Seit 2009 gehört sie zu unserer Familie, das blecherne italienische Mädchen aus dem Jahre 1984. Damals mit einem guten Deal für beide meiner Cousine abgekauft (sie hatte für das treue Gefährt keine Verwendung mehr). Jahrzehnte lang war sie ihr eine treue Begleitung, und hat den Weg sogar nach Amden hinauf problemlos bewältigt.
Die mittlerweile Kult gewordene Vespa aus den Piaggiohallen in Pontedera (Pisa) macht sich durch ihre Wendigkeit und der geringen Wartungskosten nach dem zweiten Weltkrieg einen nicht unerheblichen Namen. Das charakteristische unverwechselbare Knattern lässt manchem heute noch das Herz höher schlagen.
Wie so manches erlebt auch dieses Vehikel aus der Nachkriegszeit einen Boom, wird wiederentdeckt und gehypt, Vespaclubs werden gegründet, Vesparides organisiert, man munkelt, dass sogar eingefleischte Harleyfahrer, welche ja ganz America-like für ihre Grossartigkeit/Überheblichkeit bekannt sind, gegenüber der kleinen Vespa (und nur ihnen) den Töffgruss erwidern sollen.
Ich bin ja seit 1992 in Besitz des Führerschein’s für das Motorrad. Erst der Kleine für meine 125er, mit der ich einige Jahre Sommer und Winter desumefurze. Dann in der Armee das grosse Töffbillet gemacht- Die Condor, ach ja…
Erst im ’96, mit heutzutage späten 22 Jahren habe ich dann die Autoprüfung absolviert, musste da trotz Töffprüfung zweimal antraben.
Meinen ersten Töff, den Yamaha SR 125 habe ich im ’97 für läppische 500.– verscherbelt, der Umzug ist Tessin hat meine Töffambitionen auf Eis gelegt.
Erst 12 Jahre später wollte ich mal wieder auf zwei Rädern unterwegs sein, und kaufte von einem Freund eine überteuerte Yamaha FJ 1200. Eine schwere Blechkuh aber mit Pfupf bis zum geht nicht mehr. Die hatte mehr PS wie ein Kleinwagen. Mein «Hobu», wie ich das Vehikel nannte, war trotz Gewicht leicht zu steuern, kam aber nicht so oft wie gewünscht in Gebrauch, meist waren kleinere Türli drin, oder mal ein Sondereinsatz an Ostern zum go schaffen.
Genau in dieser Zeit kam der Deal mit der Bianca zustande. Ich hatte nämmli meinen Liebsten bearbeitet, er solle doch die 125er Töffprüfung auch absolvieren. Musste ja nur der Grundkurs besucht werden, um prüfungsfrei an die Erlaubnis zu kommen, kleinere Motorräder selber lenken zu dürfen.
Was er dann auch getan hat.
Dafür war Bianca der ideale treue Begleiter. Klein und wendig. Verzeiht auch kleine Schaltfehler, und läuft immer zuverlässig an, egal, bei welchen Bedingungen.
Nur eines hat sie gehasst: Geschicklichkeitsfahren mit dem Fahrlehrer auf dem Sozius. Da hat sie hartnäckig gestreikt.
Kann man ihr aber durchaus nachfühlen.
Ansonsten tuckert sie geduldig, ist aber auch für spritziges zu geniessen.
Ein paar vereinzelte Male hat man uns vier gemeinsam gesehen- Wir zwei mit dem Hobu und der Bianca. Ein seltsam unterschiedliches Töff- Paar.
Nachdem mein Hobu mehr stand wie gefahren wurde, habe ich mich vor einigen Jahren mit etwas Wehmut (und mit einigen Verlust) wieder verkauft.
Bianca haben wir behalten, passt gut hinter das Auto auf unserem Parkplatz, können so zwei Motorradparkplätze freigeben.
Sie wäre eigentlich dazu gedacht, auf kurzen Distanzen, bei schönem Wetter eingesetzt zu werden. Jedoch bekundet meine bessere Hälfte etwas Mühe mit der Handschaltung. So, dass sie schlussamänd quasi nur zur amtlichen Vorführung bewegt wurde.
Dazu fällt mir eine Story ein: Wir holen nach dem Kauf die Vespa vor dem Wochenende bei der Cousine ab, soll es doch Anfang Woche auf den amtlichen Prüfstand.
Es stellt sich nun heraus, das Tachokabel sei gerissen, na toll. Nach Gefühl habe ich dann die Vespa überführt- Gemäss Angaben hatte ich die Tempi’s gut im Griff.
