Ich bin am Durchstöbern meines kleinen Archives- Also so richtig physisch (wühl!)- Nicht so virtuell -klick-Ordner öffnen- klick-Ordner schliessen. Nein, nein, das gedruckte Wort ist grad eben bei mir Trumpf, halt doch was sehr Spezielles. Als Jünger Gutenbergs hat man dazu eine gewisse Affinität. Auch wenn mir dieses Jünger sein nicht grade in den Schoss fiel, und ich mit sehr gemischten Gefühlen an diese Zeit zrüggdenken muss. Und streng genommen ja eigentlich gar kein verbriefter Jünger Gutenbergs bin, weil das Gautschen bei mir nicht durchgeführt wurde.
Hmm, bewusst(?) vergessen(?)…
Dazu kommt, eigentlich ist mein gelernter Beruf (Offsetdrucker-Heute Druck- und Medientechnologe mit Schwerpunkt Offsetdruck) überhaupt nicht so kreativ, so wie ich es zu Beginn erwartet habe. Vielmehr sind Genauigkeit und Arbeiten nach Kundenvorgaben der Standard. Reproduktion ins Tausendfache (Briefpapier/Visitenkarten/Broschüren/Zeitung/undsoweiterundsofort). Eigentlich mit grafisch/gestalten echt nichts am Hut. Also voll nicht meine eigene Gesinnung.
Nun gut, irgendwie (ich frag mich heute noch wie…) habe ich die vier Jahre durchgewürgt. Auch wenn nach zwei Jahren eine Reissleine (bis hin zu Gesprächen mit einem Physiognomen) gezogen wurde, und ich mich als Schreiner oder Lagerist neu orientieren sollte.
Oder die Lehre abbrechen.
Oder die Lehrstelle wechseln.
Aber das gab mein Grind nicht zu!
Denen will ichs zeige!! Ha!
Ich probierte die Situation für mich doch no chli zu verbessern, indem ich das Lehrlingsamt in den Betrieb zum Gespräch rief, weil ich meinen Lehrmeister so nicht mehr aushielt. Die Quintessenz war, dass mein Lehrmeister bei meiner halbjährlichen Bewertung «einfach alles ein Kästchen höher angekreuzt hat. Hoffe bist nun zufrieden!» mich anraunzte. Und mich weiterhin geplaget hat.
Rückblickend eine viel zu lange Verlegenheitslösung, welche mir aber trotz allen Garstigkeiten (O-Ton Lehrmeister: «S hed ja eh kei Wärt mit dir, mach doch eifach was wottsch!» geholfen haben im Nachhinein, besser auf eigeten Beinen zu stehen, und mit doch achtbarem Erfolg (Note 4,7) an der Abschlussprüfung und dem Brief im Sack doch noch eine zweite wichtige Genugtuung erreicht zu haben: Dass ich der erste und einzige Lehrling dieses ruppigen Ausbilders war.
Dafür habe ich gesorgt. Habe mich nie vom Ausbilder verabschiedet, sein Kommentar «Hätte nicht gedacht, dass du durchkommst an der Prüfung » zeigte mir, dass ich mich möglichst schnell aus diesem Umfeld lösen sollte. Und durch Vorzug der RS auf Sommer ’94 meinen Krux von Ausbildung nochmals 6 Wochen vor Lehrende frühzeitig abgeschlossen hab.
Wahrscheinlich habe ich auch dank ihm keinen Tag mehr auf dem gelernten Beruf gearbeitet.
Aber das ist Geschichte.
Und eigentlich Nebensache.
Ich bewahre seit ich denken kann, Zeitungsberichte auf, in welchen ich selber abgebildet bin, irgendwie schriftlich erwähnt werde oder diese Berichte sogar selber geschrieben hab. Irgendwie hat sich das so eingebürgert, seit ich vom Mami eine hüpsche Schachtel mit meinen eigenen Geburtskarten (auch schon weit über 40 Jahre her) überreicht kriege.
Hier drin ist sogar die amtliche Geburtsanzeige im «Seiser Blick» von damals aufbewahrt, ein für mich persönlich recht wertvolles Dokument, auch wenn doch nur aus Papier und Druckerschwärze. Erschien noch im Buchdruck, mit Bleisatz und ohne Bilder. Später kamen dann grobgepunktete Schwarzweissbilder der Schulschlussfeiern der Sekundarstufe dazu (man erkennt mich da drauf kaum), danach endlich Bilder in besserer Auflösung, und schlussendlich sogar auch in Farbe.
Wau!
Irgendwie ist das lange her- Oder ich bewege mich zu schnell.
Heutzutage gibts von mir schriftlich Gedrucktes nichts Aktuelles mehr. Es ist -falls umen- alles in Bits und Bytes umgewandelt, im Internet. Wer liest denn heutzutage noch das gute alte bedruckte Papier?
Gibt ja nichts älteres als die Tageszeitung von gestern (Und das ist ein Satz aus meiner Lehrzeit(!).
Ich stöber weiter…
Was macht denn der inmitten im Tumult von Fans des örtlichen Eishockeyvereins? Die wunderschöne und farbige EVZ-Mütze, welche ich immer mit viel Stolz getragen und in Ehren gehalten habe (Von einer ganz ganz lieben Person selbergemacht)? -Wenns gewollt wär, wärs nicht gegangen.
Weshalb drückt der Fotograf genau dann ab, als ich mit meiner «Milka» zum Entsorgen nach Zug zum neu eröffneten Ökihof fahre (die gelbe Beschriftung-ENJOY- ist schwach erratbar)?
Oder an der Vereinsmesse- Mit Namen und Foto die CD unserer Steelband am pushen. Einer unter hunderten..
Der erste gedruckte Artikel geschrieben von mir erscheint am 16. November 1992 (im 2. Lehrjahr notabene)? Eine Jungbürgerfeier.. Meine Jungbürgerfeier… Ach…
Ich bin weit weit weg davon, ein Promi zu sein, ist ja auch absolut nicht mein Wunsch. Aber trotzdem in der Zeitung zu erscheinen, hat mich doch immer wieder chli stolz gemacht. Seien wir doch ehrlich:
Macht es doch einjeden.
Gäll?
So wie es mich stolz macht, meinen eigeten Blog, meine Website mit eigenen Worten zu füttern. Und das geschriebene ab und zu wieder durchzulesen. Zu schmunzeln, zu sinnieren, anders zu urteilen.
Manchmal hab ich mehr Mühe mit Themen, manchmal sprudelt es nur so, mein Daumen flitzt dann nur so hin und her auf meinem Händy.
Vielleicht werde ich in 20 oder 30 Jahren diesen Blog genau so in den Händen halten, wie ich nun die ganzen vergilbten Zeitungsartikel?
Und sagen: Jösses, wie konnte ich nur?
Vorsichtig falte ich die Zeitzeugen wieder zusammen, lege sie vorsichtig zu den Glückwunschkärtchen, welche meine Eltern zu meiner Geburt erhielten (Magda? Welche Magda?), und schliesse die hübsche Kartonschachtel wieder weg.
Bis ich sie dann wieder mal hervornehme und staune, wie lange das her ist, als….
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