, Coiffeurs- Wir staunen, dass hier das alles trotz allem noch überleben kann.
Aber sowas von herrlich.
Wir gehen Richtung Neumarkt, die Häuser sind wunderschön farbig, meist angeschrieben mit den unterschiedlichsten identifizierenden Namen, schönem Wandschmuck und sogar Wachttürme hats hier. Ein gewisser Lenin wohnte hier eine Zeit lang um die Ecke, der Brunnen plätschert gemütlich. Es geht runter zum Neumarkt und dem Obergericht, wussten gar nicht, dass es hier nochmals runtergeht, bevor der Berg Richtung Uni ansteigt.
Wir kehren nach einem Rast um, nehmen aber einen anderen Weg zrugg. Sehen den Üetliberg mit seinen Türmen, ein herrlicher Blick durch die Häuserzeilen, und das vom Kopfsteinpflaster aus!! Hinunter an Grossmünster vorbei, sind wir bald wieder an der Limmat. Am Helmhaus vorbei über die Münsterbrücke gelangen wir zum Fraumünster. Hier gibts Kafihalt, mit Sonnenstrahlen.
Die Pause tut gut, Geist und Körper sind leicht geschunden. Im nahegelegenen Museum Strauhof das beiseitegelegte Pitschi-Plakat abgeholt, tauchen wir wieder ins sterile Zürich ein.
Über Münzplatz und dem St. Annahof stehen wir plötzlich vor dem Jelmoli. Eine Dosis Shopping wär doch jetzt noch gäbig, kommt uns eigentlich noch gelegen. Aber nicht zu denen Preisen. Da war nix für unser Budget, horrende, was der verlangt. Für eine Lampe (mittelschön) verlangt er so viel- wir könnten eine Woche in die Ferien mit dem Geld. Trotzdem gehen wir um eine Nase und ein Auge voll zu nehmen in die Feinkostabteilung im UG. Diese Düfte- diese Vielfalt WOW!
Im Migros auf der Dachterrasse runtergeguckt und Sonne getankt, entscheiden wir uns nochmals für eine Zusatzschlaufe, wir watscheln via Talstrasse zum Paradeplatz. Da scharf rechts, und ergattern was im Weltbild-Laden.
Der Retourweg sollte nochmal speziell und für uns ganz was Neues, Unbekanntes werden: Und zwar der Gang durch den Schanzengraben Richtung Bahnhof. Nun ist dies kein klassischer Schanzengraben, wie man es sich vorstellt- Hier liegt Wasser, eher ein Kanal wie ein Graben, Böötchen tümpeln gemütlich angezurrt, der Wasserlauf reicht vom See bis zum Bahnhof, wo der Kanal in die Sihl fliesst. Wir schlendern gemütlich an diesem stillen Paradies entlang, geniessen die Sonne, beobachten Mövchen’s. Toll.
Hier auf halbem Weg liegt auch der alte Botanische Garten, ein lohnender Abstecher mit schöner Sicht auf umliegende Quartiere. Der Weg unten am Kanal nennt sich nun Schanzengrabenpromenade, führt am Schwimmbad vorbei und ganz nah ans Wasser.
Toll, so unspektakulär spektakulär! Wieder am Ausgangspunkt angelangt, brauchts eine Dosis Kohlenhydrat- Wir steigen zutiefst zufrieden wieder in unser Auto heimwärts.
Es hat uns beiden so extrem gut getan, in einer uns eigentlich bekannten Stadt auf soviel Neues, Interessantes, Hüpsches und Verstecktes zu treffen. Wir kamen uns vor wie in den Ferien, wenn wir fremde Städte erkunden. An der Bahnhofstrasse rund um die Warenhäuser war das Leuteaufkommen horrend- Gut sind wir seit früh unterwegs- Und schlussamänd, es waren immerhin sechs Stunden, welche wir hier verbringen durften. Wir bereuen nichts, und sind uns sicher, da gäbs doch noch viel, viel mehr zu entdecken….
Auch wenn’s Zürich ist.
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