Yess!
Am Montag noch schnell abgespitzt, musste ich dem Prüfer beichten, das Tachokabel sei «grad eben» gerissen. Er hat Bianca freundlicherweise trotzdem geprüft, und sie wäre sonst sicher auch durchgekommen. Nun gut, ein neues Tachokabel eingezogen, frisch geputzt, war das italienische Wespi nun mit der amtlichen Bewilligung wieder auf unseren Strassen zugelassen.
Vai!
Reparaturen hatten wir sehr selten, der Sattel wurde ausgetauscht, Blinker und Brems/-Kupplungshebel ersetzt… Kleinigkeiten, kennt man als Töffahrer ja.
Es folgen einige Jahre, in der Bianca wenig bis nie bewegt wurde.
Insgesamt viermal wurde sie von uns vorgeführt, und mit leichten Quäckereien (Pneu hinten ersetzt) souverän in Verkehr gehalten. Im 2019 war dann ein ganz ekerliger (o-Ton aus Bulgarien) Prüfer am Werk. Die Vespa verliere Öl, flicken und nochmals antraben, bitte.
Pff, dabei war sie all die Jahre würkli immer stubenrein, und auch ein Besuch beim Garagist unseres Vertrauens brachte nur heraus, dass man besser nicht drumrumschraube. Sondern einfach nur sauber (blitze-Bianca) gemacht werden soll.
So geschehen- So durch die Prüfung gekommen.
Weniger ist manchmal mehr.
Rein wirtschaftlich müssten wie uns schon lange von dem Original trennen, aber das Herz hängt doch nochli draa..
Ein Umdenken findet in diesen Wochen statt, geholfen hat sicher das ganze Brimborium mt Covid-19. Als Pendler in den ÖV fühle ich mich jetzt nicht mehr so wohl. Es tünkt mich alles dreckiger unsauberer und schmuddeliger wie zuvor. Auch sind die Leute nicht mit der Vorsicht und Hygieneregeln unterwegs, wie ich und der Bundesrat es für sinnvoll halten, damit man die Pandemie auch in den Griff bekommen kann.
Maske hin oder her.
Soviel zu Eigenverantwortung und gesundem Menschenverstand.
Erschreckend!
Hmmm, muss ich nach 15 Jahren ÖV doch wieder auf’s Auto zurückgreifen?
Leider sprechen viele Faktoren dafür, und die Erneuerung meines Jahresabo, welches «grosszügig » von der SBB um zwei Wochen bis Mitte Juli verlängert worden ist, werde ich nun auslaufen lassen.
Und meinen Arbeitsweg halt mit dem Auto bestreiten. Hätte nie gedacht, dass ich das je in Erwägung ziehen würde…
Dazu kommt noch die Idee meines Herzallerliebsten, sich einen Elektroroller anzuschaffen. Mit Automatikgetriebe, benzinfrei und schigg.
Oh! Wieso nicht?
Wir möchten drum mal einen Augenschein von so was nehmen, beginnen verschiedene Modelle zu prüfen.
Es gibt ja seit gut zwei Jahren von Piaggio selber eine Vespa Elettrica, einen elektrischen Roller, welcher sogar im Stammwerk in Pontedera selbst produziert wird. Nicht so ein billiges Chinateil- sondern italienische Qualitätsarbeit.
Sieht aus wie eine klassische Vespa. Einfach ohne Benzinmotor.
Oh!
Wir durften sie in der sehr sympathischen Vespagarage Schneider in Zürich-Affoltern probefahren- Es war Liebe auf den ersten Blick. Hat würkli Spass gemacht, lautlos mit dem Verkehr zu fahren! Die geht ja voll ab!
Da es noch ganz neu ein stärketes Modell (bis 100km Reichweite pro Charge/ 70km/h schnell) gibt, sind wir uns über eine Anschaffung einer Elettrica recht schnell einig. Einige Details konnten wir noch selber bestimmen, ein Gepäckträger inklusive passendem Case gibts obendrauf.
Wir sind sehr gespannt auf die Vespa Elettrica.
Die neue Versicherung hat uns eine würkli gute Offerte gemacht.
Das Nummernschild wird von der Garage organisiert, wir müssen uns um nichts kümmern. Haben quasi per Whatsapp einen Töff gekauft.
Schlüsselfertig.
Sowas!
Nun warten wir auf den Abholtermin.
Bianca möchten wir gerne in sorgfältige Hände geben, sind überzeugt, dass sie dem künftigen Besitzer noch lange viel Freude machen wird.
….und sonst behalten wir sie.
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