Wer mag sich noch an meinen Bericht erinnern, in welchem wir einen äusserst günstig ersteigerten Ohrensessel aus der Waadtländer Hauptstadt am Lac Léman mit einer akustischen Herausforderung heil und unversehrt nach Hause gebracht haben?

Unsere Zweifel an der Auswahl von Stoff mit der schlussendlichen guten Entscheidung, keine Muster oder Streifen im Stoff zu haben?

Seit letztem Sommer steht drum der blaue Ohrensessel in unserer Stube.

Ich hab ihn sofort liebgewonnen- Er ist ja soo bequem- Mehr wie einmal bin ich in seinem Schoss mit Blick auf unsere grandiose Aussicht weggedöst. Er ist auch sehr gut zwäg, wir finden keine beschädigte Stelle, kein gebrochenes Holz. Und wenn man denkt, Einen Franken haben wir bezahlt für Sessel und den Beinhöcker, welcher eigentlich nicht dazugehört. Schon verrückt- Man hätte uns weissgott was für Schrott andrehen können. Gemerkt hätten wir es eh erst nach der ohrenbelastenden Rückkehr aus Lausanne. Gut, fairerweise muss man sagen, wurden wir nach der Begutachtung gefragt, öb wir den Sessel gerne haben möchten, oder lieber nicht. Hätten also noch vom Handel zurücktreten können. Unser Entscheid in dieser wunderschönen Wohnung mit Seesicht war aber unisono und klar: Sehr gerne nehmen wir das Unikum mit nach Hause!

Wir sind gespannt, was für ein Originalbezug der Sessel ursprünglich hatte, der Sohn des verstorbenen Besitzers meinte, der Stuhl sei vor etwa 30 Jahren blau überzogen worden, aber an die Farbe, welche der Sessel vorher hatte, vermochte er sich nicht mehr zu erinnern.

Plottwist: Wir haben dann noch ein Fitzelchen vom Urstoff gefunden-Uuh! Sehr, sehr gewagt. Den hätte ich auch neu überzogen. Irgend ein Muster mit Blümchen und Ränkelchen und Vögelchen. Puuh…!

Aber ich hatte das Gefühl, der sehr nette Verkäufer sei auch froh gewesen, den Sessel nun an einem guten Ort zu wissen. Für uns war es klar, der königsblaue Überzug muss weg, sei er noch so gut erhalten, und nach all den Jahren immer noch tipptopp in Schuss. Der passt einfach nicht zu uns.

Der Stoff ist relativ rauh, etwas unangenehm, wenn er mit Haut in Kontakt kommt. Und eben die Farbe. Königsblau. Tönt zwar gut -Passt aber trotzdem nicht in unsere vier Wände.

Wir können uns irgendwie nicht für eine gewisse Farbe entscheiden, sondern möchten noch abwägen, welche Farbe uns besser gefällt. Denn wir nehmen schlussendlich nebst einem eleganten Petrol noch ein warmes Senfgelb nach Hause. Zwei Farben, die uns sehr gut gefallen! Könnt man eventuell auch kombinieren?- Chunnd guet.

Der Stuhl wird auch im Urzustand gut benutzt, er ist würkli bequem! Im Januar dieses Jahres- Es herrscht grad Flaute in meinem Liebsten’s Auftragsbüchern, beginnt er die blauen Stoffe vom Gestell zu lösen. Ein Blick unter die Haube lässt zumindest mich frohlocken: Alle Federn, oder Verstrebungen, das gesamte Innenleben ist im 1a Zustand! So kann man sich dem Überziehen widmen. Den alten blauen Bezug als Vorlage benutzt, hilft uns das extrem beim Zuschneiden.

Wir entscheiden uns fürs Petrol- eine tolle elegante Farbe. Erst eben haben wir eine Wand und ein Podest in Petrol gestrichen- Huau!

Relativ gut sieht man erste Fortschritte, das chunnd guet!

Wie wärs denn mit Kombination der zweiten Farbe, dem Senfgelb? Nicht den ganze Sessel, aber die Rückwand aussen und die «Aussenohren»? Huh, ist zwar chli unkonventionell– Aber chunnd guet.

Die zwei Farben harmonieren gut miteinander, gibt dem schönen Stuhl noch den gewissen Pfiff, ohne gleich fasnächtlich bunt zu wirken. Das Polstermaterial müssen wir nicht gross ersetzen, einzig das Vlies wird aus hygienischen Gründen durch neues ersetzt. Wir verwenden die Original Kartone, die Originalkokosmatten. Mein Liebster vernäht alles von Hand, und auf sogenannte Passepoilbänder verzichten wir bewusst, einerseits verlangt dieser Verzicht nach einer exakten Arbeitsweise, anderseits wirkt der Sessel nun nicht mehr altbacken. Wer schon einmal sowas gemacht hat, weiss um die Arbeit und respektiert diese auch.

Das Nackenkissen bekommt eine neue Füllung, und der Überzug als Wechselbezug in den Farben Senfgelb und Petrol gibt dem Ganzen noch den gewissen Pepp.

Ich behandle die Holzbeine noch mit Bienenwachs, ein feiner Duft zieht durch die Wohnung.

Erste Sitzproben bestätigen uns und lohnen für die Mühe: Bequem und kratzt gar nümm!

Und irgendwie wirkt der Sessel schlanker, eine optische Täuschung? …Aber chunnd gut.

Mmmmmmh, mich kriegt keiner mehr aus meinem Lieblingssessel. Hier fühle ich mich geborgen, hier kann ich herrlich gut entspannen.

Wenn dann noch der Beinhöcker auch fertig überzogen ist, ist mal wieder ein ganz ganz besonders Juwel in unserer Schatzkiste bereit, bestaunt und -Wenn nicht von uns zwei schon in Beschlag genommen- auch drauf gesitzt zu werden.

Ich hab rüüdig de Plausch dran. Und bin auch ganz schön stolz auf meinen Liebsten, welcher den Mut hatte das Projekt anzugehen, und es so wunderschön auszuführen!

Chunnd guet!

Kategorien: Werkeln

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