Es hat sich bei uns chli eingebürgert, dass wir amix an meinem Geburtstag was zusammen unternehmen. Ich mache den Tag meist frei (ausser er falle auf einen arbeitsfreien Tag, dann ist eh frei, hihi) und dann gehen wir was angucken. Sei es mit dem Bähnli auf den Pilatus, auf den Fernsehturm in Stuttgart oder auch die Habsburg stand schon auf dem Programm. Irgendwas was von Zuhause erreichbar ist, was man nicht grad alle Tage tut, interessant ist und Spass macht.
Da mein Häppy Birthday in der letzten Juliwoche fixiert ist -Seit auch schon über 40 Jahren- Ist einerseits das Wetter meist sonnig und warm, anderseits sind die Leute oft in den Ferien.
So machen wir halt zu zweit was, gucken uns lässiges Zeug an, haben viel Zeit miteinander.
Und das ist für mich jeweils das wunderschönste Geburtstagsgeschenk.
Freu mich immer rüüdig drauf.
Heuer wars e bitz anders, die Pandemie ist ja immer noch omnipräsent, obwohl böse Zungen behaupten, sie sei vorbei. Trotzdem haben wir was gefunden, was uns gefällt, aber wir auch nicht unter einer grossen Menschenmenge sein müssen.
Und ich kann dir sagen, tiefglücklich über den erlebten Tag und verliebt über beide Ohren in meinen Mann wie nur öppis schlafe ich heut nacht ein. Es war dermassen schön!
Lass mich erzählen:
Frühmorgens um sieben (es ist Sonntag!) ist Tagwache, denn um Acht wollen wir los. Unser Ziel ist der Zoo al Maglio in Magliaso im Tessin. Der treue Leser weiss, dass ich da ein Patenkind habe, den Löwen Alex. Und wir durften vor mittlerweile fast sieben Jahre unsern wunderwunderwunderschönen Hochzeitsapero da feiern- Es war für alle unvergesslich!
Wir waren nun (sicher auch Coronabedingt) schon länger nüm im Malcantone, gerne sind wir im Winter mal da, einerseits ist es meist trocken und relativ warm, anderseits hat’s keine «Zucchinis» (wenig schmeichelhafter Ausdruck für Deutschschweizer).
Wir freuen uns rüüdig, und nehmen die gut zwei Stunden Autofahrt gerne in Kauf.
Bereits die Fahrt ins Tessin ist amigs ganz easy. Meist nehmen wir dazu den Gotthardpass unter die Räder, ist viel schöner und dauert maximal 30 Minuten länger als das grausig enge Loch, was sich Strassentunnel nennt. Ich in so froh, macht man endlich eine 2 Röhre und führt den Verkehr nachane richtungsgetrennt. Dass die heutige Führung im Gegenverkehr (ohne Leitplanken!) überhaupt erlaubt ist? Fahrlässig!
Und da man davor seit Frau Bundesrätin D.L. eh künstlich im Stau steht, ist die halbe Stunde ratzfatz eingeholt.
Wir sehen den Pass mal ohne «6 Meter Schnee» und staunen, dass da oben nun einige grosse Windräder aufgestellt werden. Der Pass ist ja nicht wirklich schön, da stören diese Ungetüme nicht so fest. Bei der Kaserne Motto Bartolo sind die Flügel der Windmaschinen zwischengelagert, bereit für den Transport und die Montage. Uff- Das sind ja Riesendinger!
Die Autobahn ist voller Baustellen, wir benötigen einige Zeit mehr. Henu- wir haben de Ziit. Soviel, dass wir vergessen zu rasten, und mit übervollen Blasen beim Zoo auftauchen, grins…
Es war für den Zoo eine extrem harte Zeit- Sie mussten Mitte März für das Publikum schliessen, und ohne Einnahmen und Subventionen (das kriegen sie nämlich unverdient nicht) ist schnell mal Ebbe. Aber die Tiere brauchen die Nahrung trotzdem, man kann die dann nicht einfach so ohne essen lassen. Gut hat es immer Leute welche mit Lebensmitteln und Sonstigem vorbeischauen, auch Spenden wurden noch so gerne angenommen.
