Heut berichte ich dir von was schon lange Dagewesenes, aber von uns neu Entdecktes, und jetzt in dieser Zeit immer lieber gewordenes Stück Paradies.

Aber Eisumsander:

Wir haben ja in der doch mittlerweile schon dreimonatigen Isolierung vom sozialen Leben jens Neues entdecken dürfen, vorallem rund um unser wunderschönes Deheime. Sehr tolle Plätze, ganz interessante Gebäude, viele versteckte Quartierchen, unerwartet staunenswerte Ausblicke. Dank des herrlichsten Wetters und einem wirklich ausgiebigen Frühling kommen wir in den Genuss eines intensiven Erwachens der Natur. Kann sein, dass unser Eindruck durch die Quarantäne verstärkt wurde, aber schön ist’s auf jeden Fall- Wir geniessen es rüüdig!

Wir haben uns angewöhnt, Feierabends nach dem Homeoffice/Homesewing uns ein bisschen die Beine zu vertreten. Nichts Verrücktes, eifig chli use, raus aus dem Alltag, andere Luft, andere Eindrücke. Und je länger diese Quarantäne dauert, desto wichtiger sind mir diese abendlichen Spaziergänge geworden. Denn für mich- Der würkli weder ins Büro pendelt noch zum einkaufstempeln ging ,sondern (mich deucht) eines der raren Exemplare geblieben bin, welches recht konsequent Zuhause blieb- Wird diese Abwechslung immer relevanter.

Da tut so ein Tapetenwechsel würkli gut. Gerne würde ich ins Tessin, oder so. Aber das dumpfe Gefühl, es sei nicht richtig (ist es ja auch nicht) lässt mich halt innehalten. Auch wenn andere chrampfhaft ihren vorhergelebten Ablauf wieder herstellen, und samstags im Futterland nun anstehen um im Laden einander auf den Füssen rumzutrampeln (von wegen Abstand halten- sobald man im Laden ist, geht das Gedrängel/Gewürgel los- Nix mit Anstand…). So weichen wir halt chli aus. Können in Gehweite an mindestens fünf Orten (!) frisches Brot posten, ohne dass es gleich zum Eiertanz wird.

Unser fast allabendlicher Hootsch begleitet immer ein Rucksack, gefüllt mit bitz Apèro. Chips/Salziges, und ein Most/Panaché/Energiedrink/Moscato/whateverau. Und wir rasten (innehalten- nicht düsen, gäll?) in unserer Wohngemeinde an den verschiedensten Orten welche wir nun entdecken, am liebsten chli schattig mit viel Guck.

Das einte Plätzli ist ein ganz Besonders, es hat auch historisch einiges von Hünenberg zu erzählen, ist doch eines der geschichtlich wichtigsten Lokalitäten im Dorf. Seit ca. 1700 wird der fast quadratische Platz von stattlichen Linden eingefasst. Hier wurden damals zweimal jährlich Versammlungen (bis zur französischen Revolution), oder Gerichte abgehalten und feierliche Anlässe gefeiert (auch die inzwischen nicht mehr durchgeführte Warter Chilbi war hier), zuvor wurden Exzerzierübungen mit der Waffe gemacht. Damals war das Zentrum des Dorfes noch hier, das schöne «Gesellenhaus» ist heute ein schigges Restaurant mit hüpscher Gartenanlage. Der ehemalige Feuerwehrweiher (Damals gabs noch keine Wasserleitungen mit Hydranten) – seit 1946 eingedeckt- wurde vor 20 Jahren mit einer Umgestaltung des ganzen Umfeldes durch einem Brunnen ersetzt.

Dieser Platz, mit acht schönen Linden bepflanzt, nennt man sinnigerweise Lindenplatz. Und wurde im Jahr 2000 chli rausgeputzt und Sandsteinblöcke als Sitzgelegenheiten unter das Laubdach hingestellt. Die Bäume sind zwar im Lauf der Zeit ersetzt worden, aber die beiden Ältesten sind nun mittlerweile auch Hundertjährig.

Wenn die erzählen könnten…

Wir nahmen zwar immer Notiz von diesem Ort, wenn wir mit dem Auto vorbei gefahren sind, aber so richtig bewusst wargenommen haben wir diese Oase nicht.

Bereits Anfangs März in Quarantäne, knapp vor dem Lockdown, waren wir mal hier. Uns fasziniert die ruhige Lage, das geschützt sein von den Laubbäumen (damals gänzlich ohne Blätter) und die Aussicht auf eine Strassenkreuzung. Da lief, fuhr, brummte, bremste, büügte doch Einiges.

Irgendwie zieht es uns immer wieder dahin, es sind keine 500 Meter von Zuhause, aber trotzdem ganz eine andere Welt. Wie ein Eintauchen, weg vom Alltag, hinein in die Natur. Wir bringen Sitzchüsseli mit, die Steine sind sonst ohne doch ebitz kühl und hart. Mittlerweile ist auch das schigge Restaurant zu. Die Beiz auf der anderen Seite hat grad mal wieder Pächterwechsel- Päch- Ob der überhaupt jemals noch auftut- Ist ungewiss. Das dritte Gebäude, das Schützenhaus wird in Bälde umgebaut und umgenutzt, kommt doch hier die Kanzlei der Korporation Hünenberg rein, auch eine öffentliche Toilette ist geplant. Toll!

Immer wieder kehren wir zu diesem Platz zurück, meist zu zweit, manchmal aber auch zu dritt, und bis auf sehr wenige Ausnahmen waren wir immer alleine vor Ort.

Langsam erwacht der Frühling, die Gräser wachsen, die Blätter entfalten sich- Es ist megawunderschön! Diesen Erwach-Prozess mit zu verfolgen, und so nahe und kontinuierlich zu erleben, ist unbeschreiblich schön.

WOW!

Mittlerweile haben die Bäume ihre prächtige Krone entwickelt, wir müssen nicht mehr hinter dem Stamm nach Schatten suchen.

Auch das Restaurant hat eben wieder aufgetan, chli Leben hier an dem wunderschönen Ort tut gut.

Ein langsames Erwachen, ein Spriessen der Natur.

Zweimal kommt sogar ein Büsi uns besuchen und lässt sich von uns streicheln.

Trotzdem es für alle sichtbar ist, habe ich das Gefühl, es bleibt ein Geheimtipp.

Der Werkhof schaut, dass ringsum den Platz gemäht wird, dass der Abfallkübel nicht überquillt- Perfekt!

Lässt einem chli innehalten, geniessen, einfach nur geniessen.

Lasst uns doch für einen Moment die Welt anhalten.

Auch schön.

Hier.

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