Mon Diö!!

Jetzt bin ich bereits 15 Jahre bei meiner aktuellen Firma angestellt.

Hätt ich echt selber nicht gedacht.

Als mich ein Headhunter hierhin verwies, und ich eigentlich nur eine temporäre Stelle finden wollte, um von meiner damaligen Firma wieder fortzukommen, welche mir nach dem Dilemma und der anschliessenden Schliessung der vorhergehenden Stelle freundlicherweise ausgeholfen hat. Diese jenige Firma im Freiamt war recht speziell für mich, habe ich da- nach Rückkehr aus dem Tessin und 1 Monat in Zug- (die Firma ging pleite, bevor ich den Arbeitsvertrag unterschrieben habe) als Flexodrucker gearbeitet, und mich dann als Prozessfachmann weitergebildet.

Nach erfolgreichem eidgenössischem Abschluss (!) die operative Leitung der Druckerei/den Einkauf und auch die Planung übernahm und innehatte. Das war ächt eine koole Zeit. Leider wurde das Führungsmanagement komplett ausgetauscht, und man hatte Angst vor mir, weil ich noch von der «alten Gilde» war.

So habe ich dann schliesslich nach einiger Mobberei gegen mich von mir aus gekündigt. Und ich erfuhr, dass der Verkaufsleiter danach freudig ins Büro sprang mit den Worten: «Ja! Er hat gekündigt!!» Also entweder ich war soo ein Riesenarschloch- oder aber -und das wäre eher vorstellbar- Sie hatten so immens grosse Angst vor mir…

Wer weis wieso…

Ich habe dann mit einem unserer Lieferanten ein gutes Gespräch, und er nahm mich noch so gerne befristet als Drucker unter Vertrag. Ich habe dieses Angebot auch gerne angenommen, war die Firma 10 Minuten von zuhause entfernt und ich weg von der langsam marode werdenden HOWAG Kunststoffe AG. Ich habe die Druckerin von da auch gleich mitgenommen, so dass diese Firma nun ohne Fachpersonal dastand.

Sälbertschuld.

Ein paar Jahre Misswirtschaft später war die Firma halt eh nur noch Geschichte. In den Gebäudeteilen sind heute mehrere Firmen, ich glaube eine Schreinerei, ein Elektronikfachhandel und Lager für diverse Unternehmen.

Ist echt schade, denn die HOWAG Kunststoffe hatte diverse eigenständige, und gut funktionierende Abteilungen.

Es standen um die 10 (!) Extrusionsanlagen, aus welchem Kunststofffolien (Baufolie/Abfallsäcke/ oder Folien auf Bestellung) aus Granulat hergestellt wurden, dann eine Abteilung mit Werkzeugschutznetzen, es waren auch sieben Anlagen, welche Netze in allen Farben und Feinheiten auch aus Granulat hergestellt haben.

Dann gabs noch drei Minigrip-Extruder, Der weltberühmte Druckverschluss wurde im Lizenzvertrag für die Schweiz hier produziert.

Eine einfache Druckerei (6-Färber) für die Veredelung der von uns produzieren Ware, sowie sicher zehn Maschinen, welche Siegelrand- und Standbeutel aus den Folien gemacht haben.

Eine würkli breite Palette von diversen Standbeinen. Man merkte auch, dass der Patron (sag nie Stumpen zu seiner im Mundwinkel paffende Zigarre) recht stolz auf den Betrieb und seine Angestellten war.

Und wenn du tüchtig warst, auch mal einen extra Zustupf kriegtest.

Oder 500.- bar auf die Hand bei keinen Fehltagen pro Jahr.

Oder halt wie mir, den Wechsel aus der Produktion ins Büro zu ermöglichen. Inklusive Weiterbildung.

Findet man heute eher selten.

Nun ja, nach dem x-ten Scheffwechsel und Rationalisierungen, und auch mir gegenüber sehr grossem emotionalem Druck, wollte ich die Genugtuung nicht der neuen Führung geben, mich wegzueckeln- Ich hatte bereits meinen Nachfolger hingestellt bekommen, den ich einarbeiten musste.

Drum nahm ich das temporäre Angebot bei unserer Lohndruckerei gerne an. Mal wieder an der Maschine arbeiten macht auch Spass. Und gibt mir die nötige Luft, was Anständiges zu finden. Was für die Zukunft.

Ein Stellenvermittlungsbüro an der Uraniastrasse in Zürich verwies mich dann eben an eine Stelle im Züri Oberland- Ich solle mal go luegen.

Nun gut, ich ging mal, mit wenig Emotionen und Hoffnung- Es war doch über eine Stunde Arbeitsweg. Ich wollte eigentlich in der Nähe von Zug bleiben. und nicht im Gaggo irgendwo weit hinter Züri.