Da der Zoo im Juni vor den Schwimmbädern und Spielplätzen öffnen durfte, war der Zoo für Familien eine willkommene Abwechslung.
Tut auch gut.
Auch als wir vorbeigucken, sind recht viele Leute hier, ein schönes Bild. Dass der Zoo fast für immer schliessen musste, ist tragisch für die Betreiber, aber auch für die Tiere. Denn diese müssten dann eventuell sogar eingeschläfert werden.
Irgendwie haben sie aber trotzdem den Rank gefunden- Mir fällt ein grosser Stein vom Herzen.
Ich bin auch kein grosser Freund von eingesperrten Tieren, aber dieser Zoo hat sich in den letzten 20 Jahren extrem zum Guten geändert. Man schaut sehr auf das Wohl der Tiere, und Tiger/Puma/Krokodile/Bären, sowas hat man schon lange nicht mehr. Einzig die Löwen und zwei wunderschöne Schneeleoparden sind noch grosse wilde Tiere. Ansonsten hats eher kleinere wie Wallaby’s, Hängebauchschweine, Kapuzineraffen, Schildkröten. Und jede Menge Vögel. Vom Schwan zum Huhn. Papagei zum Wellensittich.
Und irgendwie fühle ich mich wohl hier. Sitze gerne auf einem der Bänkli, trinke einen Kaffee, schlunze ein Glace, und hören dem Stimmenwirrwarr zu, welches von Tier und Mensch zu uns rübergetragen wird. Auch hören wir gerne Geschichten des Personals, was im und um den Zoo passiert, denn hinter den Kulissen läuft doch einiges.
Der Besuch «meines» Alex darf natürlich nicht fehlen, auch wenn ich ihn im besten Willen von seinen zwei Brüdern nicht unterscheiden kann. Geplant ist, dass Alex hierbleibt bei seiner Mama, seine Brüder werden an geeignete Orte vermittelt. Und langsam kriegt er seine kräftige symptomatische Mähne. Auch sonst ist er ganz ein Schöner. Am liebsten würde ich ihn knuddeln, aber das käme sicher nicht gut.
Wir machen noch ne Runde, lassen die schönen Eindrücke auf uns wirken.
Sind zutiefst zufrieden.
Am Namitag brechen wir dann auf, es wird drückend heiss, Tessin im Juli halt. Nach Lugano gehen haben wir in dieser Hitze absolut keine Lust, und Sonntags ist ja eh alles zu.
Und hat nur tonnenweise Zucchini’s.
Bäh!
Ich hab da aber ’ne Idee, einen echten Geheimtipp und absolut weiterempfehlenswert. Und diesen wollen wir besuchen.
Wir beschliessen langsam z’durhei zu tuckern, auf Besuche im Camping haben wir absolut keinen Bock.
Aber ich hab bei TikTok (dieses üble Zeitverplämperliteil aus China) was gesehen, was mich uhuere gereizt hat. Solche Sachen speichere ich meist im Hinterkopf, und versuche, diese Orte zu besuchen, oder diese Aktion auch durchzuführen.
Dieses mit Musik hinterlegte Video zeigt einen würkli schmalen Tunnel, schlecht beleuchtet und immer etwas Wasser, was an den Wänden durchsickert. Gewendet kann nicht werden, und ein Kreuzen für Autos unmöglich. Falls was entgegen kommt, gibts nur eines- hinderschi retour fahren. Ampeln gibts nicht. Na dann bravo. Aber es ist in der Schweiz.
Mich reizt das, möchte gerne dahin. Und es liegt praktischerweise heute quasi auf dem Nachhauseweg, wir haben keinen Bedarf auf Autobahnbaustellen und Stau. So führt uns der Weg bei Biasca rechts weg Richtung Lukmanier, ins Bleniotal. Ein recht ursprüngliches, und mit viel unberührter Natur versehenes wunderschönes Seitental im Alto Ticino. Im Winter war ich hier amigs schifahren, ganz respektabel die Pisten.
Für im Tessin.
Das nur mal am Rande erwähnt.
Wir tuckern gemütlich das Tal z’deruuf, bis wir nach Blenio den Abzweiger Richtung Valle Brenno nehmen.
