
Einem ganz und gar wunderschönen Ereignis durften wir letztens beiwohnen, und der frühe Wecker hat sich so was von gelohnt.
Ich habe das Gefühl- Bitte sag mir, wenn ich mich täuschen tu- dass dieses eigentlich ernste, aber trotzdem recht romantische Ereignis erst seit ein paar Jahren bei uns vermehrt auftaucht.
Jedenfalls beobachten wir die letzten Jahre öfters, das bei den Obstbauern rundum, wenn die Nacht hindurch Frost herrscht, der Frühling zaghaft aber entschlossen beginnt, ganz ganz früh am Morgen viele so kleine Feuerchen in den Obstplantagen brennen.
Sowas! Wieso denn?
Erst dachte ich, dass der Bauer abgeschnittene Äste verbrennt, aber der Baumschnitt muss ja durch sein, bevor der Baum mit Knospen zu treiben beginnt. Und hier stehen die Obstäume in voller Blütenpracht.
Sehen wir uns die Sache mal genauer an:
Zwischen den Bäumen stehen Blechdosen, gefüllt mit Paraffin-also Wachs. So sind wir dem Namen der Teile schon näher: Man nennt diese Dosen nämlich Frostkerzen.
Es wird jeweis ca. 6 Kilo rezikliertes Paraffin in die Behälter gefüllt, als Docht fungiert Wellpappe. Danach zündet man die Pappe mit einem Bunsenbrenner an. So eine Kerze hält um die 5 Stunden und kostet 10 bis 15 Franken. Wenn man bedenkt, wie gross so eine Plantage ist, und es etwa alle zwei Meter so ein Kübel braucht? Und das jeden Tag…?!
Puuh.
Sinn der Frostkerze ist es, die fragilen und frostempfindlichen Blüten der Obstbäume vor dem Frost, dem Erfrieren, zu schützen. Besonders kalt kann es in Frostnächten meist zwischen vier Uhr Morgens bis kurz nach Sonnenaufgang werden. Und da helfen die Kerzen, die Temperatur in der Obstanlage über dem Gefrierpunkt zu halten. Damit die zarten Blüten keinen Schaden nehmen. Und dem Bauern, im Herbst keine Missernte zu haben.
Meist ist das Schauspiel nur wenige Morgenstunden zu sehen, eine sehr spezielle Atmosphäre.
Wir beobachten schon seit Jahren zwei Plantagen in der Umgebung, wie die Kerzen in der beginnenden Morgenröte zu brennen beginnen, es sind nur zwei bis drei Tage im Früh-Frühling, an welchem dieses Spektakel amigs stattfindet. Meist ist es da Zeit für mich aufzustehen, um den Zug zur Arbeit zu verwütschen.
Aber irgendwann werden wir es schon noch schaffen, die Kerzen mal aus der Nähe zu bewundern.
Die Gelegenheit hat sich dieses Jahr geboten- Sind wir doch coronabedingt beide Zuhause im Homeoffice/ Homesewing.
Eines Morgens, die Sonne steht schon fast auf, sehen wir, dass die Frostkerzen brennen- Aber für schnelles Handeln, also von der Nähe angucken, da sind wir zu spät.
Aber wir nehmen uns vor nach Konsultation der Temperaturvorschau, am nächsten Morgen um 5.00 Uhr den Wecker früh zu stellen. Wollen das Schauspiel nicht verpassen.
Wir sind dermassen nervös, dass wir um 4 Uhr schon freudig nach draussen gucken- Nööö- da brennt noch nix!!
Aber als der Wecker kurz nach fünf klingelt, brennen die einten Kerzen auf dem Feld, und der andere Bauer beginnt auch, seine Obstbäume zu befackeln.
Juchhu!
Also packen wir unsere Velo’s und fahren erst zum einten Feld. Wunderschön brennt da das Feuer und trotz dass es eigentlich ums Überleben der zarten Blüten geht, fasziniert uns die Schönheit und Stille des Momentes.
200 Kerzen pro Hektar können die Temperatur um 2 bis 3 Grad anheben, 400 Stück sogar bis 6 Grad. Sagt der Hersteller. Dies ist enorm wichtig. Denn wenn die Blüten erfrieren, gibts keine Früchte.
Basta.
Dass ich Dödel zwar Kamera inklusive Stativ mitgeschleift habe, spricht für mich. Der Akku aber leider leer war, ebenso.
…
Es ist immer noch recht dunkel so um sechs Uhr morgens. Die Aussicht über die Lorzenebene ist toll, die Lichter der Stadt, die Kerzen der Plantage. Es ist alles umzäunt, wir kommen nicht allzunahe an die Plantage heran. Henu, probieren wirs bei der Anderen.
Es ist saukalt- Wir frieren uns fast die Chlüppli ab. Aber es ist dermassen schön- wie in Trance geniessen wir die spezielle Atmosphäre.
Die zweite Anlage ist näher der Strasse, wir können sogar zwischen die Bäume, ganz ganz nahe. Begründen unser Eindringen mit Abgeben von Wärme- wollen ja auch das die kleinen Blüetli nid verfrieren, smile.
Ist scho no speziell, so zwischen den Bäumen, das Licht scheint warm und strahlt wohlige Geborgenheit aus. Der Morgen dämmert langsam an.
Ein Moment, der einem gerne bleibt.
Durchfroren, aber irgendwie voller Glückseeligkeit radeln wir nach Hause, zum wärmenden Kaffee.
Andernmorgens ist das Schauspiel bereits vorbei.
Gut waren wir da- Es hat sich wunderschönstens gelohnt!
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