Hmm -Wie würdest denn du so spontan die silbernen Dingse auf dem Bild benamsen?
Als Hauben?
Warmhaltedeckel?
Servierhauben?
Vom-Kellner-elegant-lüpfender-Deckel?
Wärmeglocken?
Abdeckhauben?
….?
Wieso tun wir uns denn so schwer mit einem Wort, welches den Gegenstand beschreibt, den wir doch alle schon mal im Film oder im Nobel-Restaurant sogar in echt gesehen haben?
Der korrekte Begriff des Ding’s dafür ist Glosche.
Die Gloschen, vom französischen les cloches – die Glocken. Muss man aber auch erst noch wissen, gä?
Ein Artefakt, welches von der Bildstrecke -der gepflegten Tafel- heute leider verschwunden ist? Eigentlich schade, denn wer diesen spannenden Moment schon erleben durfte, wenn die Gloschen gleichzeitig vom Teller gehoben werden- Und die schön dargereichte und dampfende Speise so richtig zur Geltung kommt -Isch schono irgendwie speziell.
Vereinzelt kommen sie aber heute noch zum Einsatz -Halt mit schigg weiss gedeckten Tischen und aufgetakeltem Servierpersonal im Livree in gehobenen Restaurants. Ist heutzutage schon fast exotisch -Könnte man doch fast unter Erlebnisgastronomie einordnen, inklusive gesalzene Rechnung, oder nicht?
Erfunden wurden die Gloschen im 18. Jahrhundert jedoch nicht als Show, sondern als Schutz. Um den teils langen Weg von der Küche im Nebengebäude zum Esstisch des Herrenhauses auch temperaturmässig unbeschadet und ohne Fliegen oder sonstige Fremdpartikel zurückzulegen. Heute hat man ausser der Betonung der Exlusivität aber durchaus andere, überaus praktische Anwendungsmöglichkeiten dafür gefunden:
So sollen sie prima für Hamburgerzubereitung sein: Den Pattie mit dem Käse unter die Glocke, der Käse schmilzt wunderbar. Oder Buns werden weich und fluffig, wenn man sie unter der Glocke mit Wasserdampf chli garen lässt. Es gibt sogar Hack’s, wie man mit Metallschüsseln und Schubladenknäufe aus dem schwedischen Möbelhaus sehr einfach und billig Gloschen selber machen kann.
Also soo altbacken ist das demfall doch noch nicht.
So was!
Wie du bereits scharfsinnig ahnst: Wir sind seit neuestem in Besitz von vier versilberten Gloschen der Firma Spring (Spring-Form, ein Begriff?), mit hüpschem goldigem Haltering.
Dass wir diese nun in den Händen halten ist völlig ein Zufall. Die Dinger faszinieren mich schon länger irgendwie, gerne möchte ich diesen Hauch von Schigg auch meinen Gästen anbieten können. Das Leuchten in den Augen, der Gwunder, was da auf dem Teller enthüllt wird, möchte ich gerne erleben. Jaja- Wieder mal sone spinnerte Idee von mir. Aber ey, ich liebe es!
Immer wieder gucke ich seit ein paar Jahren in den Auktionshäusern, öb ächt nicht irgendwo so was Gefälliges für mich umen wär. Meist hats nicht viel Auswahl, oder nicht gefallend oder schlicht zu teuer (200.- pro Glosche: Goots no?!!?)
So entdecke ich letztens die oben abgebildeten vier hüpsche Hauben, OH! Noch recht gut in Schuss, ohne sichtbaren Dellen oder Abplatzer, mit Firmenstempel, Made in Switzerland, Inox bezeichnet und dem Versilberungsgrad. Öb die in Echt auch so hüpsch sind? Let’s try!
Der Handel war schnell unter Dach und Fach- Habe ich doch bloss 60.- für alle vier Stücke bezahlt. Und das würkli sehr gerne. Es wurde mir das Paket sogar an den Bahnhof gebracht- Also würkli sehr lieb.
Ich hätte sehr gerne mehr von der Geschichte der vier Gloschen erfahren- Je älter das Teil, desto umfangreicher seine Geschichte. Und das ist nicht nur beim Menschen so.
Die damalige Besitzerin habe sie aus einem Ramschverkauf, und müsse sie platzmässig nun räumen. Mehr ist leider nicht von diesen funkelnden Küchenutensilien zu erfahren. Eventuell hat ja Königin Astrid von Schweden sich schon im Konterfei der Gloschen gespiegelt? Haben die Hauben die feine Luft in St. Moritz geschnuppert? Wurde mit feinen weissen Baumwoll-Handschuhen im Palace in Montreux auf der mit 36 Personen fassenden langen Table gleichzeitig die Gloschen gelüpft?
Kannst es dir auch vorstellen?
Schön- Gell?
Nun- mittlerweile sind die Hauben frisch poliert- warten sie noch auf ihren ersten Einsatz bei uns zuhause. Wir zwei sind häppy, wer kommt zu der Premiere?
Sie bekommen dann noch eine selbstgemachte Stoffhülle zum Aufbewahren.
Perfekt!
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