Hier gleich zu Beginn ein Tunnel-
Der Tunnel?
Dieser besagte enge Tunnel?
Wir hängen uns an den Ortsbus, welcher ins Tal hinein fährt. Soll er uns den Weg frei «schaufeln». Aber der 1500 Meter lange Tunnel ist weder eng noch schlecht beleuchtet. Wir können problemlos kreuzen, da würden auch zwei Busse problemlos aneinander vorbeikommen.
E bitz enttäuscht stehen wir in Campo Blenio, dem Dörfli. Ein kleines schmuckes weiteres Schigebiet abseits jeglichem Rummels.
Rechts oben sehen wir die Staumauer des Lago di Luzzone. Da drauf wollen wir, denn gemäss meinen Infos kann man über den Damm fahren mit dem Auto. Wo kann man denn dass schon in der Schweiz? Und wo ist jetzt dieser Tunnel?
Äbe.
Die sieben Haarnadelkurven zeigen uns, dass es schön ist, hier motorisiert zu sein. Zu Fuss oder mit Velo uffe quälen?
Dankemersi-Nei.
Von 1200 Meter über Meer auf 1600 Meter über Meer in 6 Kilometer.
Wers mag soll.
Wir nicht.
Plötzlich stehen wir vor einem Tunnel. Nehmen aber die Strasse links davon welche noch weiter raufgeht. Und dann stehen wir plötzlich vor drei Tunnels!
Huh?!!
Eins, zwei oder drei?
Geh aufs Ganze!
Nehmen wir mal den ganz links.
*Achtung: Spoileralarm*
Und siehe da, nach einer kurzen Anhöhe stehen wir auf dem im Jahre 1998 erhöhten Staudamm.
Sooo kuuul! Links der See, rechts das Tal, wir tuckern gemütlich über die Dammkrone. Wenn uns jetzt nur keiner entgegen kommt..
Puuh! Schweinghaa. Wir sind drüben. Ein Parkplatz für 6-7 Autos, aber uns zieht das Tunnel an, welches in den Berg führt. Eng, schlecht beleuchtet, und von den Wänden tropft Wasser….
Aaaaaah!
Das isches jetz!
Soo kuul!!!
Rund 850 Meter lang, 2,7 Meter breit und 2,5 Meter hoch ist der Tunnel- Und schon verschluckt er uns. Durch das, dass wir hier elektrisch fahren, kommen wir sehr nahe an die Geräuschekulisse im Tunnel…Wir hören es tröpfeln und irgendwo rauscht ein Bach.
Wir sind gespannt auf den Ausgang des Tunnels, ich hab beim Rekognoszieren im Netz herausgefunden, dass der Bus hier auch durch den Tunnel durchfährt und am Ausgang auf halber Strecke um den See zirka zweimal täglich hält!
Hier, vor einem fantastischen Panorama eröffnet sich der Blick über den See, die dahinterstehenden Berge, uns bleibt der Mund offen (Beitragsbild). Es ist wunderschön hier, wir spazieren zum See runter, wo jemand vom Auto aus fischen tut.
Wau ist das megaschön hier!!
Von hier aus gehen unzählige Wanderwege bis zum Beispiel ins benachbarte Valsertal.
Wir sind begeistert. Und quasi alleine. Weil ja alle am Seealpsee sind. Oder in Zermatt, oder Grindelwald, oder am grossen Mythen.
Bäh!
Ist also würkli ächt en Gheimtipp hier, und das Wetter verwandelt den See mal in einen schwarzblauen Topf, mal schillert er in verschiedenen hellsten Blautönen, wie man es von den Engadiner Seen und den Kalendern dazu kennt.
Herrlich!!!
Retour haben wir wieder das Glück, keinem Linienbus zu begegnen, wir können durch den Tunnel wieder auf die Dammkrone. Hier ein kurzer Stopp, dann gehts weiter. Wollen ja noch wissen, wo Tor 2 und Tor 3 hingehen.
Und als Schmackerl Tor 4. Du erinnerst dich an unsere Hinfahrt hier auf die Krete?
Gut- nehmen wir diesmal das mittlere Tunnel, es führt uns auf eine Aussichtsplattform hoch über dem See. Sogar ein WC hatts hier.