Das Gespräch verlief gut, die Personalchefin hat meine Lohnforderung noch um 100.- gedrückt (ich hab 200.– mehr angegeben wie gewünscht)- also win-win, odr?

Und ich war noch nicht Zuhause, als der Headhunter mich bereits anrief, ich könne dann die Stelle haben. Wenn ich denn möchte.

Whut? Kein zweites Gespräch?

Schmeichelhaft!

Nun, ich brauchte etwas Zeit, aber schlussamänd habe ich bekanntlich ja zugesagt.

Als Produktionsplaner zu arbeiten hat mir sehr Spass gemacht, die einzelnen Maschinen auszulasten und einzuteilen. Es sind hier immerhin 45 Maschinen, welche möglichst nahtlos produzieren sollen, mit hohem und qualitativ gutem Ausstoss. Das Organisieren und Austauschen, quasi Jonglieren mit den vorhandenen Kapazitäten-

Geiles Zeug!

Ich liebe es!

Dieser Job hat nur einen Nachteil: Man war als Drehscheibe immer im Mittelpunkt, der Spagat zwischen Produktion (welche wirtschaftlich produzieren will), und dem Verkauf (welcher wirtschaftlich verkaufen will) ist nicht auf gesundem Niveau vereinbar. Ein für alle gangbarer Kompromiss gibt es schlicht und einfach nicht, immer gibts jemand, der lauter schreit.

Mängisch kam ich mir vor wie Sisyphus, dem Mann aus Griechenland. Immer wieder stand ich vor dem Trümmerfeld meiner geplanter Aufträge. Hab sie stundenlang gebüschelet, eine geeignete Reihenfolge der Aufträge gefunden, das Programm optimal erstellt. Und dann kam garantiert wie das Amen in der Kirche:

-Entweder der Verkauf, der die Ware wieder mal früher als vereinbart dem Kunden verspricht.

-Der Einkauf, der plötzlich nun doch nicht das Rohmaterial zur Zeit besorgen kann, obwohl er es versprach.

-Oder schlusssmänd der Abteilungsleiter, welcher sich nicht an die Reihenfolge meines Programmes hielt, weil er es anders machen möchte. Eifach so.

Zägg!

Ach herrje- Dann stossen wir den Felsen halt wieder hoch, wieder und wieder und wieder. Es helfen keine Projekte, neue Programme oder Hilfslisten. Ist auch heute (mittlerweile auch schon mein Nachfolger Nummer 6) noch so.

Und irgendwie hatte ich keine Lust mehr auf Selbstkasteiung à gogo.

So habe ich vor gut 10 Jahren in die Arbeitsvorbereitung gewechselt- Weg von der Front, weg von der Schusslinie, aus dem Schützengraben in den Kommandoposten.

War mir ja nicht gänzlich unbekannt, Stammdatenpflege habe ich schon eben in der HOWAG gemacht.

Die ersten zwei Jahre noch mit Begleitung (bis zu seiner Rentnerei), alsodann alleine.

Und ich habe auch recht schnell aufgeräumt mit alten Zöpfen- mittlerweile ist alles online, was man von mir braucht, Anfangs waren es zwei volle Bundesordner pro Monat, welche archiviert werden mussten. Heute kann online darauf zugegriffen werden.

Stichwort: Papierloses Büro.

So vergingen die Jahre, ich konnte einiges auf die Beine stellen- und siehe da: Heuer feier ich bereits das 15-Jöhrige. Ein beleuchtetes Bild von allen Jubilaren hängt seit Neuestem am Haupteingang der Firma.

Ein schönes Zeichen.

Auch eine Art Wertschätzung, nid?

Denn das müsste die Firma nicht. Man könnte es ja einfach unter den Tisch schieben und vergessen.

Find ich toll, dass sie es trotzdem macht.

Es muss doch auch nicht immer nur monetär sein, dass man Wertschätzung ausdrückt.

Das kann ein ehrlich gemeintes Kompliment sein, oder eine aktive Mithilfe an einem Projekt. Das kann die Erwähnung an einem Teamrapport oder einer Mitteilung am Allgemeinen Anschlag sein. Und dies auch mal unter dem Jahr, nicht nur kuschelnd zur Weihnachtszeit.

Es bräuchte äben nicht viel. Aber das lernt man halt in keiner Schule, an keinem Seminar. Da wäre ein gesundes Mass an Persönlichkeit, Charakter und Führungsstärke von Vorteil.

Diese drei positiven Eigenschaften sind eminent wichtig zur Mitarbeiterführung.

Hat nicht jeder Chef.

Leider…

Kategorien: Persönliches

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