Ich weiss, ich weiss.
Ist nicht neu.
Hat man ja nun doch schon genügend darüber gesehen/gelesen.
Und auch die letzte Instagramstory-Fashionista-Influenza ist längst drüber weg.
Aber grad drum.
Und weil es Saison ist.
Und überhaupt.
Der Bärlauch.
Und bei der Influenzeretterei die momentan herrscht, bleibt einem Zeit, Sachen nicht nur nachzulesen und sagen: Ohja. Das könnt ich doch auch mal machen (und nicht im Rezeptschränkli für die nächsten fünf Jahre vergammeln lassen).
Sondern einfach mal auch tatsächlich zu tun.
Mit Bärlauch.
Wir haben ja momentan eine recht entschleunigte Welt, plötzlich hat man durchaus Zeit, was zu tun, was man doch schon immer tun wollte/sollte.
Jetzt, wo das lange Osterwochenende vorbei ist, viele Familien einer Härteprobe bestehen mussten (kein Lehrer kümmert sich um das verwöhnte Goof), zeigt es sich, wie ernst manche die Situation nehmen, ihren Ego hinter das Wohl der Allgemeinheit stellen können.
Da die Campingplätze immer noch zu sind, und man nicht stauend ins Tessin oder gar ins nahe Italien darf, sind so viele österlich (fantasielos) ratlos. Plötzlich entstehen Grillfestli (mit kurligem 2-Meter Abstand). Es wird zum Pingpong-Turnier ausgerufen(!) und die jahrelang unbenutzte Rasenfläche sogar als italienische Liegewiese umfunktioniert.
Irgendwie scheint das Osterwochenende unter folgendem Motto zu stehen: Wir können nicht auf unseren Zeltplatz, also holen wir den Camping doch nach Hause. Mir kommt es vor, als seien wir im Tessin auf dem Campingplatz. Überall brutzeln Würste auf den Grill’s, Campingstühle, Bollerwagen, Zelte sind desume verteilt, die Kinder spielen. Da- ein Federballspiel, sogar Crocket wird gespielt…Ahja, und nach 22.00 Uhr ist mucksmäuschenstill.
Es fehlt nur noch die Schranke, eine Animation, das Melanin-Abwasch-Geräusch.
Dann wärs wie bei Sali-Sali in Tenero.
Brummel…
Ich begreife nicht die Leute, welche krampfhaft versuchen, Ausflugsziele zu finden, Kassiererinnen an der Kasse anzuschnauzen, weil sie nicht kriegen können, was sie wollen. Tun, als seien sie nachhaltig, vorsichtig und nachsichtig.
Aber WC-Papier horten wie blöd.
Brummel…
Fast allabendlich klatschen wir für unser ach so entbehrungsreiches, sichselbst hingebungssvoll aufopferungsleistendes Pflegepersonal. Derweil diese momentan in den Spitälern Däumchen drehen. Nicht dass ich möchte, dass sie auf dem Zahnfleisch laufen müssen- Aber lassen wir doch Butter bei den Fischen. Wir haben (fast) alle Ausserordentliches zu leisten. Es gibt Branchen, die gehen total kaputt, weil sie nicht arbeiten dürfen. Das sind die echt Armen…
Das ich ein geklärtes Bild zu der Berufsgattung der Pflegenden habe- Das ist dem geneigten Leser sicher bekannt. Mit der stoischen Uneinigkeit, was zu ändern, ändern sie auch nichts. Wenn zum Beispiel eine (Pflege)-Rentnerin in dieser Zeit ins Altenheim arbeiten geht, «weils kein Personal hat»… Frag ich mich aber schon sehr kopfschüttelnd.
Was ist wenn diese Person den Virus in sich hat, und ihn so an eine vorerchrankte betagte Person weitergibt? Also ICH möchte nicht dafür verantwortlich sein, wenns dann nid guet chunnd. Denn diese Beerdigungen sind rächt hässlich (Bestatter in Schutzanzug, man darf nicht zu nahe ans Grab. Keine Traueressen, kein Abschied nehmen, letzte Wünsche des Verstorbenen können nicht berücksichtigt werden, etc.. ).
Und mit desinfizieren der Hände ist es ja bekanntlich würkli nicht getan.
Ist es das wert?
Ist das Leben nicht mehr wert?
Ich denke auch, erst wenn das nähere Umfeld oder sogar der eigene Familienkreis der Uneinsichtigen betroffen ist, man erst würkli was daraus lernen würde. Vielleicht.
Das wünsche ich aber keinem.