Tipptopp.
Der dritte Tunnel führt zum Restaurant, welches wie ein Wachposten über dem Damm und dem Tal trohnt. Toll.
Chli weiter unten Tunnel vier, dies nun mit Ampel vor einem weiteren Tunnel. Sobald wir grün haben, geht es hinein in die Staumauer! Die alte Dammkrone, um 1963 gebaut, wurde einfach um 17 Meter erhöht und überdeckt, nur die Strasse ist befahrbar geblieben.
Wie lässig ist das denn??!!
Schwupps spukt uns die Staumauer seitlich wieder aus, auch hier haben wir genug Zeit zum halten, gucken und staunen.
Auf dem Rückweg lachen wir beide, wie wir vor dem ersten breiten Tunnel fast in die Hosen gemacht haben, und tuckern gemütlich Richtung Lukmanier. Chröömlen am Strassenrand chli Hirschsalami und ein an die Urner Pastete erinnerndes Süssgebäck (mit Nuss und Grappa, hat er gesagt), wohl bekomms.
In Disentis gabs einen Zwischenhalt, eigentlich ein schön herziger Ort, leider völlig vom Verkehr zerzaust.
Im Volg Fressalien aufmunitioniert gehts zur Fleischdörrerei Sialm. Da waren wir schon mal. Hat einen Kühlschrank mit feinem getrocknetem Fleisch. Und bezahlen kannst via TWINT.
Sau praktisch.
Wir gondeln über den Oberalppass, auf der Suche nach einem geeigneten Picknickplätzli.
Aber wie es so kommt, bis Andermatt nix Schlaues, kein Friedhof (du erinnerst dich?) nur vereinzelt ein paar Bänkli an der prallen Sonne.
Ouuuneii!!!
Mir kommt da so eine Idee: Komm wir parken bei der Teufelsbrücke und picknicken dort. Schnell einen Parkplatz ergattert merken wir, dass es hier enorm windet, sei es vom stiebenden Fluss, oder den schluchtartigen Gegebenheiten.
Egal, wir vertrampen uns chli die Beine, hootschen zum Suworow-Denkmal, und weiter auf die alte Teufelsbrücke, welche sich über die tosende Reuss spannt. Bis um 1830 hat sich sämtlicher Verkehr von Nord nach Süd über diese Brücke mühen müssen. Und soll bereits um 1200 schon als Holzbrücke existiert haben.
Gwaltig.
Untenan der Brücke ein Eingang zu einem Stollen. Schöllenen- Rundweg steht da!
Seit 2010 (!) kann man in zirka 30 Minuten einen äusserst interessanten Rundweg absolvieren. Und er ist würkli gut gemacht. Der militärische Stollen führt nämlich in der Felswand einen Weg, der das Passieren der Schöllenenschlucht auch bei gesprengter Teufelsbrücke möglich machen würde.
Hättest du das gewusst?
Äbe.
Tief unter dir donnert die Reuss, die Kulisse ist enorm grandios.
Also hier lohnt sich ein Stopp allerweil, und zudem erfährt man allerlei Interessantes. Ich will hier nicht mehr erzählen-
Geh selber und staune.
Erlebe die Urgewalten der Reuss, die geschichtliche zentrale Rolle des Ortes, die beklemmende Schönheit der Natur.
Und man staune- Gratis. Und dies in der Schweiz, hm?
Da es für Picknick zu windig ist, entschliessen wir, unsere Rast an den Teufelsstein am Eingang des Gotthard Strassentunnels zu verlegen.
Passt ja zur Teufelsbrücke, hihihi. Leider war dieser Coronabedingt(!) abgesperrt- Och nöö!!
Dann halt 500 Meter weiter, in einer Parkbucht. Endlich können wir die kürzlich akquirierten Stühle und den Tisch einweihen, und die tun prima ihren Dienst. Wir schauen dem Verkehr zu, und manch einer schaut neidvoll zurück…
Die Heimfahrt wurde begleitet durch einen wunderschönen Sonnenuntergang am Lauerzersee, und der folgenden wunderschönen Abendstimmung.
Ein rundum gelungener Ausflug, alles Gute zum Geburtstag, Remo.
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