Eigentlich wollte ich gar nicht so brummbären.
Sondern e bitz über Bärlauch berichten.
Wir- auf unserer täglichen Coronatour durch unsere Wohngemeinde- lernen das 9000 Seelendorf mal von einer anderen Seite intensiver kennen. Wir gehen an Orte, die wir vorher nie so bewusst wahrgenommen haben. Haben sogar ein Lieblingsplätzli gefunden, wo wir nun amix abends aperölen.
Ganz für uns eleigen.
Dieser Spaziergang heute führt uns übers chli verdrischaagete Maihölzli. Bin ja kein Förster, aber diese Ansammlung von Baumstrunks, Ästen und wildem Durcheinander hat für mich nix mit Wald zu tun. Vom gepflegten Wald wage ich gar nicht zu sprechen.
Im würkli idyllischen Waldfriedhof- auch meine Grosseltern väterlicherseits ruhen hier- sehen wir einige Personen chli hektisch am Boden na kriechen. Es scheint, als schämen sie sich und sind auch hektisch wieder wegg.
Was tun die denn?? Sind die am Blumen von den Gräbern klauen?
Ein knoblauchartiger Geruch strömt uns entgegen, wir sehen einen grünen Blätterteppich- Da geht uns das Licht auf: Aaaaah- Sie pflücken Bärlauch.
Na, von mir aus müsst ihr euch nicht verstecken oder so heimlich und hastig tun. Nehmt vonmiraus das feine Kraut nur.
Ich hätte grad hier meine Vorbehalte.
Auf dem Friedhof.
Über den Gräbern.
Wo auch nach der Grabesruhe die Verstorbenen nicht ausgebettet werden.
…
Wir gehen weiter, ziehen durch unstrukturiert strukturierte Quartiere, einjedes für sich selber, mit beängstigendem kleinem Abstand von Fenster zum Gegenüber. Fürchterlich wie man hier versucht hat, chrampfhaft ein Dorf zu bilden, und seit über 30 Jahren kläglich scheitern tut. Sorry, es ist eine Gemeinde, welche historisch halt nur aus verstreuten Bauernheimetli bestand. Zringseltum in der Gemeinde verteilt. Wenn man in ein Zentrum wollte, ging man nach Cham, einer natürlich gewachsenen Stadt. Reicht.
Gewiss, es gibt schöne Quartiere (unser Quartier ist eines davon), welches gut architektonisch gebaut wurde, mit sehr viel Grünfläche, grosszügig geschnittenen Wohnungen, schöner Aussicht. Die 1970er Jahre halt (grins).
Aber schon wieder brummbär› ich, statt mal was Effektives zum Bärlauch beizutragen.
Wir also an der verschandelten Burgruine (…Brummel- Jahaaaa, isch guet!) vorbei und dem Burgbach nach Richtung Drälikon, Reussebene.
Hier entdecken wir am Bach grosse Bärlauchfelder! Abseits irgendwelcher Gräber, oder Hundeversäuberungsplätze oder düngerwütigen Bauern.
Chli unsicher -denn es ist für uns das erste Mal, dass wir sowas tun- ob es nu wirklich Bärlauch ist, informieren wir uns via Netz (+Mama (danke Mama für den wertvollen Tip)), und beginnen die feinen Blätter zu pflücken. Sie sind recht zart und verströmen diesen speziellen Geruch, welcher an Knoblauch erinnern tut. Gut haben wir immer (!) ein Säckli dabei, da können wir die Dufteblätter reintun. Wir rasieren nicht gleich alles ab, sondern nehmen überall etwas wenig mit, die Natur soll sich ja auch erholen können, hm?
Sichtlich zufrieden spazieren wir mit halb gefülltem Säckli voll Bärlauch nach Hause.
Die Blätter werden gewaschen und entstielt.
Folgendes Rezept haben wir benutzt:
Zirka 100g Bärlauch und 50g Baumnüsse im Kenwood zerkleinern.
Würzen mit Salz und Pfeffer.
Ein Sprutz Zitronensaft dazu.
Das Ganze mit Olivenöl mischen bis die Konsistenz richtig scheint.
Abfüllen in nicht allzugrosse Gläser, mit chli Olivenöl «deckelen».
Fertig.
Uuuh, das ischt aber fein!!!
Und soo easy. Toll, wie befriedigend so was Einfaches doch sein kann.
Bin ustolz und megazufrieden!
Ich Brummelbärlauch.
Bärlauchbrummler.
Brummel.
Bärlauch!
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